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Ein unmoralisches Angebot

Ein unmoralisches Angebot

Titel: Ein unmoralisches Angebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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schaute Guy, die Augen verengend, Miss Sheridan an. „… dass Sie die Art Gesellschaft und Vergnügungen, die Blanchland zu bieten hat, gewohnt sind. Aber beides ist keine adäquate Erklärung!“
    Sarah verlor selten die Selbstbeherrschung. Doch jetzt war es um ihre Contenance geschehen. Sie schluckte schwer und bemühte sich sehr, ihren Zorn als Schutzschild gegen den Schmerz, den sie empfand, zu benutzen.
    „Das reicht, Sir! Ich will nicht hören, dass Sie meinen guten Ruf in den Schmutz ziehen! Und dass ausgerechnet Sie den Moralapostel spielen, ist schlechterdings ein Witz! Sie sind der größte Heuchler, der mir je über den Weg gelaufen ist!“
    Sie wollte, weil sie nicht mehr daran dachte, in den Ballsaal zurückzukehren, an Lord Renshaw vorbeigehen und sich wieder in ihr Zimmer flüchten. Vor Zorn und einem Gefühl der Erniedrigung zitterte sie. Ihr war nicht klar, wie diese Konfrontation zu Stande gekommen war, und sie hatte auch nicht die Absicht, sie in die Länge zu ziehen. Ein Gentleman hätte sie nie so wie der Viscount abgekanzelt. Noch tiefer und schmerzlicher fühlte sie sich jedoch durch seine offenkundige Verachtung und ungerechtfertigte Verurteilung gekränkt.
    Er regte sich, ließ sie indes nicht an sich vorbei, sondern machte noch einen Schritt auf sie zu, sodass sie zwischen ihm und dem Treppengeländer gefangen war.
    Dann neigte er sich zu ihr und gab ihr einen Kuss, der suchend und vollkommen rücksichtslos war. Fassungslosigkeit und Wut stiegen in ihr auf. Heftig trommelte sie ihm mit den Fäusten auf die Brust, doch er verstärkte nur den Griff und machte ihre Abwehr nutzlos.
    „Ich werde jetzt meinem Ruf gerecht, Miss Sheridan“, sagte er. „Ich schlage vor, Sie tun das Gleiche!“
    Wieder küsste er sie wild und begehrlich. Sie empfand eine sie schockierende Aufregung, die sie in seinen Armen zittern machte. Der Druck der Hände, die sie gnadenlos an ihn pressten, wurde keinen Moment lang schwächer.
    Sie gab den Kampf auf. Sie hatte nicht mehr die Kraft, sich gegen Lord Renshaw zu wehren, und auch nicht mehr den Willen dazu. Trotz der Tatsache, dass er sie nur aus Berechnung in den Armen hielt, war es für sie ein exquisites Vergnügen, von ihm geküsst zu werden, und sie wollte nicht, dass es aufhörte. Sie streckte die Finger auf seiner Brust aus und schlang ihm dann die Arme um den Nacken. Mit einer Hand glitt er über ihren Rücken und ihre Hüfte und drückte sie hart an sich. Die andere Hand schob er in ihr Nackenhaar und streichelte ihre Haut so wunderbar, dass sie erschauerte. Sie gab einen resignierenden Laut von sich, drängte sich enger an den Viscount und ließ sich vollkommen von seinem Kuss mitreißen.
    Guy bemerkte nicht, dass eine Etage tiefer eine Tür abrupt geöffnet wurde und Leute ins Entree strömten.
    „Oh!“, kreischte eine Frau.
    Sarah hörte Stimmen, wusste sie jedoch nicht unterzubringen, da ihr Verstand vom Verlangen umnebelt war. Guy hatte jedoch so viel Geistesgegenwart, sie vom Geländer zurück und ihn den Schatten zu ziehen, ehe die unter ihnen versammelte Gesellschaft sich wie ein Mann umdrehte und zum finsteren oberen Gang starrte.
    „Nanu? Was ist da los? Ist da oben jemand?“
    Eine Frau kicherte. Ein Mann lachte und hörte sofort auf. Jemand murmelte etwas, und belustigt verschwanden alle Leute im Spielzimmer. Danach herrschte Stille.
    Mit einem Schlag fand Sarah in die Wirklichkeit zurück. Wie konnte sie im Kerzenlicht dastehen, mit derangiertem Kleid? Wie hatte sie dem Viscount die unerhörtesten Freiheiten gestatten können? Erst wenige Augenblicke zuvor hatte er ihren guten Ruf angezweifelt, und jetzt hatte sie ihm recht gegeben! Sie zitterte und flog am ganzen Leibe, nicht vor Leidenschaft, sondern im Bewusstsein dessen, was sie getan hatte. Wo hätte das geendet? Hätte sie womöglich nackt auf dem Treppenabsatz gelegen, vor den Augen aller Gäste? Ihr brannten die Wangen, als sie begriff, dass sie so von Verlangen überkommen gewesen war, nicht einmal daran zu denken, wer sie sehen könne. Wie konnte das passiert sein? Sie hatte den Viscount stets attraktiv gefunden, ihr Wortgefecht mit ihm hatte ihr jedoch keinen Hinweis darauf gegeben, dass eine so schockierende Anziehungskraft zwischen ihnen bestehen könne. Wirklich! Als sie Anstalten gemacht hatte, ihn auf dem Treppenpodest stehen zu lassen, hatte sie ihn sogar überhaupt nicht mehr gemocht! Und dennoch …
    Sie richtete sich das von den Schultern gerutschte Kleid und hob den

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