Ein Vampir ist nicht genug - Roman
nach Zitronenkaugummi roch, wirkte Cole plötzlich sehr erwachsen, als er mir meinen Ausweis zurückgab. Ich ließ ihn wieder in meiner Jacke verschwinden.
Die Getränke kamen, wir bestellten das Essen, und die Kellnerin ließ uns wieder allein.
»Also, Cole …, begann ich wieder.
»Was ist passiert?«
»Häh?«
»Dein Hals.« Er deutete mit dem Kinn auf den Verband. Den hatte ich völlig vergessen. Ruckartig hob ich die Hand, als könnte ich ihn noch vor ihm verstecken. Vayl trat mir gegen das Bein.
»Oh, das.« Ich lächelte, weil Lucille so reagiert hätte. »Ich habe mich mit dem Lockenstab verbrannt. Zweiter Grad.«
Cole nickte, offenbar befriedigt. »Was wolltest du sagen?«
»Ähm, ja. Wir sind Assan jetzt schon eine Weile auf der Spur, und wir sind uns sicher, dass er eine große Nummer in einer Terroristengruppe namens ›Die Söhne des Paradieses‹ ist. Wir wissen, dass er gesuchten Terroristen ein neues Gesicht verpasst hat. Wir wissen, dass er einen einflussreichen neuen Partner hat, und dass sie einen Angriff planen, durch den die gesamte Nation bedroht wird, vielleicht sogar die ganze Welt. Und wir glauben, dass sich die Dokumente, die wir brauchen, um ihn aufzuhalten, in seinem Haus befinden.«
Cole stieß einen ungläubigen Pfiff aus. »Und ihr denkt, dass ich sie euch besorgen könnte?«
Vayl lehnte sich vor. »Eventuell. Zumindest hoffen wir, dass Sie uns mit Informationen versorgen können. Immerhin haben Sie eine Verbindung nach drinnen.«
Cole verschränkte die Hände und presste die Daumen aneinander, während er das Ganze verarbeitete. »Ich denke nicht, dass Amanda irgendetwas über das Doppelleben ihres Mannes weiß. Sonst hätte sie mich sicherlich nicht engagiert.«
»Wir brauchen Zugang zu ihrem Haus, insbesondere zum Arbeitszimmer ihres Mannes«, erklärte ich, widerwillig, weil ich ihn bedrängen musste. »Aber wir wollen sie nicht einschüchtern. Es ist schwer vorherzusagen, auf
welche Seite sie sich schlagen würde, wenn sie die Wahrheit wüsste. Wir wollen von dir Folgendes: Du musst sie davon überzeugen, dass du und deine Partnerin sich seinen Schreibtisch, seinen Computer und seinen Safe ansehen müssen, um deine Untersuchung voranzubringen.«
»Meine … Partnerin?«
Ich nickte. »Das wäre dann ich.«
Das Essen wurde serviert. Cole stocherte in seiner Lasagne herum. Vayl und ich tauschten einen vielsagenden Blick.
»Was ist los?«, fragte ich schließlich.
»Du hast doch schon einen Partner.«
Scheiße .
Vayl stieß mich leicht an und sagte: »Entschuldigen Sie mich für einen Moment. Ich möchte mir kurz die Hände waschen.« Ich machte ihm Platz, damit er von der Bank rutschen konnte. Cole starrte ihm nicht wirklich böse hinterher, als er ging, aber ich hatte das Gefühl, dass er es gerne getan hätte.
»Cole.« Ich setzte mich wieder. »Gestern Abend, der Kuss … so nah war ich nicht mehr daran, mich zu verlieben, seit … einer ganzen Weile.«
»Bei dir klingt das, als wäre es etwas Schlimmes.«
Scheiße, knietief! Wir hatten nur Speichel ausgetauscht, das war alles , und jetzt dachte er, er verdiene eine Erklärung. Und was noch schlimmer war - ich auch. Ich holte tief Luft. Er hatte die Hände flach auf den Tisch gelegt. Ich legte meine Finger auf seine.
»Cole …« Ich unterbrach mich. Ich musste es tun. Erinnerungen brachen aus den verschlossenen Koffern hervor, in denen ich sie normalerweise verstaut hatte. Stimmen. Schreie. Blut - einiges davon meins. Brennender
schwarzer Hass, der mich fast verschlungen hätte. Das alles konnte ich niemals in Worte fassen. Niemals würde ich jemanden in die Hölle führen, die ich in meinen Alpträumen immer noch besuchte. Also gab ich Cole nur einen groben Überblick, in dem Wissen, dass er sich das Gesamtbild nicht einmal vorstellen konnte.
»Vor ungefähr vierzehn Monaten war ich eine Helsinger. Sagt dir das etwas?«
Cole nickte langsam. »Ja«, sagte er und richtete sich in seinem Stuhl auf, als hätte ich ihm einen Befehl erteilt. »Die Helsinger sind ein Eliteteam von Vampirjägern, benannt nach Draculas Nemesis, Dr. Van Helsing.«
»Sehr gut«, lobte ich ihn. Er reagierte darauf wie ein braver Schüler, mit einem Lächeln und einem zufriedenen kleinen Nicken.
»Wir waren nicht von Anfang an eine verschworene Gemeinschaft«, fuhr ich fort, »aber wir wurden zu einer. Insgesamt waren wir zehn. Ich verliebte mich in einen draufgängerischen ehemaligen Navy SEAL namens Matthew Stae. Mein Bruder
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