Ein unwiderstehliches Angebot: Roman (German Edition)
sein glaubte, auf einem der Besucherstühle im Salon und kam ohne Umschweife zur Sache.
»Ich bin bereit, Euch meine Erfahrungen bei den Vorbereitungen für die Hochzeit zur Verfügung zu stellen. Wenn ich das richtig verstanden habe, wird sie bereits in drei Wochen stattfinden.«
Eine sehr effektive Herangehensweise, wie Vivian insgeheim zugeben musste, denn ihrer Mutter verschlug es die Sprache. Also ergriffVivian selbst das Wort. »Ich bin nicht sicher, was genau Ihr damit meint, Euer Gnaden?«
»Stockton finanziert Euch eine neue Garderobe, was sehr großzügig von ihm ist. Und da die Zeit knapp ist, kann Eure Mutter sicher nicht alles in die Hand nehmen. Deshalb werden wir beide uns um die kleinen, unbedeutenderen Dinge kümmern.«
Unbedeutendere Dinge?
Vivian blinzelte verwirrt. Und was sollte das mit einer neuen Garderobe, die Lucien finanzierte? Zwar war sie bald seine Frau, und es würde die Regel sein, dass er für ihre Ausgaben aufkam, aber trotzdem … Die ganze Sache brachte sie völlig aus dem Konzept. Kleider aussuchen mit der Duchess. Warum das?
Plötzlich jedoch fiel ihr ein, dass dieses Arrangement sie vor dem schlechten Geschmack ihrer Mutter bewahren würde.
Sie drückte das Kreuz durch. »Vielleicht könnte ich tatsächlich ein paar neue Kleider brauchen. Verheiratete Frauen kleiden sich schließlich anders als Blaustrümpfe, oder? Wie reizend, mir Eure Hilfe anzubieten, Euer Gnaden.«
Hoffentlich war das taktvoll genug, um ihre Mutter nicht zu brüskieren und gleichzeitig unmissverständlich auf ihre künftige Unabhängigkeit zu verweisen.
Die Herzoginwitwe jedenfalls verstand sie, denn Vivian glaubte ein amüsiertes Blitzen in ihren Augen zu sehen. »Nun ja. Man tut, was man kann. Wie Ihr wisst, stellte Lady Lillian ebenfalls eine Herausforderung dar. Eine von der angenehmen Sorte allerdings.«
Da hatte sie wohl recht, wie Vivian nur allzu gut wusste. Ihre Freundin, die Schwester eines Earls, war gesellschaftlich in Ungnade gefallen, weil sie mit einem Mann durchgebrannt war, der sie dann nicht heiratete. Ein alter Freund aus Jugendtagen, weshalb Lily sich in der Folge stur weigerte, irgendwelche Hintergründe der mysteriösen Geschichte zu nennen. Die Duchess of Eddington hatte sie dann unter ihre Fittiche genommen, um trotzdem einen Mann für sie zu finden. Allerdings kam die Begegnung mit Lord Damien Northfield ohne Zutun der passionierten Kupplerin zustande. Dennoch waren ihre Bemühungen, gerade was Lilys Kleidung und ihre Frisuren anging, nicht zu unterschätzen.
»Das war wirklich ein wunderbarer Erfolg«, murmelte Vivian, konnte sich allerdings ein Grinsen nicht ganz verkneifen. »Ich bin überzeugt, sie schätzt Euch ebenso wie Ihr sie.«
Mehr oder weniger stimmte das. Lily redete zwar gerne ein wenig geringschätzig von Eugenia Francis, doch schwang dabei immer eine gewisse Zärtlichkeit mit.
»Hm.« Die Duchess warf ihr einen skeptischen Blick zu, entschied aber, die Bemerkung zu übergehen und gleich aufs Wesentliche zuzusteuern. »Ich habe bereits ein paar Termine vereinbart. Als Lord Stockton mir mitteilte, wie bald die Hochzeit stattfindet, hatte ich keine andere Wahl. Ich werde morgen früh mit meiner Kutsche hier vorfahren, Miss Lacrosse.«
»Ich werde ebenfalls bereit sein«, mischte ihre Mutter sich hastig ein.
»Ganz und gar nicht. Ihr habt genug andere Dinge zu tun«, sagte sie mit einer Entschiedenheit, die keinen Widerspruch duldete, und als sie sich erhob, machte sie trotz ihrer kleinen Gestalt einen absolut majestätischen Eindruck. »Wir schaffen das sehr gut allein, und ich will Euch schließlich entlasten.«
Nachdem sie gegangen war, beeilte sich Vivian, die peinliche Stille zu durchbrechen. »Das kam wirklich unerwartet.«
»Du wusstest nicht, dass sie kommt?« Ihre Mutter blickte sie anklagend und argwöhnisch zugleich an.
»Nein«, entgegnete sie knapp und wahrheitsgemäß.
»Stockton hat nichts dergleichen erwähnt?«
»Kannst du dir allen Ernstes vorstellen, dass er die Duchess von sich aus anspricht?«
Ihre Mutter schüttelte den Kopf, obwohl sie nach wie vor schwankte, ob sie empört sein sollte über diese Einmischung in ihre mütterlichen Zuständigkeiten oder sich vielmehr geschmeichelt fühlen müsste durch das Interesse einer so hochgestellten Dame.
»Nein«, gab sie zu und glättete träge die Rüschen ihres Mieders. »Ich kann mir niemanden vorstellen, dem er mehr aus dem Weg gehen würde. Sie ist eine berüchtigte Kupplerin, und
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