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Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)

Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)

Titel: Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simona Ahrnstedt
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zerstreut. «Mir war gar nicht bewusst, dass ich mich so an seine Aufmerksamkeit gewöhnt habe. Jetzt ist er verschwunden.» Sie schüttelte den Kopf. «Er hat gesagt, dass er wieder mit dem Malen angefangen hat. Typisch. Seine Inspiration kommt zurück, nachdem er den ganzen Sommer planlos herumgestreunt ist.»
    «Hmm», sagte Vivienne. «Er will, dass wir sofort heiraten. Trottel.»
    «Er hat recht», sagte Beatrice. «Du musst jetzt das Richtige tun.»
    «Niemand auf diesem Fest tut das Richtige», murmelte Vivienne. «Warum sollte ich es dann tun?»
    «Ich habe gesehen, dass du neulich mit Seth geredet hast», wechselte Beatrice das Thema. «Was hast du eigentlich zu ihm gesagt?», fragte sie leichthin.
    «Ich habe ihm nur die Wahrheit gesagt», antwortete die Französin, stellte die zerbrechliche Tasse ab und öffnete ihren Fächer.
    Beatrice musterte sie misstrauisch. «Aha. Und was ist nach Madame de Beaumarchais’ Ansicht die Wahrheit, wenn ich fragen darf?»
    «Dass du völlig verstört warst, als du hierherkamst, und dass du nun, dank Alexandre, einen Schritt vorwärts gemacht hast und es dir besser geht als je zuvor. Und dass er bloß nicht auf dumme Gedanken kommen soll.»
    «Und wenn ich nun wollte, dass er auf dumme Gedanken kommt?»
    «Puh, ich kann nicht alles für dich regeln. Ihr müsst versuchen, eure Angelegenheiten ein für alle Mal selbst zu klären.» Vivienne sah sie mit einem durchdringenden Blick an. «Aber vergiss nicht, wie sehr er dich verletzt hat. Und du denkst doch wohl daran, dass er eine andere Frau heiraten wird?» Vivienne schüttelte den Kopf. « Mon Dieu , was für ein Chaos dieser Mann anrichten kann. Aber er ist natürlich auch extraordinaire .»
    «Und du bist dumm, wenn du Jacques nicht heiratest. Dann wirst du allein altern. Kein anderer wird dich mehr wollen, und dann wirst du eine wunderliche alte Frau mit Haustieren im Salon und einem ungesunden Interesse für deine Gärtner.»
    Vivienne reckte sich und bedachte Beatrice mit einem überlegenen Blick. «Deine Ratschläge würden wahrscheinlich mehr Beachtung verdienen, wenn du selbst auch einmal ein wenig Ordnung in dein Leben gebracht hättest.»
    Beatrice stand auf. «Ich gehe mich umziehen.» Sie griff nach Sonnenschirm und Fächer. «Vivienne, ich hoffe, du entschuldigst, wenn ich das so sage, aber nächstes Jahr werde ich bei deinem Erntefest wohl lieber einmal aussetzen.»
    «Pass auf, dass du auf deinem Weg nach drinnen nichts umwirfst. So viele Ming-Vasen habe ich nun auch wieder nicht.»
    Beatrice murmelte etwas Unverständliches, doch Vivienne lächelte nur über ihre wütende Freundin. Zorn war so viel besser als Verzweiflung. Und Beatrice war lange genug verzweifelt gewesen.
    Vivienne lehnte sich zurück und blinzelte in den Himmel. Sie beschattete die Augen mit der Hand. Das Fest würde noch ein paar Tage dauern, und sie fragte sich lakonisch, aus welcher Richtung wohl die nächste Katastrophe drohte.

    Seth hatte eine Weile gebraucht, bis er Viviennes wilden schwarzen Hengst dazu gebracht hatte, ihn zu akzeptieren. Hannibal machte seinem Namen alle Ehre, doch Seth war nicht in der Stimmung, einem wütenden Pferd zu gestatten, seinen Willen durchzusetzen, und inzwischen schossen sie durch den Wald, als wären sie eins geworden.
    Es war eine Erleichterung, alles hinter sich zu lassen, und sei es nur für ein paar Stunden. Und etwas zu tun, was er gut konnte, etwas, was er unter Kontrolle hatte. Etwas, was ihm nicht die ganze Zeit unter den Händen explodierte. Langsam spürte er, wie die Spannung in seinem Körper nachließ, wie ihm das Atmen und Denken leichter fiel. Sie näherten sich einer Hütte, und er zügelte sein Pferd. Es handelte sich um eine typische Jagdhütte, zum Schutz für die Jäger erbaut, wahrscheinlich sparsam eingerichtet und perfekt instand gehalten.
    In nicht allzu weiter Entfernung öffnete sich der Wald zu einer Lichtung, von der ihm ein See entgegenschimmerte. Er ritt bis zum Ufer und saß ab. Das Pferd stillte seinen Durst und begann dann zu grasen, während Seth sich Hemd und Hose auszog und in den See tauchte. Mit kräftigen Zügen pflügte er durchs Wasser, genoss die Kühle und die friedliche Natur.
    Während er sich auf den Rücken drehte und sich treiben ließ, echoten Viviennes Worte in seinen Ohren.
    Inwiefern hatte Beatrice eigentlich gelitten? Rosenschöld war Abschaum, aber hatte er seine junge Ehefrau wirklich so schlecht behandelt? Seth tauchte mit dem Kopf unter und kam

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