Ein unmoralisches Angebot
hinter verschlossenen Türen
und nicht in aller Öffentlichkeit schenkt."
Schob
er etwa ihr die Schuld an der Szene vor dem Souk zu? Er war es doch gewesen, der ihren Mund berührt und sie regelrecht
zum Küssen aufgefordert hatte!
"Sie
bringen aber auch alles durcheinander!" Amy versuchte, die
Situation ins Lächerliche zu ziehen, um sich dadurch zu retten.
"Der Prinz küsst die Prinzessin und nicht umgekehrt.
Außerdem befreit er sie, anstatt sie gefangen zu nehmen."
Zakour
jedoch ließ sich nicht ablenken und küsste sie mit einer
Leidenschaft, die sie erbeben ließ. Er schob die Hände in
ihr Haar und drückte sie gegen die Wand. Amy stieß einen
kleinen Protestschrei aus, der jedoch schnell verstummte. Schon gab
sie Zakours Drängen nach und öffnete die Lippen.
Sie
war verloren. Eine Welle der Gefühle trug sie in eine Welt
jenseits von Worten und Gedanken. Eine Welt, die ihr bisher
verschlossen gewesen war und in der es keine Tabus gab. Amy spürte
das aufgeregte Klopfen ihres Herzens und die Wärme von Zakours
Körper und glaubte, vor Sehnsucht zu vergehen.
Der
Schmerz in ihrem Knöchel war vergessen, und sie schmiegte sich
noch enger an den Prinzen. Sie verlangte nach sexueller Erfüllung
und fieberte der neuen Erfahrung voller Ungeduld entgegen.
Als
er sie abrupt freigab, schwankte sie leicht und fühlte sich
einer Ohnmacht nah. Zakour hatte sie abgewiesen und gedemütigt!
Viel schlimmer jedoch war die bittere Erkenntnis, dass sie bereit
gewesen war, sich einem Mann – ihrem Feind –
bedingungslos hinzugeben.
Sie
wusste genau, welch verabscheuungswürdigen Charakter er hatte,
dennoch brauchte Zakour sie nur zu berühren, und sie wurde zu
Wachs in seinen Händen. Beschämt blickte sie zu Boden. Wenn
Zakour sie nicht von sich gestoßen hätte, wäre sie zu
allem bereit gewesen …
Wie
hatte es dazu kommen können? Wie hatte sie vergessen können,
was für ein Mensch er war? Er hatte sie unter Hausarrest
gestellt!
In
seiner Nähe kannte sie sich selbst nicht mehr. Sie schien keinen
Willen mehr zu haben und wurde zum Spielball von Gefühlen, die
ihr fremd waren und die sie ängstigten.
Sie
schluckte mühsam und fand endlich die Sprache wieder.
"Ich
glaube, ich brauche jetzt doch einen Arzt."
Zakour
ging zu den Gemächern seines Vaters. Sein Körper
rebellierte, weil ihm die Erfüllung versagt worden war –
am liebsten wäre Zakour sofort in den nächsten
Springbrunnen gestiegen, um sein heißes Blut unter einer der
Fontänen abzukühlen.
Er
presste die Lippen aufeinander und würdigte die Diener, die sich
tief vor ihm verbeugten, keines Blickes.
Was
war nur los mit ihm?
Amy
Kingston machte ihm nur Scherereien, und die dunklen Ahnungen, die
ihn sofort bei ihrem Anblick erfüllt hatten, bestätigten
sich. Dennoch reizte sie ihn wie noch keine Frau zuvor.
Dieser
Mischung aus Jungfrau und Verführerin vermochte er einfach nicht
zu widerstehen. Er, Kronprinz Zakour Al-Farisi, war stolz darauf, ein
Mann von Prinzipien zu sein. Kaum jedoch sah er Amy Kingston,
zerstreuten sie sich wie von Zauberhand.
Sie
hatte ihn dazu gebracht, seine Position und seine Würde zu
vergessen und sie mitten auf der Straße zu küssen –
und nicht nur zu küssen …
Hätten
ihn nicht die Rufe in die Wirklichkeit zurückgeholt, hätte
er sie mit dem Rücken an die Wand gedrängt, ihr das Kleid
hochgeschoben und sie in der Ecke einer Türnische geliebt.
Er
wusste nicht, was er mehr bereute: eine Frau mit verkommener Moral
leidenschaftlich zu begehren oder sich in aller Öffentlichkeit
so hemmungslos benommen zu haben.
Nicht
auszudenken, falls jemand die Szene beobachtet haben sollte!
Die
Wachen vor dem Privattrakt des Königs traten zurück, um dem
Prinzen den Weg freizugeben. Unter dem Eindruck seiner grimmigen
Miene verneigten sie sich besonders tief.
Die
bittere Erkenntnis, wie jeder andere beliebige Mann gegen eine
raffinierte Verführerin nicht gefeit zu sein, hatte seine
ohnehin schon schlechte Laune nicht gerade gehoben.
Meine
Hormone spielen verrückt, das ist alles, versicherte er sich und
ging die letzten Stufen zum Zimmer seines Vaters hoch, als Mensch
bedeutet mir Amy Kingston nichts.
Trotz
ihrer großen blauen Augen und ihres unschuldigen Getues war sie
alles andere als eine schüchterne Jungfrau. Hatte sie nicht
aufreizend ihre Zunge über seine Finger gleiten lassen, als er
ihr die Hand auf den Mund legte, um ihren Schrei zu ersticken? Hatten
ihre Augen ihn nicht eindeutig aufgefordert, die vor
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