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Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot

Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot

Titel: Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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wieder. »Dann ist doch dein toller Job in der Firma ganz futsch. Hättest du nicht wenigstens einen weniger stressigen Job annehmen können? Vielleicht halbtags? Ich meine, so bekommst du doch noch nicht mal Erziehungsurlaub …«
    Evelyn spielte mit ihrem Zigarettenetui. »Tja, ich mach nun mal keine halben Sachen. Hätte nicht zugucken können, wie jemand anders meinen Job macht, nein, das wär nichts für mich. Aber wenn das Kind aus dem Gröbsten raus ist, dann fange ich wieder an zu arbeiten, ganz klar.«
    »Das darf doch wohl nicht wahr sein!« Endlich hatte Fritz seine Sprache wieder gefunden. »Wie zur Hölle willst du mit deinem Witz von Gehalt für Frau und Kind sorgen, Oliver? Und wie zur Hölle wollt ihr die monatlichen Abzahlungen für euren Luxusschlitten und die völlig überteuerte Schicki-Micki-Penthouse-Wohnung aufbringen?«
    »Ich verstehe dich nicht, Vati. Du jammerst doch immer, dass wir noch keine Kinder haben, und jetzt, wo wir tun, was du willst, bist du auch wieder nicht zufrieden.«
    Fritz Gesicht wurde dunkelrot vor Wut. »Ich habe immergesagt, diese völlig abwegigen Luxusinvestitionen werden euch noch mal das Genick brechen. Man kann doch keine Kinder bekommen, wenn man bis über beide Ohren verschuldet ist! Ich hatte euch gewarnt!«
    Ja, ja, das hatte er.
    »Und jetzt kommt ihr angekrochen und wollt mich um Geld bitten!«, setzte er zornig hinzu.
    Ein kollektives, empörtes Luftholen ging durch den Wintergarten. Das ging nun doch zu weit. Als ob es jemals jemand gewagt hätte, Fritz um Geld zu bitten!! Oder um überhaupt irgendetwas. Ich meine, der Mann pflegte seinen Kindern
Socken
zum Geburtstag zu schenken! Er kaufte einen Dreierpack und teilte ihn gerecht unter Söhnen und Schwiegersohn auf. Und an Weihnachten hatte er allen eine Uhr verpackt, die es an der Tankstelle für dreißig gesammelte Bonuspunkte gratis gegeben hatte.
    Oliver sah für den Bruchteil einer Sekunde aus, als würde er – möglicherweise in der Erinnerung daran – in Tränen ausbrechen. Aber dann sagte er nur sehr kühl: »Keine Sorge, wir schaffen das schon allein.«
    Die Frage war nur, wie. Die Penthouse-Wohnung, die er und Evelyn im vergangenen Jahr in der Stadt gekauft hatten, war genauso teuer wie unsere Gärtnerei gewesen. Das gleiche Geld für hundervierzig Quadratmeter wie für vierzehntausend. Ich fand, wir hatten die bessere Investition getätigt, aber für Fritz war alles beide gleich schwachsinnig.
    »Im Rechnen warst du immer schon eine Niete, mein lieber Herr Sohn«, sagte er und sah Oliver durchbohrend an. »Wenn deine Frau von jetzt an kein Gold mehr spuckt und scheißt, ist es nicht mehr weit bis zum Offenbarungseid, das ist dir doch wohl hoffentlich klar.«
    »Es wäre mir sehr lieb, wenn wir hier nicht über meine Verdauung sprächen«, sagte Evelyn trocken.
    »Was man auch macht, dir kann man es nie recht machen«, sagte Oliver zu Fritz, aber Fritz redete einfach weiter.
    »Du meinst also, ich soll weiter einfach nur zuschauen, wie ihr euer Leben ruiniert? Wie ihr völlig vor die Hunde geht? Seit Jahren rede ich mir den Mund fusselig, aber niemand hört auf mich. Ich habe euch weiß Gott eure eigenen Fehler machen lassen, weil ihr angeblich erwachsene Männer seid, habe euch offenen Auges in euer Unglück rennen und einen Missgriff nach dem anderen machen lassen, aber jetzt ist Schluss damit! Ein für alle Mal Schluss! Jetzt nehme ich die Sache in die Hand!«
    Nach diesem Ausbruch herrschte verblüfftes Schweigen. Ich setzte mich aufrechter hin. Solch eine Wendung hatte der Familienstreit noch niemals genommen.
    »Was soll das heißen?«, fragte Oliver schließlich.
    »Das soll heißen, dass jetzt Schluss mit lustig ist«, sagte Fritz, wonach wir alle so klug waren wie vorher.
    »Und was genau willst du damit sagen?«, fragte Stephan. Furcht und Hoffnung schwangen in seiner Stimme mit.
    Fritz räusperte sich. »All die Jahre habe ich euch kein Geld gegeben, weil ich genau wusste, dass ihr damit nur Unsinn machen würdet. Und weil ich der Ansicht bin, dass richtige Männer für sich selber sorgen müssen. Aber ich denke, dass ich nun, unter gewissen Bedingungen bereit wäre, meine Meinung zu ändern. Ich gehe doch recht in der Annahme, dass ihr alle etwas von meinem Geld gebrauchen könntet, oder?«
    Uns allen stockte der Atem. Genauso gut hätte Fritz eine Handgranate auf den Tisch werfen können. Oliverund Stephan tauschten einen nervösen Blick, Evelyn und ich ebenfalls. War das eine

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