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Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)

Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)

Titel: Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simona Ahrnstedt
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tränkte ein Tuch mit Wasser und hielt es behutsam an Sofias Lippen, in der Hoffnung, dass sie einen Tropfen trinken würde.
    Als sie sich umsah, entdeckte sie, dass etwas anders war.
    Das Kind war weg.
    «Sie will, dass er Fredrik heißt», sagte Johan. Er hatte seinen Sohn auf dem Schoß. Es war das erste Mal, dass sie Johan mit dem Kleinen im Arm sah, und trotz all ihres Elends musste sie lächeln.
    «Nach dem Arzt?»
    «Ja. Vorher hatte ich nur den einen Wunsch – dass Sofia überlebt. Für das Kind hatte ich kaum etwas übrig. Aber er hat ja nichts Böses getan, nicht wahr? Es war nicht seine Schuld.»
    «Das Leben ist so grausam. Aber dein Sohn ist wundervoll.»
    Der Kleine schrie, und sie lächelten beide.
    «Johan?» Sofias Stimme war so schwach, dass man sie kaum hörte.
    «Du bist ja wach, mein Liebling. Ich bin hier. Und dein Sohn, Fredrik.» Johan stand auf und trat ans Bett.
    «Ist Bea auch hier?», fragte Sofia. «Ich sehe sie nicht.»
    Beatrice nahm ihre Hand und setzte sich auf die Bettkante. Sofias Hand war glühend heiß, doch zum ersten Mal seit Stunden schien sie ganz klar zu sein. «Ich bin auch hier. Ich habe gehört, dass du deinen Sohn nach dem Doktor taufen willst. Fredrik Stjerneskanz, das ist ein schöner Name.»
    «Bea, kannst du mir verzeihen?»
    «Wofür?»
    «Dass ich so schwach war und du dich immer um mich kümmern musstest?»
    «Sag so etwas nicht. Solche Dummheiten will ich gar nicht hören. Ohne dich wäre mein Leben schrecklich einsam gewesen. Du musst kämpfen, Sofia, du kannst nicht einfach aufgeben, gerade jetzt, wo du Mutter geworden bist. Und denk doch auch an den armen Johan.»
    «Ich bin so müde, Beatrice. Ich wusste nicht, dass man so müde sein kann. Ich will nur noch schlafen. Entschuldige.»
    «Dann mach die Augen zu und ruh dich aus. Wir wachen über dich.»
    Sofia schlief wieder ein, und allmählich fielen auch Beatrice die Augen wieder zu. Johan schlummerte auf seinem Sessel ein.
    Ich bin so müde, dachte Beatrice. Ihr erschöpftes Gehirn wollte weiterschlafen, aber irgendetwas zerrte an ihr. «Wach auf, Beatrice, du musst aufwachen», hörte sie Johans Stimme, aber sie wollte einfach weiterschlafen. Doch er schüttelte sie weiter, und schließlich schlug sie widerwillig die Augen auf. Johan weinte. Obwohl es schon Morgen sein musste, war es immer noch dunkel. Noch ein Sturm, dachte sie, und dann war sie auf einen Schlag hellwach. Sie blickte zum Bett. Sofia war schneeweiß im Gesicht und lag ganz still da. Sie sah ruhig und friedlich aus. Beatrice blieb das Herz stehen bei diesem Anblick.
    Johan schluchzte. «Das Fieber hat nachgelassen. Der Arzt ist unterwegs, aber das Fieber hat nachgelassen», sagte er mit zitternder Stimme. «Fühl mal, sie ist ganz kühl.»
    Er weinte so sehr, dass seine Schultern zuckten, und einen Moment dachte Beatrice, dass er endgültig den Verstand verloren haben musste, dass der Tod seiner Frau ihn in den Wahnsinn getrieben hatte. Doch da sah sie, wie Sofia Luft holte. Rasch befühlte Beatrice die Stirn ihrer Cousine. Tatsächlich war sie richtig kühl. Der Bauch unter der Decke wirkte auf einmal wesentlich weniger geschwollen, und es schien nicht so, als hätte Sofia noch Schmerzen. Da begann auch Beatrice zu schluchzen. «Es ist überstanden. Ich kann es gar nicht glauben.» Weinend fiel sie Johan in die Arme. Sie lachten und weinten abwechselnd, und von dem ganzen Tumult wurde Fredrik wach, der sich am Lärm der Erwachsenen beteiligte, indem er wütend nach Nahrung schrie.
    Es war überstanden.

[zur Inhaltsübersicht]
    31
    Gut Rosenholm
    Februar 1882
    Beatrice schauderte, als sie über den kalten, verschneiten Hof blickte. Das Gut sah heruntergekommen aus, düster und ungastlich.
    «Willkommen auf Rosenholm», sagte der Graf und half ihr aus dem Wagen.
    Sie knickste steif, konnte jedoch nicht verhindern, dass sie Übelkeit packte, als ihr die ganze grässliche Tragweite dessen bewusst wurde, worauf sie sich eingelassen hatte.
    Es war der Tag vor ihrer Hochzeit, jetzt gab es kein Zurück mehr. Miss Mary drückte ihren Arm, um ihr ein Stütze zu sein. «Man kann nur hoffen, dass das Haus im Sommer nicht ganz so schäbig aussieht», flüsterte Beatrice.
    Die Familie hatte Göteborg verlassen, sowie Sofia kräftig genug für die Reise war. Keiner hatte länger als unbedingt nötig in der Stadt bleiben wollen, die mit so düsteren Erinnerungen verknüpft war. Und man hatte Beatrice ihr neues Hochzeitsdatum mitgeteilt.
    Die Nachricht

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