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Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)

Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)

Titel: Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simona Ahrnstedt
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würdest dir nur selbst schaden, wenn du jetzt einen Skandal verursachtest.» Er ergriff ihre Hand. «Und, Beatrice – ich rate dir wirklich, nicht auch Johan um Hilfe zu bitten. Das würde ihn in eine peinliche Lage bringen und könnte ihn ruinieren. Er muss ein gänzlich skandalfreies Leben führen, wenn ihm seine Pläne in der Politik gelingen sollen. Und denk auch an Sofia.»
    Denk auch an Sofia. Schmerzvoll verzog Beatrice den Mund. Gut, damit war die Angelegenheit also erledigt. Sie zog ihre Hand zurück und merkte, dass sie eiskalt war. «Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, zu uns zu kommen. Es war schön, dich zu sehen», sagte sie freundlich. «Du hast recht, bestimmt hat mich nur kurzfristig die Nervosität überkommen.» Sie stand auf. «Richte Karin meine Grüße aus.»
    Sein Verrat tat weh, doch im Grunde konnte sie ihm nichts vorwerfen, denn er hatte ja recht mit allem, was er sagte. « Adieu Hjalmar», sagte sie und zog die Tür hinter sich zu. Langsam ging sie durch den Flur. Sie hatte den Blick gesehen, mit dem Wilhelm sie bedachte, bevor er sie mit Hjalmar allein ließ. Diese Sache würde sie teuer zu stehen kommen.
    «Ich habe den Brief gelesen, den du geschrieben hast», sagte Wilhelm, nachdem Hjalmar das Haus verlassen hatte. «Hast du wirklich geglaubt, ein Landeshauptmann würde dir hier helfen?» Er schüttelte den Kopf. «Wie unglaublich dumm von dir. Das kommt davon, wenn man den Frauen Grillen in den Kopf setzt.»
    «Sag, was du mir sagen willst, und dann lass mich in Ruhe», erwiderte sie. Sie wollte einfach nur ihre Strafe bekommen und dann in Frieden gelassen werden. Sie war so müde, dass sie sich kaum noch aufrecht halten konnte.
    «Ich habe mit Graf Rosenschöld gesprochen, und er hat mir von deinem Auftritt auf der Soiree dieser Französin erzählt. Ich glaube, es wird Zeit, dass dir jemand den Ernst deiner Situation bewusst macht. Du meinst, es wäre leicht, allein zurechtzukommen, du bräuchtest meinen Schutz nicht, du glaubst, dass du über solchen Dingen stehst. Wir werden sehen. Du sollst spüren, wie es sich anfühlt, so allein, hungrig und ohnmächtig zu sein, wie du es wärst, wenn ich mich nicht um dich kümmern würde. Ich habe deine Undankbarkeit satt. Ab jetzt bleibst du in deinem Zimmer, bis ich dir sage, dass du herauskommen darfst. Wir werden sehen, ob du danach immer noch so stur bist.»

    Zu Anfang dachte Beatrice, dass sich ihre Strafe nur über den Abend erstrecken würde – wie schon so viele Male zuvor … und einen Abend ohne Essen war sie durchaus schon gewohnt. Doch am nächsten Morgen kamen zwei verlegene Hausmädchen und nahmen jede Lektüre aus ihrem Zimmer mit, jedes Buch, jede Zeitung, jeden Artikel, sogar ihre ganze Korrespondenz wurde unter Wilhelms Beaufsichtigung entfernt. Ungläubig sah sie, wie eines der Mädchen ihr eine Karaffe Wasser auf den Nachttisch stellte und dann davoneilte. Ohne einen weiteren Blick auf Beatrice verließ Wilhelm das Zimmer, und sie hörte, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte. Sie starrte auf die Tür. Das konnte doch wohl nicht sein Ernst sein?
    Zornig beschloss sie, einfach auszuhalten. Sie würde ihre Strafe tapfer und schweigend ertragen. Ihretwegen konnte Wilhelm sie für immer einsperren. Und seine Drohung, sie hungern zu lassen, konnte er wohl kaum ernst gemeint haben.

    Doch er meinte es ernst.
    Nach einem ganzen Tag ohne Essen und Beschäftigung stellte sich erst Tristesse ein, dann wurde Beatrice immer unruhiger. Sie war allein mit ihm im Haus. Sofia war auf Hochzeitsreise, Tante Harriet war auf Gröndal zu Besuch bei Familie Stjerneskanz, und Miss Mary hielt sich immer noch in England auf.
    Nur ihr Onkel und sie waren im Haus – Edvard nicht mitgerechnet, denn der ließ sich selten blicken. Und die Bediensteten. Aber die hatten Todesangst vor ihrem Arbeitgeber. Wilhelm muss ihnen verboten haben, mit mir zu sprechen, dachte sie, denn die Dienstmädchen antworteten nicht, wenn sie sie ansprach, und wagten ihr auch nicht in die Augen zu sehen, wenn sie am Morgen kamen. Sie leerten ihren Nachttopf, füllten die Wasserkaraffe nach und schlossen die Tür wieder ab. Schließlich gab sie die demütigenden Versuche auf, mit ihnen zu sprechen, und blieb einfach nur im Bett liegen, während die Bediensteten taten, was Wilhelm angeordnet hatte.
    Drei Tage lang war der Hunger ihr schlimmster Feind, doch am vierten Tag legte er sich plötzlich und wich einer überwältigenden Müdigkeit, die sie fast den

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