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Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)

Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)

Titel: Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simona Ahrnstedt
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und dazu französische Spitze und Perlen.»
    «Aber …», versuchte Sofia zu protestieren.
    «Das ist doch fraglos der schönste Stoff, oder nicht?», meinte Beatrice, und die anderen Frauen stimmten ihr eilig zu. Erst sah es so aus, als wollte Sofia noch einmal Protest einlegen, doch ein Blick ihrer zukünftigen Schwägerinnen brachte sie zum Schweigen.
    Als die Limonade gebracht wurde, nahm sich Beatrice ein Glas und setzte sich auf einen Stuhl. «Habt ihr schon entschieden, wo ihr wohnen wollt?», erkundigte sie sich, während sie sehnsüchtig mit der Hand über einen Ballen feinster Spitze strich.
    «Im Sommer in Värmland. Dann müssen wir weitersehen. Es ist noch nicht ganz sicher, aber ich glaube, aus Rücksicht auf Johans Arbeit werden wir wohl in Stockholm wohnen.»
    Es klopfte, und Johan streckte den Kopf zur Tür herein.
    «Darf ich reinkommen?»
    Milla winkte ihn ins Zimmer, und Johan bahnte sich einen Weg durch die Stoffballen, um seiner Verlobten einen Kuss zu geben. Sofia errötete, und die Frauen lächelten.
    Aus dem Augenwinkel sah Beatrice, wie ein Schatten auf der Schwelle erschien. Sie warf einen Blick zur Tür, und vom einen Moment auf den anderen setzte ihr Herzschlag aus.
    Seth.
    Der Schock war so groß, dass es ihr buchstäblich den Atem verschlug. Seit dem Abend auf Wadenstierna vor sechs Wochen hatten sie sich nicht mehr gesehen, und jetzt stand er hier. Sie war froh, dass sie schon saß, ihre Beine hätten sie sicher nicht mehr getragen. Höflich verbeugte sich Seth, und als sein Blick über sie hinwegglitt, fragte sie sich, was er dachte und ob er wohl gewusst hatte, dass er sie hier antreffen würde. Doch seine Augen waren so leer, dass sie am liebsten geweint hätte. Er wandte sich an Johan: «Es tut mir leid, dass ich dich schon wieder loseisen muss, aber wir haben noch eine Verabredung.»
    Johan zuckte entschuldigend mit den Schultern und riss sich widerwillig von Sofia los. Seth war schon gegangen, ohne ein weiteres Wort. Die Tür schloss sich hinter den Männern, und Beatrice ließ sich gegen die Lehne sinken.

    «Tut mir leid, ich wusste nicht, dass du …»
    Seth zuckte zusammen, er war mit den Gedanken weit weg gewesen. «Ich weiß nicht, wovon du sprichst», antwortete er kühl.
    Johan schien noch etwas sagen zu wollen, aber dann schüttelte er bloß den Kopf. «Dann könntest du vielleicht endlich die Frage beantworten, die ich dir schon dreimal gestellt habe.»
    «Entschuldige. Was wolltest du wissen?»
    Johan breitete eine komplizierte juristische Frage aus, und Seth tat sein Bestes, sich zu konzentrieren. Der Schreck beim Anblick von Beatrice war größer gewesen, als er es für möglich gehalten hätte. Es war schon so lange her, wie konnte es sein, dass er immer noch so stark reagierte? Der Schmerz in der Brust war wie eine offene Wunde. Ich muss die Einladungen von Johans Mutter in nächster Zeit einfach ablehnen, dachte er verzweifelt. Iris Stjerneskanz lud ihn regelmäßig ein, doch er konnte es nicht riskieren, wieder mit Beatrice zusammenzutreffen, noch nicht. Und er würde dafür sorgen, dass Johans und seine geschäftlichen Besprechungen zukünftig ausschließlich in seinem eigenen Büro oder irgendwo auswärts abgehalten wurden – überall, bloß nicht mehr im Haus der Familie Stjerneskanz.
    Zeit. Er brauchte Zeit.
    «Seth?»
    «Was?»
    Johan schüttelte den Kopf. «Komm, wir gehen etwas trinken, ich lade dich ein. Du siehst aus, als könntest du es gebrauchen.»

[zur Inhaltsübersicht]
    14
    Gut Svaneberg
    Mai 1881
    Mitte Mai reisten Sofia und Beatrice mit dem Zug nach Värmland, zum Hof der Familie Stjerneskanz. Keine der beiden war zuvor Zug gefahren, und auf der Reise verliebte sich Beatrice in die Landschaft von Värmland. Nicht in ihrer wildesten Phantasie hätte sie sich etwas so Schönes ausmalen können wie diese riesigen Wälder, die Ströme und die tiefen Schluchten, an denen der Zug vorbeifuhr.
    Am Bahnhof wurden sie mit Pferd und Wagen abgeholt und dann durch einen märchenhaften Wald gefahren. Wohin man den Blick auch wandte, überall sah man durch die Bäume Seen und Bäche, die wie verzaubert schimmerten. Tausende von weißen Blumen leuchteten im grünen Moos.
    Die Trauung sollte am letzten Maitag in der Dorfkirche stattfinden, das Fest selbst anschließend auf Svaneberg, einem Gutshof aus dem 18. Jahrhundert, den Johan mit der Zeit von seinen Eltern übernehmen sollte. Als sie ankamen, liefen die Vorbereitungen schon seit mehreren

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