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Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot

Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot

Titel: Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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mich, Olivia Przbylla mit den klodeckelgroßen, erdigen Händen und den Blumenkohlhaaren geheiratet hatte. Es war ein Wunder – mein ganz persönliches Wunder. Konnte ich wirklich das Risiko eingehen und ihn sechs Monate lang mit einer Frau wie Evelyn zusammen wohnen lassen? Würde er dann nicht mit der Nase darauf gestoßen, wie wenig perfekt ich eigentlich war?
    Stephan knurrte wohlig. »Na, kleine Molli-Olli«, sagteer, während er auf dem Bildschirm ein Briefdokument öffnete und das Adressfeld ausfüllte. An das Beerdigungsinstitut Sägebrecht.
    »Sag das doch nicht immer«, murmelte ich. »Ich bin nicht mollig.«
    »Aber es reimt sich doch so schön«, sagte Stephan tippend. Er hatte ein faszinierendes 3-Finger-System. »Molli-Wolli-Olli. Gibt’s was Neues?«
    »Nichts, was du nicht schon wüsstest«, sagte ich und beschloss, gleich mit der Tür ins Haus zu fallen. »Ich für meinen Teil hätte nichts dagegen, für eine Weile in Olivers totschickem Penthouse zu wohnen.«
    Stephans Hände sanken auf der Tastatur zusammen. Statt »Sehr geehrter Herr Sägebrecht« stand dort jetzt »Sehr geehrter 857zmb«.
    »Ich glaube, die haben dort sogar ein Wasserbett«, setzte ich sanft hinzu, als er sich nicht rührte.
    »Du müsstest ja nicht gerade in seinem Bett schlafen«, sagte Stephan mit etwas brüchiger Stimme. »Davon war nie die Rede.«
    »Für eine Million Euro könnte ich mich auch dazu durchringen«, sagte ich. »Ich bin sicher,
du
lässt die arme Evelyn auch nicht in unserer Badewanne übernachten, oder?«
    Stephan drehte sich endlich zu mir um. »Hat Oliver dich angerufen? Der alte Schweinehund.«
    »Aber nein! Evelyn hat’s mir erzählt. Oliver findet das Ganze absolut indiskutabel, genau wie du.«
    Stephan schwieg ein paar Sekunden. Dann fragte er: »Und Evelyn?«
    »Die ist scharf … auf’s Geld.« Hoffte ich jedenfalls. Denn wenn sie möglicherweise auch scharf auf Stephanwar, sah ich Probleme auf mich zukommen. Ziemlich große Probleme.
    »Hm«, machte Stephan. Dann verschwanden die skeptischen Runzeln auf seiner Stirn plötzlich. Er lachte leise, als er mich auf seinen Schoß zog. »Das ist schon völlig verrückt von dem Alten, oder? Das Verrückteste, das er jemals getan hat.«
    »Weißt du denn, warum er auf diese absurde Idee gekommen ist?«
    Stephan schüttelte den Kopf. »Er hat gesagt, von allein werden wir unser Leben niemals verändern. Also müsste er es für uns tun.«
    »Aber es ist doch gar nicht so schlecht, unser Leben, oder?«, murmelte ich, an seine Brust gekuschelt.
    »Das stimmt«, sagte Stephan. »Das Einzige, das fehlt, sind so ungefähr eine Million Euro.«
    »Und alles andere bliebe, wie es ist?«, fragte ich.
    »Natürlich. Wir wären nur unsere Sorgen los.«
    Eigentlich dachte ich ja genauso. »Aber da gibt es doch diese Studien mit Lottogewinnern. Du weißt schon, ob Geld glücklich macht. Und das tut es nicht …«
    »In unserem Fall schon«, sagte Stephan.
    »Meinst du denn, du könntest es eine Weile mit Evelyn aushalten?«, fragte ich und zerzauste sein Haar. »Eine sechs Monate lange Weile?«
    »Wenn du meinen Bruder so lange ertragen kannst …« Stephan kraulte meine Locken. »Man muss eben auch mal Opfer bringen.«
    Ich dachte an eine Million Euro und was man damit alles anfangen konnte. Das Opfer, das ich bringen musste, erschien mir eigentlich gar nicht so groß. Mit dem guten alten Blumenkohl würde ich es dafür schon eine Weileaushalten können. Ich kannte ihn nicht anders als ausgeglichen und freundlich. Und er konnte wunderbar kochen. Außerdem war die Wohnung der beiden nigelnagelneu, und aus jeder Ecke sprang einen Evelyns exquisiter Geschmack an. Ein halbes Jahr kein Ruinenstaub und keine Mikrowelle – »Ich denke schon, dass ich es aushalten kann«, sagte ich.
    Solange du nichts mit Evelyn anfängst, hätte ich gerne hinzugefügt. Aber natürlich verstand sich das von selbst. Hoffte ich.
    Stephan holte tief Luft. »Na dann, würde ich sagen … – schnappen wir uns die Million.«
    *
    Ich hatte gedacht, dass Fritz aus allen Wolken fallen würde, wenn er hörte, dass wir sein »Angebot« annahmen, ja, dass er dann vielleicht noch einen Rückzieher machen und behaupten würde, es sei alles nur ein Scherz gewesen. Ein winzig kleiner Teil meiner Persönlichkeit, der Teil, dem das viele Geld völlig schnuppe war,
hoffte
sogar, dass Fritz einen Rückzieher machen würde.
    Aber Fritz zuckte nicht mal mit der Wimper. »Ich kenn doch meine Pappenheimer«, sagte

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