Ein Vampir ist nicht genug - Roman
das Muster, mit dem ich aufgewachsen bin. Egal, in welchem Haus wir gelebt haben, Mom hat die Möbel immer in derselben Anordnung aufgestellt, damit wir uns zu Hause fühlten.«
Eine verdammt gute Erklärung, das muss ich schon sagen. Und Vayl schluckte sie.
»Ich habe mich bloß gewundert.«
»Jetzt lass uns jemanden fertigmachen«, schlug ich vor, da ich der Meinung war, dass es mir danach bestimmt besser gehen würde. »Ich fühle mich, als könnte ich tatsächlich einen Bösewicht durch den Raum schleudern.«
»Und plötzlich gibt es so viele, dass wir wählen können.« Vayl dachte einen Moment nach und gab mir dadurch Zeit, mein Gehirn wieder zurechtzurücken. Ebenso wie bei der Anordnung der Möbel konnte ich keinen Sinn erkennen, aber ich fand wenigstens den Großteil meiner zerrütteten Selbstkontrolle wieder. »Hast du irgendwelche Vorschläge?«, fragte er schließlich.
»Da fällt mir spontan Assan ein.«
»Es wird sicher ein Vergnügen sein, seine Existenz zu beenden. Aber er ist wertvoller für uns, wenn er so bleibt, wie er jetzt ist - ahnungslos und unverletzt. Erst müssen wir herausfinden, wo er und Aidyn das Virus lagern.«
»Und wie sie es herstellen«, fügte ich hinzu. »Glaubst du, sie bewahren ihre Aufzeichnungen in Assans Haus auf?«
»Möglich wäre es. Obwohl Aidyn der Urheber zu sein scheint. Wir müssen auch herausfinden, wo er wohnt.«
»Es wäre sicher praktisch, wenn wir einen Insider als Kontakt kriegen könnten«, stellte ich fest. »Aber Assans Personal ist unangreifbar.«
»Wie steht es mit seiner Familie?«
»Du meinst die Ehefrau?« Wir wechselten einen wissenden Blick. »Du meinst die eifersüchtige Ehefrau, die einen Privatdetektiv engagiert hat?« Wir nickten synchron. Nachdem die Aktion offiziell beschlossen war, ging ich durch die Grube zu einem violetten Sessel, der neben einem Tischchen mit einem Telefon, einer Schublade mit Telefonbuch und einer Lampe stand, unter der man es lesen konnte.
Die meisten Männer, die ich im Zuge meiner Arbeit kennenlerne, vermeiden den ganzen Leb-wie-ein-normaler-Kerl-Zirkus. Eigentlich versuchen die meisten Männer, die ich im Zuge meiner Arbeit kennenlerne, mich umzubringen. Deswegen überkam mich, als ich Coles Namen und Nummer in den Gelben Seiten fand, der Drang zu kichern. Er verging allerdings so schnell wie er gekommen war. Ich hatte einen normalen Kerl getroffen. Tolle Sache. Dadurch wurde ich aber kein bisschen normaler.
Er hob beim ersten Klingeln ab. »Cole Bemont.«
»Cole! Hier ist Lucille Robinson. Wir sind uns …«
»Gestern Abend!«
»Du erinnerst dich also.«
»Machst du Witze? Ich habe mich den ganzen Tag über geärgert, dass ich dich nicht nach deiner Nummer gefragt habe.« Wir schwiegen einen Moment lang, in Erinnerung an den Kuss.
»Cole, ich habe ein Problem und hatte gehofft, dass du mir helfen könntest.« Ich sprach in möglichst sachlichem Ton, da Vayl nur einen Meter entfernt saß und ich Cole wirklich nicht noch weiter auf Abwege führen wollte.
»Klar«, meinte Cole.
»Äh, willst du nicht erst wissen, worum es geht?«
»Spielt keine Rolle. Du hast mir gestern den Arsch gerettet. Und meine Lippen kribbeln immer noch. Im Moment bin ich bereit, alles zu tun, was du vorschlägst.«
Gott! Was habe ich da entfesselt? Ich wollte sagen: »Cole, trotz allem, was ich gestern Abend getan habe, bin ich nicht auf eine Beziehung mit dir aus. Ich kann keine Beziehung mit dir eingehen, weil ich es nicht will. Au ßerdem bin ich ständig unterwegs, und mein Boss ist ein Vampir, der mich auf beunruhigende Weise fasziniert. Diese Lebensentscheidungen machen aus mir schon eine schlechte Kandidatin, wenn es um Haustiere geht, von der Rolle als Freundin ganz zu schweigen.« Aber ich brauchte Cole, damit er mir half, an die Informationen zu kommen - was bedeutete, dass ich ihn noch eine Weile bei der Stange halten musste. Verdammt, verdammt, verdammt.
»Können mein Partner und ich dich irgendwo treffen, sagen wir, in einer halben Stunde?«
»Dein … Partner?«
»Das lässt sich am Telefon nicht erklären.«
»Okay. Wie wäre es bei Umbertos ? Es ist ziemlich ruhig da, und das Essen ist großartig.«
»Super.« Cole gab mir eine Wegbeschreibung, und wir beendeten das Gespräch. Ich sah zu Vayl hinüber. »Alles geregelt.«
»Gut. Und?«
»Und was?«
»Du wolltest noch etwas anderes sagen, das spüre ich.«
Ich nickte. »Manchmal ist dieser Job zum Kotzen.«
9
W enn diese Mission vorbei war und ich
Weitere Kostenlose Bücher