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Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot

Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot

Titel: Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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begeistert vor fantasievoll bepflanzten Terracottakübeln, plätschernden Sandsteinbrunnen und eisernen, dekorativ angerosteten Obelisken stehen blieben, und ich sah mich Stephan einen triumphierenden Blick zuwerfen, der besagte, dass die Begonien-Ära ein für alle Mal hinter uns lag.
    »Und ich müsste nur zu euch ziehen und du zu uns?«, fragte ich und kam mir dabei vor wie ein Fisch, der in einen besonders leckeren Köder gebissen hatte. Er hatte ja meist nicht lange Freude daran, der Fisch. Spätestens, wenn er aus dem Wasser gezogen wurde, bereute er, dass er nicht widerstanden hatte.
    »Genau«, sagte Evelyn. »Fritz ist wohl der Ansicht, alles andere passiere dann von ganz allein.«
    »Welches andere?«
    »Na, du weißt schon.«
    »Weiß ich nicht!«
    »Komm schon, stell dich nicht dümmer an, als du bist! Fritz will, dass wir für immer tauschen.«
    »Was hätte er denn davon?«
    Evelyn zuckte mit den Schultern. »Ich sag doch: ein gutes Gefühl! Das Gefühl, Recht gehabt zu haben. Das Gefühl, Kontrolle auszuüben. Was weiß ich! Das kann uns doch auch egal sein! Wir wollen doch bloß die Kohle, oder?«
    Ich nickte. Ja, ich wollte die Kohle. Aber ich wollte auch Stephan, und aus irgendeinem Grund hielt ich es für nicht unwahrscheinlich, dass er während dieses halben Jahres auf die Idee kommen könne, dass Evelyn womöglich besser zu ihm passte als ich. Deshalb fügte ich hoffnungsvoll hinzu: »Aber wenn unsere Männer nicht dabei mitmachen wollen …«
    »Die wollen«, sagte Evelyn bestimmt. »Die zieren sich bloß aus Prinzip. Um wenigstens etwas Würde zu bewahren.«
    »Und was ist mit unserer Würde?«
    »Die verkauf ich gern zu dem Preis«, sagte Evelyn. »Außerdem – so dramatisch ist es doch gar nicht. Wir tauschen nur die Männer, nicht unsere Jobs, unsere Essgewohnheiten oder unsere Autos! Auch nicht unsere Klamotten – denn
das
würde ich mir wirklich dreimal überlegen.«
    »Ich würde in deine gar nicht reinpassen«, sagte ich und musste grinsen.
    »Jedenfalls nicht obenherum«, sagte Evelyn und grinste auch. »Also, wie sieht’s aus? Bist du dabei?«
    »Na ja – es ist immer noch besser, als eine Niere zu spenden«, sagte ich.
    »Dann ist es also abgemacht.« Evelyn hielt mir die Hand hin.
    Ich schlug ein, tapfer das mulmige Fisch-Gefühl ignorierend, das mich befallen hatte. »Wenn Stephan und Oliver wirklich mitmachen sollten, bin ich auch dabei. Ich weiß aber nicht, ob ich mir das wünschen soll. Denn wenn sie uns lieben, dann müssten sie doch wohl eher nein sagen, oder?«
    »Vielleicht solltest du dir genau diese Frage bessernicht stellen.« Evelyn rutschte genauso anmutig vom Tresen herunter, wie sie hinauf gelangt war.
    Ich schluckte. »Das kommt mir irgendwie riskant vor.«
    »Das Leben ist ein Spiel. Man macht keine größeren Gewinne, wenn man nicht auch einen Verlust riskiert. Natürlich machen sie mit, du Dummchen!«
    »Natürlich«, wiederholte ich matt.
    Als sie an der Tür war, fiel mir noch etwas ein. »Ach – Evelyn?«
    »Hm?« Evelyn dreht sich um.
    »Was heißt ?reüssieren? denn nun eigentlich?«
    »Ich habe nicht den leisesten Schimmer«, sagte Evelyn heiter.
    »Und welches ist die größte der nordfriesischen Inseln?«
    »A: Norderney, B: Jamaika, C: Borkum oder D: Fehmarn.« Auf Evelyns Gesicht erschien eins ihrer seltenen Lächeln.
    »Fehmarn ist es nicht«, sagte ich. »Das liegt in der Ostsee. Bleiben noch Jamaika, Borkum oder Norderney.«
    Evelyns Lächeln vertiefte sich. »Wir werden jedenfalls bald Millionär, ganz ohne blöde Antworten auf blöde Fragen geben zu müssen.«

5. Kapitel
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    S tephan saß mit dem Rücken zur Tür vor dem Computer, als ich hereinkam.
    »Bin gleich so weit«, sagte er, ohne sich umzudrehen.
    »Nur keine Eile. Ich habe sowieso nichts gekocht.« Ich konnte nicht besonders gut kochen, und Stephan auch nicht. Zu unserer mittäglichen Routine gehörte es, zwei Fertiggerichte aus der Tiefkühltruhe zu holen und in die Mikrowelle zu stellen. Abends machten wir dasselbe noch einmal. Nicht besonders gesund, aber wenn man genug Obst zwischendurch aß, konnte man wohl alt damit werden. Wenn wir Glück hatten.
    Ich stellte mich hinter Stephan und kraulte seinen Blondschopf. Ich fand es immer schwierig, die Finger von ihm zu lassen, wenn wir allein waren. Jetzt waren wir annähernd zehn Jahre verheiratet, und es verging immer noch kein Tag, an dem ich nicht darüber staunte, dass dieser wunderschöne, perfekte und kluge Mann ausgerechnet

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