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Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot

Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot

Titel: Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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beträchtlich. Die Zuschauer auf den Tribünen setzten sich und schwiegen erwartungsvoll.
    Leander setzte ein erstaunlich entspanntes Lächeln auf und wünschte den Kameras einen wunderschönen guten Abend. Ein paar davon schienen jetzt tatsächlich in Betrieb zu sein. Ich suchte Olivers Gesicht neben Kamera eins und setzte mich etwas gerader hin.
    Charmant erläuterte Leander den Zuschauern das Thema und die Gäste des heutigen Abends, um sich dann anmutig neben mir in die Sitzgruppe fallen zu lassen.
    Herzlich schüttelten wir einander die Hände.
    »Nee«, sagte Leander in Richtung Regie. »Das mit dem Händeschütteln lassen wir doch lieber. Fühlt sich irgendwie spastisch an, so im Sitzen.«
    Dann lächelte er mich wieder an. Ich starrte fasziniert auf die Puderschicht, die seine Nase bedeckte. Mich hatte keiner geschminkt, ich war ja nur der Dummy.
    »Wir wollen mit Ihnen darüber reden, wie man es schafft, so erfolgreich im Beruf zu sein und trotzdem ein erfülltes Leben als Mutter und Ehefrau zu führen.«
    Ich lachte herzlich. »Ja, da fragen Sie genau die Richtige.«
    »Einige unserer Gäste heute Abend sind der Ansicht, dass nur eins von beiden geht: Kinder oder Karriere. Aber Sie führen den lebendigen Beweis, dass beides funktioniert.« Leander blickte auf seine Karten hinab. »Sie sieht aus wie ein Fotomodell und ist mit ihren vierunddreißig Jahren doch eine der gefragtesten Expertinnen auf dem Gebiet des internationalen Wirtschaftsrechts – das ist ein Zitat aus der Süddeutschen, glaube ich.«
    »Möglich«, sagte ich bescheiden.
    »Zu Ihren Klienten gehören die größten Firmenkonzerne der Welt, und wenn Sie an einer Fusion mitarbeiten, arbeiten Sie nach eigenen Angaben wochenlang bis zu vierundzwanzig Stunden täglich. Wie können Sie sich dabei denn noch um ihre drei- und einjährigen Töchter kümmern?«
    Ich staunte. »Nun ja, ich denke, die Frage ist doch wohl eher, wie ich die Kinder überhaupt bekommen konnte! Steht das irgendwo auf Ihren Karten?«
    Das Publikum lachte.
    Leander sah mich strafend an. Er wollte schließlich an mir üben, nicht ich an ihm. »Nun übertreiben Sie es aber mal nicht.«
    »Ja, aber wer übertreibt denn hier?«, fragte ich. »Das sind doch wohl Sie! Kein Mensch kann wochenlangvierundzwanzig Stunden am Stück arbeiten, dabei wie ein Fotomodell aussehen und auch noch ein glückliches Familienleben führen!«
    Leander grinste süffisant. »Sie meinen also, dass Sie am Ende gar nicht so ein Superweib sind, wie die Medien immer behaupten?«
    Na, das wollte ich aber nun auch nicht auf mir sitzen lassen. »Ich bin absolut top in meinem Job«, sagte ich energisch. »In Sachen – was war das noch gleich? – Wirtschaftsfusionen blabla, da kann mir so schnell keiner ein X für ein U vormachen. Jeder weiß, wenn man als Frau so gut verdient wie ich, dann ist man viel, viel besser als ein Mann in gleicher Position. Denn was Frauen auch tun, sie müssen es doppelt so gut wie Männer tun, damit es für halb so gut gehalten wird.«
    Wieder lachte das Publikum.
    »Zum Glück ist das nicht allzu schwer«, setzte ich hinzu und kicherte selber über diese Pointe. Das Publikum und die Leute, die hinter den Kameras herumschwirrten, schienen sich glänzend zu amüsieren. Oliver stand mit verschränkten Armen neben Kamera eins und sah mich an. Ein bisschen zu ernst, für meinen Geschmack. Ich grinste ihm zu.
    Leander räusperte sich säuerlich. »Aber warum müssen Frauen, die ihren Job so gut und so gerne machen wie Sie, denn unbedingt auch noch eine Familie haben?«
    »Irgendjemand sollte was von der vielen Kohle haben, die ich verdiene«, sagte ich. Ach, es war herrlich, zur Abwechslung mal jemand ganz anderes zu sein. »Ich hab ja überhaupt keine Zeit, sie auszugeben.«
    »Aber Sie haben auch keine Zeit, sich um die Kinder zu kümmern«, sagte Leander. »Da sind sicher eine Mengewichtiger Momente im Leben der Kleinen, die Ihnen entgangen sind: das erste Wort, die ersten Schritte …«
    »Mir kommen gleich die Tränen«, sagte ich und sah wieder zu Oliver hinüber. Er sah auf sonderbare Weise angestrengt aus. Neben ihm standen zwei Männer, die keine karierten Hemden trugen, sondern Anzug und Krawatte. Einer von denen hatte die Hand auf Olivers Schulter gelegt. Möglicherweise war das der unzuverlässige Programmdirektor? Ich warf ihm über die Kamera hinweg einen strengen Blick zu. Sah so eine menschliche »Koniphere« aus?
    »Können Sie sich denn an das erste Wort ihrer

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