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Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)

Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)

Titel: Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simona Ahrnstedt
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Landeshauptmann. Mit angewidertem Gesichtsausdruck betrachtete er den jungen Mann, den er zu kennen geglaubt hatte. Edvard verstummte, aber immer noch kräuselte ein leichtes Lächeln seine Lippen.
    «Der Graf war völlig außer sich, als er kam», erzählte Ulla, während sie die Flaschen und Gerätschaften aufsammelte, die über den ganzen Boden verteilt waren. Die geprügelten Mädchen verließen das Zimmer, nachdem man ihnen beim Ankleiden geholfen hatte. «Aber ich fand nicht, dass er irgendwie krank aussah», fuhr sie fort. «Wer hätte so etwas ahnen können?»
    Der Graf holte rasselnd Luft, und Edvard begann wieder zu lachen. Der Landeshauptmann wandte sich zu ihm um. «Edvard», sagte er schockiert. «Was ist eigentlich mit dir los?»
    «Reg dich nicht auf, ist doch nichts passiert», nuschelte Edvard und winkte ab.
    Hjalmar umfasste den Raum mit einer Geste. «Verstehst du denn nicht, wie falsch das hier ist?», sagte er. «Ich hatte ja keine Ahnung, dass du solche Dinge treibst. Und weißt du, was man von dir und Emelie von Wöhler erzählt? Ich habe mich ja geweigert, es zu glauben. Aber es ist wahr, oder? Dass du ihr ein Kind gemacht hast und sie dann hast sterben lassen?» Hjalmar schüttelte den Kopf. «Ich habe nie geglaubt, dass du wirklich in diese Sache verwickelt warst, damals in der Schule, aber jetzt … Edvard, du bist krank.»
    «Der Arzt ist unterwegs», erklärte Ulla. Der Landeshauptmann verstummte, doch er bedachte Edvard mit einem Blick, der dem jungen Löwenström sagte, dass er noch nicht mit ihm fertig war.

    Als der Arzt kam, war das Zimmer im Großen und Ganzen wieder aufgeräumt. Er trat ans Bett, fühlte den Puls des Grafen und schüttelte den Kopf. «Er ist bewusstlos, und ich sehe Schwellungen. Ich muss ihn zur Ader lassen.» Mit diesen Worten nahm er seine Instrumente aus der Tasche.
    «Wird er durchkommen?», fragte Ulla.
    Der Arzt zuckte mit den Schultern. «Ich tue, was ich kann», erwiderte er kurz. «Dann müssen wir abwarten.»
    Doch das Herz des Grafen schaffte es nur noch ein paar Stunden, dann starb Rosenschöld mit einem letzten rasselnden Atemzug, ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben. Eine hellrote Flüssigkeit rann ihm aus dem Mund, und Gestank machte sich im Zimmer breit.
    «Es ist vorbei», stellte der Arzt fest, während er ihm ein Laken über das fast violette Gesicht zog. «Schicken Sie nach einem Leichenträger», befahl er und verließ das Zimmer, um nun die verletzten Mädchen zu untersuchen. Ulla und der Landeshauptmann gingen nach unten.
    Hjalmar fand Edvard an einem Tisch mit einer Flasche Branntwein. Er zog sich einen Stuhl heraus und nahm ihm gegenüber Platz.
    «Der Graf ist tot. Du kannst nicht mehr in Stockholm bleiben», begann er. «Nicht jetzt.»
    «Glaubst du etwa, ich bin schuld an seinem Tod?»
    Hjalmar schüttelte über Edvards Ton den Kopf. Er hatte den jungen Mann immer als netten, lustigen Jungen betrachtet und schämte sich, als er nun einsehen musste, wie sehr er sich getäuscht hatte. «Weißt du überhaupt, was er mit Beatrice gemacht hat?», fragte er ernst.
    Edvard streckte die Hand nach der Branntweinflasche aus. «Das hat sie sich alles selbst zuzuschreiben», meinte er gleichgültig. «Und da der Alte jetzt tot ist, ist meine Cousine auch nicht mehr nützlich.» Er leerte das Glas in einem Zug und wischte sich den Mund ab. «Tja, der Plan ist wirklich gründlich in die Binsen gegangen, das muss man schon sagen.»
    Hjalmar starrte ihn an. «Wusstest du, dass er sie schlagen würde?»
    «Um solche Dinge haben Papa und ich uns nie gekümmert. Und du scheinheiliger Dreckskerl brauchst jetzt auch nicht so zu tun, als hättest du dich darum gekümmert, weder um den Grafen noch um meine Cousine. Das war schon in Ordnung, dass der diesen Becher geleert hat.»
    Hjalmar betrachtete ihn angeekelt. «Du hast dich für so einiges zu verantworten», stellte er fest. «Egal, ob du zum Tod des Grafen beigetragen hast oder nicht. Aber in diesem Fall werde ich Stillschweigen bewahren. Keiner hat etwas davon, wenn dieser Vorfall öffentlich gemacht wird.» Hjalmar stand auf. Er wollte nur noch fort von diesem menschenverachtenden Ort. «Sieh zu, dass du Stockholm verlässt», warnte er. «Geh ins Ausland und bleib dort. Ich will gar nicht wissen, wohin du fährst. Wenn du deinen Fuß jemals wieder auf Stockholmer Boden setzt, werde ich nicht umhinkommen, Ermittlungen über den Tod des Grafen einzuleiten.» Das war eine leere Drohung, das

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