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Ein Vampir ist nicht genug - Roman

Titel: Ein Vampir ist nicht genug - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
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sich. Sein Körper zuckte wie der einer Marionette, als ihn unsere Kugeln trafen.
    »Lass mich runter, du Irre!«, forderte er, und seine Stimme schraubte sich in die Höhe, bis sie nur noch ein schrilles Heulen war. »Lass mich los, du widerliches Stück Sumpfdreck!«
    Sie gehorchte auf ihre Art und schleuderte ihn gegen eine Wand. Das Geräusch, mit dem seine Wirbelsäule brach, ähnelte komischerweise dem eines krachenden Holzscheits. Er landete wie ein Häufchen Elend auf dem Boden, stöhnte jämmerlich und zog an seinen gebrochenen Beinen, als hätten diese ihn irgendwie verraten.
    Und ich dachte, wir hätten sie erwischt. Ganz ehrlich. So sehr wünschte ich mir, dass es wahr wäre. Dann sprang sie.
    Sogar mitten im Kampf, wenn die Sekunden sich zu Stunden dehnen, war die Tor nur ein roter Schatten. Fangzähne so groß wie meine Hand gruben sich in meine rechte Seite. Es fühlte sich an, als würden mich zwei glühende Spieße durchbohren, die Stromstöße durch meinen gesamten Körper jagten. Ich spürte, dass ich im Schmerz
versank wie in einer Teergrube, aus der es kein Entkommen gibt.
    Die Tor schüttelte mich. Meine Füße lösten sich vom Boden, und noch während sich der rote Schleier der Qualen über mein Bewusstsein legte, dachte ich vage, dass ich aussehen musste wie ein altes Hundespielzeug - ausgefranst und mit dem dringenden Bedürfnis nach Ruhestand.
    Ich presste meine Waffe gegen ihren Schädel und schoss das Magazin leer, doch sie ließ mich nicht los. Ganz schwach, wie ein leises Echo über dem dröhnenden Geräusch, mit dem das Blut durch meine Adern jagte, meine Rippen brachen und meine Lunge kollabierte, hörte ich Vayl. Er schrie, drängend, gab mir unerbittliche Befehle, von denen ich wusste, dass ich sie befolgen musste, wenn ich nur hätte entschlüsseln können, in welcher Sprache er sie brüllte.
    Dann war ich raus, weit oben, und beobachtete das Ganze von einem Ort aus, der so ruhig, so warm, so sicher war, dass es nur noch einen Teller mit Chocolate-Chip Cookies und ein großes Glas Milch gebraucht hätte, damit ich mich so fühlte wie während meiner Besuche bei Großmama May. Mir wurde bewusst, dass ich mich ein letztes Mal von meinem Körper gelöst hatte, nur dass diesmal die goldenen Leinen fehlten. Ich suchte nach ihnen und spürte Trauer über ihren Verlust. Dann entdeckte ich eine neue Leine, in der alle Farben des Regenbogens schimmerten, und war erstaunt, dass ich sie nicht früher gesehen hatte, denn sie war so groß, so wundervoll, und pulsierte in einem Rhythmus, der gut der Herzschlag des ganzen Universums sein konnte.
    Ich bewegte mich darauf zu. Wer hätte das nicht getan? Doch irgendetwas hielt mich auf, zog an mir, riss mich zurück.
Völlig perplex sah ich nach unten und erkannte das Problem. Die Tor hatte mit einem der Tentakel, die seitlich aus ihrem Kiefer wuchsen, nach einem Faden meiner Essenz gegriffen. Ich beobachtete, wie sie mich zu sich heranzog, und Panik begann den vorübergehenden Frieden, den ich gefunden hatte, zu zerfressen. Doch es drang noch mehr in mein Bewusstsein, als könnte ich alles überall gleichzeitig sehen.
    Die letzten Deganiten hatten die Tür erreicht und kletterten hindurch. Cassandra war zu Bergman gekrochen und drehte ihn auf den Rücken. Er zuckte zusammen und griff sich an die Seite, dann sagte er etwas, was sie dazu brachte, ihn noch weiter zu drehen und nach etwas zu greifen, das unter ihm lag.
    Cole war an Vayls Seite getreten, und sie kämpften gemeinsam darum, dass die Tor meinen Körper freigab. Cole ließ einen Hagel von Schlägen auf die Mittelregion der Tor niedergehen, die immerhin hart genug waren, um ihren Arm zu brechen, was ihr einen schrillen Schrei entlockte. Vayl warf sich auf den Rücken der Tor und grub seine Finger in ihre Kehle. Frost überzog erst ihr Kinn, dann das ganze Gesicht. Er drückte fester zu, und der Frost wurde zu Eis. Nun stiegen keine Geräusche mehr aus ihrer Kehle, nicht einmal, als er mit einem mächtigen Faustschlag ihren Kiefer zertrümmerte.
    Mein Körper fiel zu Boden, wo er noch einmal hoch federte, bevor er es sich im Schleim gemütlich machte. Cole inspizierte sofort die Wunden und suchte nach einem Puls. Doch Vayl blieb, wo er war, und hackte der Tor mit blutigen Fäusten die Tentakel ab. Mir war klar, dass er, auch wenn er mich nicht sehen konnte, wusste, dass …
    Die Tor-al-Degan fraß meine Seele. Langsam. Genüsslich, wie ein Connaisseur. Und wenn sie fertig war, würde
nichts

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