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Ein unmoralisches Angebot

Ein unmoralisches Angebot

Titel: Ein unmoralisches Angebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Morgan
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Kindermädchen davor?"
    "Zwei
Wochen." Zakour bemerkte, wie sie sich mit Mühe ein Lächeln
verkniff. "Das ist wirklich nicht zum Lachen", setzte er
ungehalten hinzu.
    "Da
muss ich Ihnen widersprechen. Wenn ein Fünfjähriger seine
Umwelt tyrannisiert, ist das schon komisch."
    "Er
ist ein schwieriges Kind."
    "Das
wäre jedes andere Kind an seiner Stelle auch. Kinder brauchen
Regelmäßigkeit und feste Bezugspersonen, Jamal fehlt
beides. Seine Albträume sind daher leicht zu erklären."
    "Und
das alles haben Sie an einem einzigen Abend herausgefunden?"
Zakour war es nicht gewöhnt, sich verteidigen zu müssen,
und empfand die Situation als äußerst unangenehm. "Jamal
hat alles, was er braucht", rechtfertigte er sich. "Seine
ganze Verwandtschaft lebt mit ihm hier im Palast, und vor seiner Tür
sind Wachen postiert. Es besteht kein Grund für ihn, sich
bedroht zu fühlen."
    Durch
Amys indirekte Kritik an seiner Familie fühlte Zakour sich in
seinem Stolz tief verletzt. Er verschränkte die Arme vor der
Brust und musterte Amy herablassend.
    Unerschrocken
erwiderte sie seinen Blick. "Ein Kind braucht einen Menschen,
auf den es sich verlassen kann. Heerscharen von Verwandten und
Dienern sind kein Ersatz dafür. Und es ist nicht eine reale
Gefahr, sondern seine kindliche Fantasie, die Jamal Probleme
bereitet. In einem Punkt haben Sie jedoch Recht: Ich habe das alles
an einem Abend herausgefunden. Es ist nämlich mein Job, mit
Kindern in Jamals Alter umzugehen, und ich bin bestens qualifiziert –
was man von den bisherigen Nannys wohl kaum behaupten kann."
    Auch
das empfand Zakour als Vorwurf. Hinzu kam die bittere Erkenntnis,
dass er Amy Kingston unterschätzt hatte. All das machte die Lage
mehr als unangenehm für ihn, und er musste sich verteidigen.
"Jamals Mutter sucht die Kindermädchen aus …"
    "Aha!
Die Mutter, die ihn allein lässt, um in der Weltgeschichte
umherzureisen!" fiel sie ihm ins Wort, bereute es jedoch sofort.
"Entschuldigung … Ich wollte nicht … Ich meine, es
geht mich wirklich nichts an."
    Zakour
schwieg einen Moment, entschloss sich nach kurzem Ringen aber dann
doch zur Ehrlichkeit. "Ihre Kritik ist durchaus berechtigt, Miss
Kingston. Meine Schwägerin vernachlässigt ihre
Mutterpflichten sträflich, und ich unternehme nichts dagegen."
    Dafür
gab es gute Gründe, die er ihr jedoch nicht nennen konnte. Es
tat ihm sowieso schon Leid, dass er ausgerechnet zu ihr über
interne Familienangelegenheiten gesprochen hatte.
    Amy
war verwirrt. "Wieso sollten Sie sich auch in die
Angelegenheiten Ihres Bruders einmischen?"
    "Mein
Bruder lebt nicht mehr, Miss Kingston."
    Er
sah ihren erschrockenen Blick und setzte eine undurchdringliche Miene
auf. Diese Unterhaltung ging eindeutig zu weit.
    "Das
ist hart", erklärte sie ruhig. "Für Jamal und
auch für Sie. Ich kann Ihnen nachempfinden, wie Sie leiden."
    Seit
dem viel zu frühen Tod seines Bruders hatte niemand es gewagt,
derart persönliche Worte an ihn zu richten. Er atmete tief
durch. Die Reaktion, die Amy Kingstons warmherzige Anteilnahme in ihm
auslöste, wollte er lieber nicht analysieren.
    Amy
wusste nichts über die näheren Umstände von Raschids
Tod und würde von ihm auch nichts darüber erfahren.
    "Ich
möchte nicht darüber sprechen", verkündete er
kalt, doch sie sah ihn weiterhin unverwandt aus ihren großen
blauen Augen an. Das irritierte ihn, denn als Kronprinz war er es
gewohnt, dass andere sich vor ihm verbeugten und den Blick senkten.
Amy Kingstons unkonventionelles Verhalten war beunruhigend und
erfrischend zugleich.
    "Ich
weiß, wie schwer es ist, einen geliebten Menschen zu
verlieren", meinte sie leise.
    "Bevor
Sie unnötige Tränen vergießen, lassen Sie sich gesagt
sein, dass Jamal damals noch ein Säugling war. Er hat den Tod
seines Vaters also nicht als Verlust erlebt."
    "Ich
spreche von Ihrem Verlust."
    Seine
übertrieben aufrechte Haltung zeigte, wie unangenehm ihm die
Unterhaltung war. "Ich brauche Ihr Mitleid nicht, Miss Kingston,
und ich möchte es auch nicht."
    "Natürlich."
Sie nickte. "Für Männer ist es nahezu unmöglich,
Gefühle zuzugeben."
    Er
presste die Lippen zusammen. "Für mich ist Selbstdisziplin
etwas sehr Wertvolles und Wichtiges, und damit sollten wir dies Thema
beenden." Geschickt lenkte er das Gespräch wieder in
unverfänglichere Bahnen. "Da Sie ja offensichtlich eine
solch ausgezeichnete Psychologin sind, wissen Sie bestimmt, was man
gegen Jamals Albträume unternehmen kann."
    "Er
braucht unbedingt ein

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