Ein Vampir in schlechter Gesellschaft - MacAlister, K: Vampir in schlechter Gesellschaft
war deine Aura ganz dunkel, schmutzig grau. Jetzt ist sie … « Sie betrachtete mich erneut. »Jetzt ist sie indigoblau. Was ist passiert, Fran?«
Ich schob die Krümel auf dem Teller zu einer kleinen Pyramide zusammen und starrte sie ein paar Sekunden an, dann erzählte ich Imogen von meinem Gespräch mit ihrem Bruder.
Als ich fertig war, breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus. »Du musst ihn wirklich sehr lieben, wenn du ihm das Techtelmechtel mit dieser bösen Frau verzeihst.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht genau, was ich empfinde, aber ich will uns auf jeden Fall noch eine Chance geben.«
»Sehr gut! Du gibst ihn nicht auf. Du wirst diese Teufelin Naomi vernichten!«
»Vielleicht nicht unbedingt vernichten, obwohl ich zugeben muss, dass die Versuchung ziemlich groß ist.« Ich lachte wieder. »Und nein, ich gebe Ben noch nicht auf. Sollte sich später herausstellen … Ach, lassen wir das. Aus irgendeinem merkwürdigen Grund, den er mir nicht sagen will oder darf, gibt er vor, in Naomi verliebt zu sein. Das gefällt mir nicht. Es passt mir nicht, dass er mir Dinge verschweigt. Und ich kann diese Frau nicht ausstehen. Aber er hat mich gebeten, ihm zu vertrauen, und das versuche ich zu tun.«
»Ach, meine liebe Freundin, ich kann dir gar nicht sagen, wie glücklich mich das macht!«, sagte Imogen mit Tränen in den Augen und beugte sich über den Tisch, um mich zu umarmen. »Benedikt hat in den letzten Jahren so gelitten, während er auf dich gewartet hat. Ich bin sehr froh, dass es nicht vergeblich war!«
»Danke, dass du mich daran erinnerst«, sagte ich und überlegte, ob ich ihr meine Gefühle in Bezug auf Ben erklären sollte, kam aber zu dem Schluss, dass sie ohnehin nur hörte, was sie hören wollte, wenn es um ihn ging. Als sie mich zerknirscht ansah, fuhr ich rasch fort: »Nein, bitte, du musst dich nicht entschuldigen! Ich wollte dich nur necken. Mir ist bewusst, dass Ben viel mehr gelitten hat, als ich dachte. Das tut mir leid, aber die Vergangenheit kann ich nun mal nicht ändern. Ich muss mich auf die Gegenwart konzentrieren. Was mich zu der unvermeidlichen Frage führt, ob ich mein Vikingahärta haben kann. Ich will es eigentlich gar nicht benutzen, aber ich sehe keine andere Möglichkeit, meine Mutter zu finden.«
Imogen nickte, stand auf und ging ins Schlafzimmer. »Ich habe damit gerechnet, dass du es zurückhaben willst. Deshalb habe ich Peter gestern gebeten, es aus dem Safe zu nehmen. Ich hole es schnell.«
»Wie lange bist du inzwischen mit Günter zusammen?«, rief ich ihr nach und widerstand der Versuchung, mir noch einen Orange-Ingwer-Scone zu nehmen. »Er scheint ja ziemlich nett zu sein.«
Imogen kam mit großen Augen aus dem Schlafzimmer. »Fran!«
»Hmm?«
»Es ist weg!«
»Was?« Ich bekam augenblicklich eine Gänsehaut und sprang auf. »Das Vikingahärta?«
»Ja! Ich habe es auf mein Nachtschränkchen gelegt, aber da ist es nicht mehr.«
Ich lief hinter ihr her, als sie wieder im Schlafzimmer verschwand. »Vielleicht ist es unters Bett gefallen?«
Wir suchten auf dem Boden, im Schrank, in der Kommode und zogen zu guter Letzt noch das ganze Bett ab, nur für den Fall, dass das kleine rote Samtetui unter das Laken gerutscht war, aber wir fanden es nicht.
»Ochsenfrosch noch mal!«, fluchte ich und ließ mich niedergeschlagen auf die Bettkante plumpsen. »Heilige Scheiße, was soll ich denn jetzt tun, Imogen?«
»Ich weiß nicht, wo es hin ist«, entgegnete sie und schüttelte ein Kissen in der Hoffnung, das kleine Etui fiele heraus. »Ich schwöre dir, Fran, es war hier. Ich habe es gleich neben die Lampe gelegt.«
»War es heute Morgen noch da?«, fragte ich und schluckte. Wie sollte ich Loki ohne das Vikingahärta dazu bringen, mir zu sagen, ob er meine Mutter verführt hatte? Und seine Verbannung konnte ich gleich vergessen.
»Ich weiß es nicht«, sagte sie niedergeschlagen. »Günter ist gestern nicht zurückgekommen und ich … na ja, ich war die halbe Nacht in der Stadt unterwegs und habe in Kneipen und Diskotheken nach ihm gesucht.«
Ihr war deutlich anzumerken, wie verzweifelt sie war, und ich ergriff ihre Hand. »Du glaubst doch wohl nicht, dass er dich wegen einer anderen Frau verlassen hat? Imogen, du bist so wunderschön und lustig und lieb – da müsste ein Mann ja völlig verrückt sein, wenn er dich gegen eine andere eintauschen wollte.«
»Vielleicht«, sagte sie bedrückt, und schon schossen ihr die Tränen in die
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