Ein unmoralisches Angebot
…"
…
und ein Prinz, dem ich verfallen bin, setzte Amy im Stillen hinzu.
Zakour Al-Farisi war für sie das größte
Sicherheitsrisiko überhaupt.
"Ich
wollte einfach nur nach Hause", sagte sie laut.
Gereizt
sah er sie an. "Und wie weit glaubten Sie in diesem Aufzug zu
kommen?"
Amy
blickte an sich herab und erschrak. Die Knopfleiste ihres Kleides war
zerrissen und gab mehr von ihrem Dekollete frei, als ihr lieb war.
Errötend raffte sie den Stoff mit beiden Händen über
der Brust zusammen.
"Ob
Sie es glauben oder nicht, ich hatte einen Blazer an!"
entgegnete sie wütend. "Doch die Männer haben ihn mir
gestohlen – meine Tasche übrigens auch."
"Und
dann Ihre Locken!" Der Prinz ließ sich nicht beirren. "Ihr
blondes Haar offen auf die Schultern fallen zu lassen, das kommt
einer Einladung gleich!"
Amy
musste sich bemühen, damit ihre Stimme sich vor Empörung
nicht überschlug. "Und wessen Schuld ist das? Wer hat mir
denn die Spange entfernt und sie achtlos zu Boden geworfen? Und nur
damit Sie es wissen: Ich wollte im Souk einen Hut kaufen, habe jedoch
keinen gefunden."
"Das
glaube ich gern. Hüte sind für Touristen, und Sie waren in
einem Teil des Souks, in dem nur Einheimische einkaufen." Er
machte eine ungeduldige Handbewegung, hob jedoch abrupt den Kopf, als
plötzlich laute Rufe erschallten.
Als
Amy erschrocken aufschrie, legte er ihr die Hand über den Mund,
schob sie in die Türnische und stellte sich schützend vor
sie. "Still!" warnte er sie leise.
Amy
schloss die Augen. Nicht auszudenken, was geschehen wäre, wenn
Prinz Zakour ihr nicht zu Hilfe gekommen wäre! Erst jetzt wurde
ihr das Ausmaß der Gefahr, in die sie sich so leichtsinnig
begeben hatte, richtig bewusst. Was für eine abwegige
Vorstellung von ihr, sich in dieser orientalischen Stadt mit ihren
verwirrenden Straßen und Gassen zurechtfinden zu können!
Doch
das Denken fiel ihr immer schwerer, und ihr schwindelte. Erregend
deutlich fühlte sie seine muskulösen Schenkel, als Prinz
Zakour sie eng an sich zog, um sie in den Falten seines weiten
Gewandes zu verstecken. Sie spürte seinen Atem und roch den Duft
seines Körpers. Gefangen in der für sie bisher unbekannten
Welt der Sinnlichkeit, schmiegte sie sich noch dichter an ihn.
Eine
angenehme Mattigkeit ergriff sie, und unter dem Druck seiner Hand
öffnete sie die Lippen. Das Verlangen, seine Haut zu schmecken,
war unwiderstehlich – ohne sich darüber bewusst zu sein,
küsste sie seine Finger.
Er
hielt den Atem an, murmelte etwas Unverständliches und schob
beide Hände in ihre ungebärdigen Locken. Willenlos ließ
sie es geschehen, dass er ihren Kopf in die letzten schwachen
Strahlen der untergehenden Sonne drehte, damit er ihr Gesicht besser
betrachten konnte.
Amy
sah Wut und Leidenschaft in seinen Augen, sah, wie sein Mund ihrem
immer näher kam, und senkte die Lider. Rückhaltlos gab sie
sich seinem stürmischen Kuss hin.
Erregung
erfasste sie wie eine mächtige Welle und spülte sie fort.
Amy legte ihm die Arme um den Nacken und genoss das erotische Spiel
seiner Zunge. Zakour zog sie so eng an sich, als wollte er mit ihr
verschmelzen, und deutlich spürte sie sein Verlangen.
Wie
eine Ertrinkende versuchte sie, gegen ihr Schicksal anzukämpfen.
Doch vergeblich. Der Strudel der Empfindungen, die der Kuss in ihr
auslöste, war mächtiger und zog sie immer tiefer. Sie
fühlte sich hilflos, schwach und mit der Situation völlig
überfordert. Sie wusste nicht mehr, wo ihr Körper aufhörte
und seiner begann – Zakour und sie umarmten sich, als könnte
nichts sie je wieder trennen.
Abermals
ertönte ein lauter Ruf, den beide nur wie durch dichten Nebel
wahrnahmen und der sie dennoch schlagartig in die Wirklichkeit
zurückholte. Zakour gab Amy frei, und sie taumelte einen Schritt
zurück. Warum zeigte er ihr erst, wie unbeschreiblich schön
eine Umarmung sein konnte, und ließ sie gleich darauf wieder
los?
Ihre
Sehnsucht bereitete ihr körperlichen Schmerz. Warum führte
Zakour nicht zu Ende, was er begonnen hatte?
Bei
näherem Überlegen war sie jedoch entsetzt über ihre
mangelnde Selbstkontrolle. So hätte sie nicht auf den Prinzen
reagieren dürfen! Wie konnte sie sich einem Mann an den Hals
werfen, dessen Charakter sie verurteilte?
Warum
hatte sie sich nicht schon viel eher gewehrt und ihn von sich
gestoßen? So hatte er die Umarmung beendet und sie
gedemütigt.
"Das
hätte nicht passieren dürfen!" Auch Zakour trat einen
Schritt zurück. "In Kazban gilt es als
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