Ein unverschaemt charmanter Getleman
verschränkt.
„Ich gebe meinen Widerstand auf“, verkündete sie.
Derweil tobte der Sturm draußen unvermindert weiter. Der Wind heulte und strich pfeifend um das Haus herum, und der Regen schlug gegen die Fenster. Drinnen knisterte und knackte das Feuer leise im Kamin.
Mirabel hätte sich draußen, inmitten des Unwetters, sicherer gefühlt als hier in dieser kleinen Kammer.
So stand sie nun noch immer, wo sie soeben stehen geblieben war, spärlich bekleidet und mit offenem Haar. Sie trug jene luftige Kreation, die Tante Clothilde ihr geschickt hatte — kommentarlos und zusammen mit dem Brief, in dem sie Mr. Carsingtons Verfehlungen mit so großer Detailfreude beschrieb.
Die Nachtwäsche war durchaus aufreizend. Es war eine skrupellose Taktik, gewiss, aber das kümmerte Mirabel nicht. Sie würde tun, was immer notwendig war, um Alistair für sich zu gewinnen, denn sie war verliebt. Diesmal war sie wirklich und wahrhaftig, von ganzem Herzen hoffnungslos verliebt, und diesmal würde sie nicht aufgeben.
„Ich hätte dich vorhin nicht gehen lassen sollen“, meinte sie. „Ich hätte mich bemühen sollen, dich besser zu verstehen. Aber ich war zu beschämt und verärgert, um noch einen klaren Gedanken fassen zu können.“
Seitdem hatte sie genügend Zeit gehabt, sich zu beruhigen, alles zu bedenken und sich dessen bewusst zu werden, was wichtiger war - ein Haus und ein Stück Land oder die Liebe ihres Lebens.
Noch immer betrachtete er sie mit unergründlichem Blick. Hatte er seines Stolzes wegen sein Herz für sie verschlossen? Sah er sie nun mit anderen Augen? War sie für ihn jetzt eine zweite Judith Gilford geworden - jene Erbin, deren kleinliche Schikanen ihn in die Flucht getrieben hatten, wie Tante Clothilde vermutete?
Es machte gar nichts, was er in ihr sah, redete Mirabel sich gut zu. Sie würde ihn nicht aufgeben, ganz gleich, welchen Preis sie dafür bezahlen müsste.
Entschlossen stand sie da, mit erhobenem Kinn und ihre Hände aus Angst vor ihrem eigenen Mut so fest verschränkt, dass die Knöchel weiß hervortraten.
„Es war sehr unvernünftig von mir“, fuhr sie fort. „Captain Hughes befürwortet deinen neuen Plan. Er hat meinen Brief nur verlesen, weil ich ihn darum gebeten hatte.“
Denn sie hatte schon geahnt, dass ihr Vater nicht auf der Versammlung erscheinen würde, seinen ernsthaften Versprechungen zum Trotz. Er hatte darauf bestanden, früh aufzubrechen, weil er wie immer zu Fuß gehen wollte, und sie konnte ihn schließlich nicht dazu zwingen, mit ihr und Mrs. Entwhistle in der Kutsche zu fahren. Stattdessen hatte sie für den sehr wahrscheinlichen Fall, dass er nicht erscheinen würde, einen Brief verfasst, den sie Captain Hughes am Tag vor dem Treffen gegeben hatte.
„Ich hätte ihm ein Zeichen geben oder ihm ausrichten lassen sollen, dass er ihn nicht vorlese“, meinte sie nun. „Dein neuer Plan war äußerst entgegenkommend und gut durchdacht. Es war dumm von mir, ihn nicht zu billigen. Ich kann schließlich nicht erwarten, dass alles für immer so bleiben wird, wie es einst war. Die Welt verändert sich, und auch wir müssen uns verändern. Anstatt dir noch mehr Schwierigkeiten zu bereiten, sollte ich glücklich und dankbar sein, dass du dir meinetwegen solche Umstände gemacht hast.“
„Mein Plan war äußerst entgegenkommend und gut durchdacht?“, wiederholte er argwöhnisch ihre Worte.
„Ja, sehr gut durchdacht sogar.“
„Aber wohl nicht gut genug“, vermutete er.
„Kein Plan könnte jemals gut genug sein“, bekannte sie. „Mir wäre es am liebsten gewesen, wenn Lord Gordmor seine Kohlegruben stillgelegt und uns nicht länger mit seinen Transportschwierigkeiten behelligt hätte. Ich wollte keine weiteren Lord Gordmors mehr oder andere unternehmungslustige Männer, einschließlich meiner eigenen Nachbarn, die in Longledge Hill nach Mitteln und Wegen suchten, ein Vermögen zu machen. Ich wollte nicht, dass der Handel zunimmt. Ich wollte das einfache, friedvolle Landleben, mit dem ich groß geworden bin.“
„Dann werde ich Mittel und Wege finden, um es dir zu bewahren“, versprach er.
Sie blickte auf ihre noch immer verschränkten Hände hinab und sah dann auf, in sein so markant gut aussehendes Gesicht. Der zärtliche Ausdruck, den sie dort gewahrte, ließ ihr ganz leicht ums Herz werden. „Du solltest deine Zeit nicht für derlei Dinge verschwenden“, meinte sie. „Keinesfalls darfst du nun aufs Spiel setzen, wofür du so lange hart gearbeitet
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