Ein unmoralisches Angebot
ich mich im Treibhaus versteckte!“
„Ich verstehe. Und seither verbirgt er dich?“
„Wir fanden, das sei eine gute Idee“, antwortete Olivia. „Lord Allardyce sucht überall nach mir, aber natürlich hat er nicht an die Dienstboten gedacht!“
„Ich verstehe“, sagte Sarah ein weiteres Mal. „Warst du nicht versucht, Lord Lebeter um seine Hilfe zu bitten, nachdem er wieder hier war?“
Wieder leuchteten Olivias Augen auf. „Das war ich, aber Tom und Mrs. Brookes hielten das für einen schlechten Einfall. Sie befürchteten, Lord Lebeter könne so schlimm sein wie Lord Allardyce, und ich begriff, obwohl ich wusste, das könne unmöglich stimmen, dass die Durchführung meiner Absicht überhaupt nicht ehrbar sein würde. Außerdem hatte ich bereits an Mr. Churchward geschrieben, und Tom riet mir, die Antwort abzuwarten. Als er sah, dass du hergekommen bist, um mir zu helfen, Tante Sarah, sagte er, alles würde in Ordnung kommen und dass du, falls Lord Allardyce Ärger machen sollte, ihm deine Cousine auf den Hals hetzen würdest. Ist sie sehr einschüchternd, Tante Sarah?“
„Sehr!“, antwortete Sarah und schmunzelte ob Toms Beschreibung von Amelia. „Ich bin jedoch sicher, dass Amelia dich mögen wird, Olivia! Auch sie ist mit dir verwandt!“
Nach dieser Ankündigung sah Olivia sehr verdutzt aus, wirkte jedoch gleichzeitig ziemlich besorgt. „Nun, ich hoffe, dass sie mich ausstehen kann, denn ich möchte sie unbedingt kennenlernen! Also, was müssen wir jetzt tun, Tante Sarah?“
Sarah lehnte sich zurück. „Ich denke, dass du vielleicht mit mir nach Bath kommen solltest, Olivia, und natürlich sollte auch deine Mutter mit uns fahren. Ich werde morgen früh mit Amelia reden. Lord Allardyce wird dich nicht mehr behelligen, wenn er sieht, dass du Freunde hast, die dir helfen, und sobald wir in Bath sind, können wir uns mit Mr. Churchward wegen des Pachtvertrages für euer Haus in Verbindung setzen und mit Amelias Vermögensverwalter über die Investitionen sprechen und viele Pläne machen! Wie gefällt dir das?“
Das Strahlen war wieder in Olivias Augen zurückgekehrt. „Oh, können wir das wirklich? Du bist zu freundlich! Wirklich, ich denke, das wäre die aufregendste Sache der Welt!“
„Und natürlich werden wir Lord Lebeter deine Anschrift geben“, fuhr Sarah augenzwinkernd fort, „falls er den Wunsch haben sollte, dich aufzusuchen! So, kannst du morgen reisefähig sein?“
Olivia machte ein betrübtes Gesicht. „Ich befürchte, Mama geht es im Moment nicht sehr gut, und es wird ihr auch in den nächsten zwei, drei Tagen nicht besser gehen, wenngleich diese gute Neuigkeit ihre Stimmung heben dürfte! Es tut mir so leid, Tante Sarah!“
Das war eine schlechte Nachricht, aber Sarah schluckte die Enttäuschung hinunter.
„Kann Tom dich weiterhin verstecken, Olivia?“, erkundigte sie sich vorsichtig. „Er scheint das bisher sehr erfolgreich getan zu haben, und wir müssen wachsam sein, bis wir dich weit genug von hier weggeschafft haben. Ich möchte nicht, dass Lord Allardyce dich findet.“
„Nein, wirklich nicht!“ Olivia erschauerte. „Ich bin sicher, dass wir noch ein bisschen länger bei Tom bleiben können. Die Verzögerung tut mir leid, Tante Sarah, aber ich bin sicher, dass Mama sich bald erholen wird.“
Die Standuhr in der Halle schlug einmal an. Olivia gähnte, und Sarah fühlte sich sehr erschöpft.
Sie stand auf. „Ich möchte dich nicht länger aufhalten, Olivia, denn du siehst sehr abgespannt aus! Oh, aber ich habe etwas, das ich dir zurückgeben muss!“
Sie griff nach ihrem Mantel und schob tief die Hand in die Tasche. Olivias Nachricht und das Medaillon waren noch da. Sarah nahm es heraus und hielt es der Nichte hin.
„Du wirst das zurückhaben wollen, denn es ist sehr hübsch. Weißt du, wo es her ist?“
Olivia furchte die Stirn. „Ich dachte … das heißt, ich habe es gehabt, seit ich mich erinnern kann, und ich dachte, es sei ein Geschenk von meinem Vater, aber …“ Unsicher hielt sie inne und beobachtete das Gesicht der Tante. „Irre ich mich? Es ist nur, dass ich meinem Vater so ähnlich sehe wie dem Mann auf dem Bild!“
„Ich habe überlegt, ob das Medaillon von deiner Mutter ist“, erwiderte Sarah bedächtig.
Jäh wurde Olivias Gesicht hochrot. „Oh! Ich kann das nicht glauben! Ich weiß nicht, wer meine Mutter war, aber ich habe gehört, sie sei eine Bedienstete gewesen, oder …“ Sie hielt inne und setzte dann betont hinzu: „Ich
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