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Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)

Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)

Titel: Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simona Ahrnstedt
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drehte den Kopf leicht und küsste ihre Handfläche. Beatrice atmete zitternd ein.
    «Ich weiß nicht, wie viel Zeit wir heute Abend für uns haben, ich wollte nur sagen, dass ich morgen früh sehr zeitig von hier losreiten muss», sagte er leise.
    Sie stand ganz still, zog die Hand langsam zurück und versuchte zu begreifen, was er ihr sagen wollte. «Es tut mir sehr leid, aber ich habe dringende Geschäfte, die nicht bis nach dem Wochenende warten könnten.»
    Beatrice bemühte sich, das Gefühl niederzukämpfen, das sich in ihrer Brust breitmachte. Er hatte ihr nichts versprochen, er hatte sie nur geküsst. Erbarmungslos sank ihre Stimmung. Morgen würde er also wieder verschwinden. Johan hatte Sofia einen Antrag gemacht. Seth hatte ihr nur ein paar Küsse geraubt. Und bald würde er fort sein.
    Aber was hatte sie sich eigentlich erwartet? Im Unterschied zu Sofia war sie keine Schönheit, in die sich die Männer auf den ersten Blick verliebten. Zum Glück schien Seth ihre verdüsterte Stimmung nicht zu bemerken, und dafür war sie sehr dankbar.
    Von der Tür her hörte sie Stimmen, die ihr verrieten, dass die anderen Gäste eintrafen. Er zwinkerte ihr zu, und aus den Tiefen ihres verletzten Herzens gelang es Beatrice, ihm zuzulächeln. Ein jämmerliches kleines Lächeln.

[zur Inhaltsübersicht]
    8
    Früh am nächsten Morgen ließ Seth sein Pferd satteln. Es war ein kalter Januartag, die Sonne ging gerade erst auf, und er ließ den Hengst am losen Zügel über die weite Eisfläche laufen. Er wollte nach Stockholm und seine dringlichen Geschäfte so schnell wie möglich erledigen. Für danach plante er einen Abstecher zu Zackelius. Das war sicher unpassend und dumm, aber er konnte nicht anders. Er wollte etwas bei dem Juwelier bestellen. Sie schien so gut wie keinen Schmuck zu besitzen. Saphire – sie war wie dafür geschaffen, Saphire zu tragen. Und Diamanten natürlich. Und wenn alles erledigt wäre, würde er so rasch wie möglich bei ihrem Vormund vorsprechen.
    Ich möchte heiraten. Ich will Beatrice, dachte er, mehr als ich je zuvor eine Frau gewollt habe. Auf Irislund hatte er in seinem Zimmer im anderen Flügel gelegen und von ihr phantasiert. Sich vorgestellt, wie sie sich unter ihm wand und sich ihm entgegendrängte. Im Grunde fragte er sich, warum er so lächerlich lang gebraucht hatte, bis ihm klar war, was er zu tun hatte. Nicht einmal als Johan ihm erzählte, dass er Sofia einen Antrag machen wollte, war ihm der Gedanke gekommen.
    Erst in der letzten Nacht – als er zum zweiten Mal in Folge wach lag und von frustrierter Lust gequält wurde – begriff er, was die Lösung seines Problems war. Seltsamerweise kam ihm diese Idee völlig selbstverständlich vor, als sie sich erst einmal in ihm festgesetzt hatte. Und kein bisschen erschreckend.
    Er würde mit Wilhelm Löwenström sprechen und ihn um seine Einwilligung bitten. So machte man es eben. Eigentlich hätte er vielleicht erst mit Beatrice reden müssen, fiel ihm ein, aber er war ziemlich sicher, dass sie seine Gefühle erwiderte.
    Er würde sie verwöhnen, ihr alles schenken, worauf sie zeigte, ihr Kleider kaufen, lauter schrecklich teure Roben, die ihre phänomenalen Farben und Kurven zur Geltung brachten. Und Unterwäsche. Ganz dünne, französische … Die Hochzeit musste bald stattfinden. Das würde sie sicher verstehen. Und dann würde er sie nach Paris mitnehmen und ihr alles zeigen. Und dann nach London. Im Herbst vielleicht nach Italien. Es war so gut wie beschlossen. Ungeduldig trieb er sein Pferd an, das schnaubend seine Sprünge beschleunigte und mit seinem Reiter übers Eis flog.

    Gleich am selben Nachmittag – nachdem er ein kleines Vermögen beim Juwelier ausgegeben hatte – ließ Seth seinen Besuch bei Wilhelm Löwenström anmelden. Er sah den Mann an, der das Recht hatte, über Beatrice zu bestimmen. Ihm war der Onkel nicht besonders sympathisch, nachdem er so wenig Verständnis für sein Mündel zeigte. Und wenn er sich nicht täuschte, hegte Wilhelm auch für ihn keine wärmeren Gefühle. Doch das störte Seth nicht. Schließlich wollte er Beatrice heiraten, nicht ihren engstirnigen Vormund. Am besten klärten sie die Angelegenheit so schnell wie möglich. Beatrice und die anderen würden Irislund ja heute schon wieder verlassen, und er wollte alles unter Dach und Fach wissen, wenn sie nach Hause kam.
    «Herr Löwenström», begann er höflich, trat auf ihn zu und streckte ihm die Hand hin.
    Wilhelm schüttelte sie kurz.

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