Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
Vom Netzwerk:
wieder haben Sie Ihr Leben aufs Spiel gesetzt, um Männer jedweden Ranges zu retten. Sie haben sehr tapfer gekämpft. Sie haben durchgehalten, nachdem Sie bereits geschlagen und aufgegeben waren. Nicht zu vergessen natürlich die hochdramatische Begebenheit, dass Lord Gordmor in tiefster Nacht unter den Toten und Sterbenden unermüdlich nach Ihnen gesucht hat, und schließlich Ihre wundersame Genesung von schwerster Verwundung. Sehen Sie? Es ist wahrlich eine gute Geschichte, Mr. Carsington.“
    Endlich konnte Alistair die Zusammenhänge deutlich vor sich sehen. Er blieb stehen, stützte sich auf seinen Gehstock und blickte zu Boden, während er in Gedanken all diese Szenen noch einmal durchlebte und sie vor sich vorüberziehen sah wie die einzelnen Akte eines Schauspiels. Beim Finale sah er seine gesamte Familie vereint herabschweben und den wiedergefundenen Sohn mit sich nach England nehmen.
    Und er lachte - aus Verlegenheit oder Erleichterung oder vielleicht einfach nur, weil ihm sein Leben auf einmal so lächerlich theatralisch erschien.
    Dann hob er den Kopf - einen Moment zu spät, um den besorgten Blick zu sehen, mit dem sie ihn betrachtete -, schaute sie an und meinte: „Es ist genau so, wie Sie einst meinten, als Sie in Wilkerson’s Hotel gekommen waren. Sie sind die Einzige, die mir derlei Dinge ins Gesicht zu sagen wagt. Selbst mein bester Freund ..." Er verstummte und schmunzelte. „Der arme Gordy. Aber warum sollte gerade er mich über die wahre Natur meines Ruhmes aufklären, wenn sogar meine Brüder - die wohlgemerkt nie davor zurückgeschreckt sind, mir ordentlich die Meinung zu sagen - es mir verschwiegen haben?“
    „Sie hätten es Ihnen sagen sollen“, befand sie. „Doch vielleicht war ihnen gar nicht bewusst, wie viel Leid Ihnen die ganze Angelegenheit verursachte.“
    Alistair zuckte die Schultern. „Meine Familie spricht nie darüber - zumindest nicht in meiner Gegenwart.“ Einen Moment später fügte er hinzu: „Und ich habe alles nur Erdenkliche getan, um sie und alle anderen davon abzuhalten, darüber zu sprechen.“
    Er räusperte und straffte sich, und in diesem Augenblick wurde er zum ersten Mal, seit sie zu ihrem Spaziergang aufgebrochen waren, seiner Umgebung gewahr.
    Und was er um sich herum sah, verschlug ihm die Sprache.
    Gewaltige Felsformationen ragten aus dem Hang hervor. Massige, steinerne Obelisken lagen wie verstreute Kegel herum. Auf ihnen wuchsen jene Flechten und Moose, die Mr. Oldridge so sehr faszinierten. Karge Bäume und Sträucher drängten sich in engen Felsspalten, und einige furchtlos und unverwüstlich anmutende Wildpflanzen ließen eine Blütenfülle erahnen, die in der wärmeren Jahreszeit zum Vorschein kommen würde. Alistair hörte von irgendwoher Wasser den Berg hinuntertröpfeln, dasselbe Wasser, das auch die Versteinernden Quellen speiste.
    Die Bäume und Felsen blendeten alles andere aus. Alistair war, als seien sie beide auf einmal auf einer Insel aus einem Märchen gelandet. Langsam drehte er sich um, staunend wie ein Kind.
    „Man nennt es die Romantischen Felsen“, ließ sich ihr kühler Kommentar aus einiger Entfernung vernehmen. „Auf dem Höhepunkt der Saison wimmelt es hier von Touristen.“
    Er schaute sie an.
    Sie hatte sich auf einen der obeliskartigen Steine gesetzt und hielt die Hände gefaltet. Ihr grauer Hut und der ebenfalls graue Umhang fügten sich vollkommen in die sie umgebende Landschaft ein, sodass alles Augenmerk auf ihr rosig strahlendes Gesicht fiel und die feurig roten Locken, die es umrahmten.
    „Aber Sie lieben diesen Ort“, bemerkte er.
    „Nicht nur diesen Ort", erwiderte sie. „Ich bin Teil des Peak, und der Peak ist ein Teil von mir. Meine Mutter hat mir einmal erzählt, dass sie sich in diese Gegend Derbyshires verliebt hat, als sie sich in meinen Vater verliebt hat. Eine meiner frühesten Erinnerungen ist es, wie ich gemeinsam mit ihr zu den Heights of Abraham hinauflaufe. Zu den Felsen hier kamen wir oft. Wir haben auch die Höhlen besucht, die Heilbäder und die Versteinernden Quellen. Wir haben ein Boot über den Fluss genommen, um zum Lover’s Walk zu gelangen. Wir haben sogar Ausflüge nach Chatsworth und zu den anderen berühmten Landsitzen gemacht. Wir wurden all der Schönheit um uns herum einfach nicht müde.“ Ihre Stimme klang sanft und nostalgisch verklärt. „Manchmal haben wir auf unseren Wanderungen gezeichnet und gemalt. Manchmal hat mein Vater uns begleitet. Bereits damals faszinierte ihn die

Weitere Kostenlose Bücher