Ein unverschaemt charmanter Getleman
Schneider würde derlei fertigen.“
„Mirabel“, brachte er mühsam hervor, „bitte. Ich bin nicht aus Stein gemacht.“
„Das weiß ich“, meinte sie lächelnd. „Du bist aus Fleisch und Blut. Sehr muskulös. Und in dem Haar auf deiner Brust schimmert mehr Gold als in dem auf deinem Kopf.“ Sie zog das oberste Band auf. „Wohingegen ich in diesem Bereich nicht golden bin, aber viel, viel glatter.“ Sie blickte an sich hinunter. „Und sichtlich wohlgerundeter.“
„Ja.“ Ein einziger erstickter Laut. „Ich finde auch, dass du vollkommen anzuschauen bist, aber ich darf dich jetzt nicht anschauen. Das nächste Band solltest du nicht mehr öffnen, Mirabel. Das ist die schlimmste Art der Grausamkeit. Du weißt, dass ich dir widerstehen muss. Wir werden heiraten, aber ich werde ganz gewiss nicht unserem Ehebund vorauseilen.“
Sie zog das zweite Band auf. „Ich dachte, das wärst du bereits“, bemerkte sie. „Zweimal sogar.“
„Das war unverantwortlich und eigennützig von mir. Aber ... wie dem auch sei - dem Schicksal sei es gedankt, dass du dennoch unberührt bist. Es hätte nicht viel gefehlt ... Oh, was rede ich nur? Du musst jetzt gehen. Gute Nacht.“ Er humpelte zur Tür und öffnete sie.
Mirabel rührte sich nicht vom Fleck. Stattdessen öffnete sie auch das letzte der Bänder und streifte sich den hauchdünnen Morgenmantel von den Schultern.
Alistair schloss die Tür wieder.
„Tu das nicht“, sagte er.
„Das werde ich auch nicht“, beruhigte sie ihn. „Ich möchte, dass du es mir ausziehst. Du bist so gut im Ankleiden und Auskleiden.“
Mit langen Schritten kam er auf sie zu, seine Augen sprühten goldene Funken, und Mirabel fragte sich, ob er sie wohl ergreifen und eigenhändig aus dem Zimmer werfen wolle.
Er packte sie bei den Schultern. „Du“, stieß er hervor. „Du.“
„Ja, ich bin es leibhaftig.“ Sie hob beide Hände und fuhr durch sein schlafzerzaustes Haar. „Ich wusste bislang nicht, dass ein Wesen von solcher Sinnlichkeit in mir lebt. Du hast es gefunden und befreit. Nun musst du dich mit den Folgen abfinden.“ Sie zog ihn zu sich hinab, und sowie er seinen Mund auf den ihren senkte, riss er sie mit sich fort, in eine andere Welt, in der sie wieder jung und unbefangen und das Glück vollkommen war.
Sie schlang die Arme um seinen Hals und reckte sich auf die Zehenspitzen, um ihm noch näher zu sein. Er vertiefte den Kuss und ließ sie hinabsinken in wonnetrunkene Dunkelheit. Die Frucht der Mohnblüte könnte niemals so berauschend sein wie der Geschmack seines Kusses! Seine Zunge in ihrem Mund zu spüren weckte in ihr Erinnerungen daran, wie er sie vor nicht einmal zehn Tagen auf noch innigere Weise liebkost hatte. Lustvolle Schauder liefen ihr über den Rücken und drangen ihr bis unter die Haut. Ihr Verstand verflüchtigte sich, wich lustvoller Begierde, die sie kühl, dunkel und gefährlich durchströmte und sie sich in das sinnliche Wesen verwandeln ließ, das er in ihr zum Leben erweckt hatte. Sie war nicht mehr umsichtig und bedacht, gab alle Verantwortung und Kontrolle ab.
Mit beiden Händen fuhr sie über seine Schultern, über seine starken Arme und genoss die Zärtlichkeiten, mit denen er wiederum sie bedachte, genoss es, wie seine wunderbaren Hände sacht und wissend über ihr gerüschtes Nachthemd glitten und der Stoff unter seiner Berührung leise flüsterte wie ein lebendiges Wesen. Er erweckte alles zum Leben, schuf eine wild bewegte Welt, die ihr geheimnisvoll und exotisch erschien und dabei doch so vertraut war, als habe sie schon immer tief in ihr verborgen existiert.
Sie ließ ihre Hände hinabgleiten zum Gürtel seines Morgenmantels, doch fing er sie ab und schob sie sanft beiseite. Er löste die Bänder ihres Nachthemdes und streifte ihr den dünnen Stoff über die Schultern. Als sie seine Hand auf ihrer bloßen Brust spürte, stockte ihr der Atem.
„Wunderbar“, murmelte er dicht an ihrem Mund. „Du bist wunderbar und vollkommen.“
Sie schmiegte sich enger an seine liebkosende Hand, gab sich der Berührung hin und verlangte nach mehr. Sie wollte, dass er sie überall berührte. Das Oberteil ihres Nachthemdes glitt an ihren Armen herab, hinab bis zur Taille, und Mirabel spürte einen kühlen Luftzug auf ihrer bloßen Haut. Doch sie nahm die Kälte des Zimmers kaum wahr. All ihr Fühlen war einzig auf seine Hände gerichtet, die sich warm um ihre Brüste schlossen und sie sanft massierten, bis sie sich vor Lust und Verlangen
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