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Ein Vampir ist nicht genug - Roman

Titel: Ein Vampir ist nicht genug - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
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… So habe ich es vorher noch nie erlebt.«
    »Ich auch nicht.« Wir lächelten uns an. Der harte Knoten aus Angst, der sich bei jeder Ohnmacht um mein Herz legte, löste sich langsam auf. Vayl wusste es nicht. Mein Geheimnis war immer noch in Sicherheit. Jetzt, wo ich meine Aufmerksamkeit auf andere Dinge richten konnte, merkte ich, dass diese Erfahrung ein paar Nachwirkungen hatte. »Aber ich fühle mich schon etwas seltsam«, merkte ich an.

    Er lehnte sich vor, und seine Augen wurden schmal vor Sorge. »Was genau meinst du?«
    »Hmm. Als wäre ich betrunken, und auch wieder nicht.«
    Ich dachte, Vayl würde sich nun neben mich setzen und mich ein bisschen bemuttern, doch er blieb starr sitzen wie eine Statue oder einer dieser Straßenkünstler, dem die graue Schminke ausgegangen war. Schließlich flüsterte er: »Ich weiß.«
    »Weißt was?«
    »Es ist so, als wärest du ein ganzes Lichtspektrum, das erst jetzt für mich sichtbar geworden ist. Ich kann … dein Herz schlagen hören. Ich spüre deinen Hunger. Ich weiß, dass du Angst hast. Aber du bist auch beschwingt, müde, besorgt und«, er senkte die Stimme, »aufgeregt.«
    »Oh nein«, wehrte ich ab. »Oh nein, nein, nein …« Ich biss mir fest auf die Lippe, um die Litanei mit Blut zu stoppen. Vayl hatte sein Wort gehalten. Er hatte mir jede Menge übrig gelassen. Es tropfte auf mein Kinn, als ich versuchte aufzustehen, aber ich bewegte mich zu schnell und verlor das Gleichgewicht. Vayl fing mich auf, bevor ich wie ein nasser Sack auf dem Boden landen konnte. Sobald ich die Balance wiedergefunden hatte, knurrte ich: »Geh weg.«
    Er trat einen Schritt zurück.
    »Nein, ich meine mit deinen Sinnen, oder was auch immer es ist. Du solltest mir Superkräfte verleihen. Du solltest mir das Fliegen beibringen. Aber du solltest nicht durch meine Gedanken stiefeln wie ein Holzfäller durch den Regenwald!«
    »So ist es nicht, Jasmine! Kein Grund, in Panik zu geraten.«
    »Ich bin nicht panisch!« War ich doch, und ich hatte keine Möglichkeit, es vor ihm zu verbergen. »Ich will dich
nicht in meinem Kopf haben«, erklärte ich ihm mit möglichst ruhiger Stimme, während ich am liebsten mein Gesicht in die Kissen gedrückt und geschrien hätte. »Das ist zu intim, zu erschreckend. Ich bin nicht bereit für so etwas!« Ich bemerkte, dass ich brüllte, und hielt mir den Mund zu.
    »Ich habe dich gewarnt. Ich habe dir gesagt, dass …«
    Ich versuchte, ihn zum Schweigen zu bringen, indem ich eine Hand hob, und gab mir gleichzeitig alle Mühe, meine grenzenlose Angst runterzuschlucken. »Ich ertrage es nicht, wenn du mich so … erforschst. Es gibt Dinge, von denen du nichts weißt. Dinge, die ich nicht erklären kann.« Ich holte tief Luft und hielt mich so davon ab, weiterzureden, bis ich tatsächlich noch mein Geheimnis verriet.
    Seine Lippen zuckten. »Bist du wirklich so böse?«
    »Na ja … nein, ich bin einfach nur … nicht so gut.«
    »Vielleicht finde ich dich ja deswegen so interessant.«
    »Hm«, lautete meine brillante Antwort.
    Er nickte in Richtung Sofa und drängte mich, wieder runterzukommen. »Die Verwandlung hat begonnen, Jasmine. Du darfst nicht zulassen, dass sie dich zerstört.«
    Ich sank auf das Polster, und er setzte sich neben mich. »Nein, darf ich nicht«, gab ich zu. Darf nicht, darf nicht, darf nicht …
    »Also bitte, entspann dich. Ich verspreche dir, ich werde nicht stochern. Ich werde mich nicht aufdrängen. Deine Gedanken und deine Erinnerungen gehören immer noch dir.«
    »Okay.« Ich holte tief Luft und lehnte mich zurück. Er drehte sich leicht, um mich ansehen zu können, und in seinen Augen standen Emotionen, die ich nicht entschlüsseln konnte. Schon gar nicht in meinem momentanen Zustand.

    »Ich denke schon seit einiger Zeit, dass ich das tun sollte«, sagte er, »aber unsere Vereinigung hat mich endgültig überzeugt. Du musst das hier annehmen.« Er zog eine Goldkette unter seinem Hemd hervor und öffnete sie, um einen Ring davon abzuziehen. Dann streckte er mir den Ring entgegen, und ich starrte auf das Schmuckstück in seiner Handfläche. Es bestand aus filigran verwobenen Goldsträngen mit kleinen Knoten. In der Mitte jedes Knotens schimmerte ein exquisiter kleiner Rubin. Die herausragend kunstfertige Verarbeitung ließ den Ring wie ein magisches Artefakt wirken, wie die Liebesgabe einer unglücklichen Nymphe, vergessen auf dem Grund des Sees aller Träume.
    »Oh, wow.« Ich berührte ihn vorsichtig, als sei er aus

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