Ein unwiderstehliches Angebot: Roman (German Edition)
Paradies geworfen, dachte er beglückt.
Danach schliefen sie eng umschlungen noch einmal ein, und als Charles erwachte, saß seine Frau in ihrem schlichten Morgenmantel auf der Bettkante. Ihre Haare waren feucht vom Bad, neben ihr stand ein Tablett mit Tee, Schinken und Gebäck. Als er sich aufsetzte, rutschte die Decke bis zu seiner Taille herunter. Er schob sich die Haare aus den Augen.
»Regnet es noch?«
Louisa nickte. Ihre silbrigen Augen wirkten dunkel. »Natürlich. Es regnet die ganze Zeit.«
»Das ist eben Schottland.«
»Ein schlechtes Omen, findest du nicht?«
Er hätte ihr nicht sagen dürfen, dass er heute heimreisen wollte. Besser wäre es gewesen, heimlich zu packen, während sie schlief, und es ihr erst dann mitzuteilen. Jetzt war es genau andersherum. Ihre kleine Reisetasche stand bereits neben der Tür, das Reisekleid hing über dem Stuhl.
»Nein, Liebes. Ich finde nicht, dass es ein schlechtes Omen ist. So ist das Wetter in Schottland nun mal.«
»Dein Vater …«, setzte sie an. Ihre Nervosität ließ sich nicht übersehen.
Charles, obwohl er der Begegnung ebenfalls mit gemischten Gefühlen entgegensah und fürchtete, der Duke könne ihn jetzt endgültig als missratenen Sohn ansehen, unterbrach sie sogleich.
»Mein Vater wird zunächst reserviert und tadelnd auf uns herabschauen. Aber er wird dich bestimmt bald lieben. Ich will auf keinen Fall, dass du dir seinetwegen Sorgen machst.«
»Ich fürchte, du verstehst meine Sorgen nicht ganz.« Louisa stand auf und lief unruhig auf und ab. Ihr hübsches Gesicht wirkte gequält. »Es war alles schrecklich romantisch: Bloß kehren wir jetzt in die Wirklichkeit zurück und müssen uns für unseren Schritt verantworten. Was ist, wenn unsere Familien sich weigern, unsere Entscheidung zu akzeptieren?«
Charles goss sich einen Tee ein, um Zeit zu gewinnen. Im Grunde hatte sie recht mit ihren Befürchtungen. Er war sich zwar ziemlich sicher, dass sein Vater irgendwann einlenken würde, aber versprechen konnte er ihr das nicht.
»Ich habe von meiner Großmutter ein bisschen Geld geerbt. Kein großes Vermögen, doch ausreichend, um uns über Wasser zu halten. Wir werden nicht verhungern oder im Wald hausen müssen.«
Es sollte witzig klingen … Dabei war die Gefahr, enterbt zu werden, durchaus real. Aber selbst das war Louisa ihm wert. Noch vor nicht allzu langer Zeit hätte er sich wegen einer solchen Einstellung als gefühlsduseligen Idioten bezeichnet, der Luftschlösser baute.
Louisa fuhr herum. Ihre Augen glänzten. »Das ist ja schön und gut, Charles, nur meinte ich etwas anderes. Ich möchte nicht, dass deine Familie sich meinetwegen schämt.«
Er zuckte so heftig zusammen, dass er heißen Tee auf seine Hand verschüttete und lautlos fluchte. »Lou«, sagte er eindringlich und nahm vom Tablett eine Serviette, um seine verbrühte Hand abzutupfen. »Das ist lächerlich.«
»Ich weiß, wir können nicht ewig hierbleiben.« Sie sah so jung und so verloren aus, wie sie da auf der Bettkante hockte in dem alten, unförmigen Morgenmantel. Erst jetzt sah er, dass unter ihren Augen dunkle Schatten lagen. »Wir werden dafür bezahlen müssen. Ich bereue nichts, verschließe allerdings genauso wenig die Augen vor der Realität. Alle Welt wird sagen, du hast unter deinem Stand geheiratet. Vivian Lacrosses Vater ist immerhin ein Baronet.«
»Ich weiß.« Er nahm einen Schluck Tee, ehe er weitersprach und dabei seine Worte mit Bedacht wählte. »Du bist eine intelligente Frau, und tief in deinem Herzen weißt du, dass Titel und das alles nicht wichtig sind. Sie ziehen die Aufmerksamkeit auf sich, sagen aber nichts über den Menschen aus. Und ich habe beschlossen, meinem Herzen zu folgen, statt mich dem Diktat meiner Familie zu beugen. Und Vivian wird die Erste sein, die mir zustimmt. Sie hat mir sogar gratuliert, als ich ihr erzählte, dass ich Himmel und Hölle in Bewegung setzen würde, um dich zu meiner Frau zu machen.«
»Vielleicht sollte sie dann bei deinem Vater ein gutes Wort für uns einlegen.« Louisas Stimme klang ganz klein und zittrig. »Er jagt mir Angst ein.«
»Sie musste sich ihm in der Vergangenheit schon oft stellen wegen irgendwelcher Eskapaden von mir. Vielleicht hat sie mich deshalb ja in deine Richtung abgeschoben«, versuchte er zu scherzen.
Ein Fehler, denn Louisa brach in Tränen aus.
Sofort stellte er die Tasse beiseite, sprang aus dem Bett und kniete sich vor sie auf den Boden. Seine Arme lagen um ihre bebenden
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