Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot
auf dem Bett lagen, sonnen(bank)gebräunte Haut auf weißem Laken …
Ich zog die Tür hinter mir zu. Im hässlichen, düsteren Flur fühlte ich mich gleich besser.
»Du siehst also, renovieren funktioniert auch ohne Geld«, sagte Evelyn. »Und Spaß macht es auch.«
»Ja, das stimmt wohl«, sagte ich. Es war so ärgerlich, dass Evelyn in so kurzer Zeit lauter Dinge auf die Beine gestellt hatte, die eigentlich in mein Ressort fielen.
Ich
war die Kreative, die zupacken konnte! Die mit Schaufel, Schere, Säge und Bohrmaschine umgehen konnte wie keine zweite. Ich und nicht Evelyn. Evelyn war meinetwegen die, die viel besser aussah und viel mehr Geld verdiente – geschenkt! Aber dass sie jetzt auch noch diejenige war, die mein Eisenbett und den fiesen, alten Spiegel hergerichtet hatte, war einfach ungerecht. Es musstedoch irgendetwas auf dieser Welt geben, das ich besser konnte als sie.
»Ja, aber komm jetzt bloß nicht auf die Idee, in
meiner
Wohnung zum Pinsel zu greifen, hörst du!« Evelyn sah mich streng an. »In
meinem
Penthouse wirst du nichts verändern, nicht mal ein Kissen an eine andere Stelle rücken. Ich hoffe, da haben wir uns verstanden!«
»Sooo perfekt ist deine Wohnung nun auch wieder nicht«, sagte ich immer noch mürrisch. »Und von welchen Kissen redest du überhaupt? Ich finde, es könnte dort ruhig ein bisschen gemütlicher sein …«
»Dass es nicht dein Stil ist, heißt nicht, dass es nicht perfekt ist«, sagte Evelyn. »Es ist im minimalischen Stil eingerichtet, etwas fernöstlich angehaucht. Keine Gemütlichkeit im klassischen Sinne, aber man kann Ruhe und Kraft dort schöpfen. Es ist bis ins Detail ausgekügelt. Also Finger weg von meinem Wohnkonzept!«
»Schon gut«, sagte ich. Dann fiel mir ein, dass ich mich ja bereits an ihrer Wohnung vergriffen hatte, und meine Miene hellte sich sichtbar auf. Auf der Dachterrasse war von Evelyns minimalistischem Wohnstil nichts mehr übrig geblieben, hahaha. Hatte Oliver es ihr noch nicht erzählt? Offenbar nicht. Aber dort war
ich
kreativ gewesen.
Beinahe hätte ich hämisch gelacht.
»Meinetwegen kannst du dir aber die Dachterrasse vorknöpfen«, sagte Evelyn da. »So eine Zen-Bepflanzung fänd ich cool – das würde auch super zum Interieur passen.«
»Du meinst Bonsai und geharkte Kiesfelder?« Ich musste kichern.
»Ich sagte nur, nimm Rücksicht auf meinen Geschmack.«
»Und was ist mit Olivers Geschmack?«
Evelyn lächelte überlegen. »Schätzchen, der hat überhaupt keinen, glaube mir.«
»Hat er wohl«, brauste ich auf. »Nur weil jemand vielleicht nicht deinen Geschmack teilt, heißt das noch lange nicht, dass er keinen Geschmack hat.«
»Sage ich ja gar nicht«, sagte Evelyn. »Für dich zum Beispiel erscheint mir der schwedische Landhausstil angebracht,
obwohl
es nicht mein Stil ist. In der Küche allerdings denke ich an einen Hauch England. Landhausstil ja, Schweden nein.«
»Die Küche?«, unterbrach ich sie alarmiert.
»… ist eine Katastrophe«, sagte Evelyn ungerührt. »Dieses scheußliche dunkle Eichenholz und diese grausliche grüne Kunststoffarbeitsplatte – da bekommt man ja Pickel, wenn man nur die Mikrowelle bedient.«
»Das sagst du immer, aber ich kann keinen einzigen Pickel bei dir entdecken«, sagte ich. »Ja, die Küche ist wirklich grauenvoll.« Statt »Küche« konnte man auch jedes beliebige andere Zimmer einsetzen, der Satz traf immer zu. Außer auf das Gästezimmer, natürlich. Das war jetzt sehr schwedisch.
»Diese Eiche rustikal stammt noch vom Vorbesitzer – nur den Herd haben wir neu eingebaut. Na ja, neu war der auch nicht. Wir haben ihn günstig bei eBay ersteigert. Aber …«
»Ja, ja, ich weiß«, fiel Evelyn mir ins Wort. »Eine neue Küche würde zu viel kosten. Deshalb hab ich mir das Ding mal ganz genau angeschaut: Das Innenleben ist noch erstaunlich in Ordnung, die Schubladen laufen immer noch wie geschmiert, nichts klemmt oder ruckelt. Wenn man alles weiß streichen und eine andere Arbeitsplattemontieren würde, sähe es gleich viel besser aus. Dann noch ein paar Leisten aufgesetzt, die fiesen, alten Griffe weg und durch hübsche andere ersetzt – die Küche wäre wie neu.«
»Hm«, machte ich. Verdammt noch mal, diese Frau machte mich fertig. Erst vergriff sie sich an meinem Mann, dann an meiner Küche! Und illegale Drogen baute sie auch noch an.
»Natürlich müsste man den grauenhaften grüngelb gemusterten Fliesenspiegel irgendwie verdecken«, fuhr Evelyn fort. »Kann man mit
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