Ein unmoralisches Angebot
obwohl sie krank war vor Sorge um ihren Bruder.
"Wenn Sie damit andeuten wollen, Peter sei ein Feigling, der
sich vor einer Auseinandersetzung drückt, täuschen Sie
sich. Peter ist noch nie vor einer Herausforderung davongelaufen.
Vielleicht … vielleicht macht er einfach nur Urlaub."
Doch
selbst in ihren Ohren klang das nicht überzeugend. Warum sollte
Peter gerade dann Ferien machen, wenn seine Anwesenheit in der Firma
dringend erforderlich war? Und warum hatte er sie nicht ins Vertrauen
gezogen und benachrichtigt? Warum nur?
Es
musste etwas Schlimmes passiert sein. Sie biss sich auf die Lippe.
War Paloma, ihrer Schwägerin, etwas zugestoßen? War Peter
krank? Aber weshalb hatte er sie dann nicht benachrichtigt? Er wusste
doch, wo sie war!
Sie
machte sich die größten Sorgen, ihr Selbstvertrauen
schwand, und Tränen traten ihr in die Augen. "Hat …
hat seine Abwesenheit etwas mit dem Geld zu tun, das er Ihnen
schuldet?" fragte sie den Prinzen.
"Genau
das möchte ich von Ihnen wissen, Miss Kingston."
Ihre
Kehle war wie zugeschnürt. "Wenn ich es Ihnen nur sagen
könnte! Peters Verhalten ist mir einfach rätselhaft."
Sie schluckte die Tränen hinunter. Die Genugtuung, vor
Verzweiflung zu weinen, würde sie dem Prinzen nicht geben!
"Bitte lassen Sie mich gehen! Ich muss unbedingt herausfinden,
was das alles zu bedeuten hat."
"Ausgeschlossen,
diesen Punkt hatten wir bereits geklärt. Ich gebe Sie nur im
Austausch gegen Ihren Bruder frei."
"Aber
wie kann ich ihn darüber informieren, wenn ich nicht weiß,
wo er ist?"
"Sie
bleiben hier." Zakour ließ sich nicht erweichen. "Wenn
Sie sich nicht zurückmelden, merkt er von allein, dass der Plan
gescheitert ist. Die Frage ist nur, ob er Manns genug ist, persönlich
hier zu erscheinen."
"Einen
Plan hat es nie gegeben, glauben Sir mir das doch! Warum unterstellen
Sie Ihren Mitmenschen immer nur böse Absichten?"
"Weil
meine Erfahrung mich das gelehrt hat." Er zog die Hand hervor,
die er bisher hinter dem Rücken versteckt hatte, und zeigte ihr
die Gardinenkordeln, die sie zu einem Seil zusammengeknotet hatte.
Amy
errötete tief. "Ich sah keine andere Möglichkeit, aus
dem Palast zu kommen."
"Und
wie wäre es mit der Tür gewesen?"
Tief
gruben sich ihre Zehen in den weichen Flor des kostbaren Teppichs.
"Sie hätten mich niemals gehen lassen."
"Richtig,
und das gilt auch für die Zukunft: Sie dürfen den Palast
nur mit meiner ausdrücklichen Genehmigung verlassen. Die Wachen
sind entsprechend angewiesen und werden Sie, sollte Ihnen die Flucht
doch gelingen, finden und zurückholen, das verspreche ich Ihnen.
Bis Ihr Bruder vor mir steht, bleiben Sie meine Gefangene."
Er
warf ihr die Kordeln zu und verließ ohne ein weiteres Wort das
Zimmer. Hilflos blickte sie ihm hinterher.
Amy
hinkte durch ihr Schlafzimmer und versuchte, den schmerzenden Knöchel
zu vergessen.
Der
Raum, in den man sie gebracht hatte, war groß und mit erlesenem
Luxus ausgestattet. Zu jeder anderen Zeit wäre sie tief
beeindruckt gewesen, doch im Moment dachte sie nur an Peters
Verschwinden und an die Tatsache, dass Prinz Zakour sie
offensichtlich nicht freilassen würde.
Peter
wäre seiner Firma bestimmt nicht ausgerechnet in dieser Zeit
ferngeblieben, wenn nicht etwas Unvorhergesehenes und Tragisches
passiert wäre, davon war Amy überzeugt.
Sie
musste ihm helfen, aber wie?
Eine
Flucht schied aus, und an das Mitleid des Prinzen zu appellieren war
sinnlos.
Doch
die peinliche Unterhaltung über seinen Harem hatte Amy auf eine
Idee gebracht.
Sie
schluckte. Sollte sie Prinz Zakour vielleicht tatsächlich
verführen, um ihn Peter gegenüber milde zu stimmen? Für
ihren Bruder würde sie es tun – wenn sie über
entsprechende Kenntnisse verfügen würde. Doch wie sollte
sie einen Mann wie Prinz Zakour verführen, ohne die geringsten
Erfahrungen in der Kunst der Liebe zu haben?
Plötzlich
war ein weinendes und schreiendes Kind zu hören, und Amy
schreckte aus ihren Grübeleien auf.
"Wer
weint da, Aisha?" erkundigte sie sich bei der Dienerin, die ihr
das Bett für die Nacht zurechtmachte.
Aisha
lächelte nervös. "Das ist Jamal, der Neffe des
Prinzen. Er ist fünf und ein sehr schwieriges Kind. Er träumt
oft schlecht, und das Personal ist ratlos im Umgang mit ihm."
Personal?
Das
Weinen wurde lauter, und Amy runzelte die Stirn. Warum beruhigte denn
niemand das arme Kind? "Und die Eltern? Was tun sie dagegen?"
Aisha
verschränkte die Hände und bemühte sich um eine
ausdruckslose
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