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Ein Vampir ist nicht genug - Roman

Titel: Ein Vampir ist nicht genug - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
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sie?«
    »Liliana. Meine verstorbene Frau.«

10
    E s vergeht kein Tag, an dem ich nicht meine Großmama May vermisse. Mom - na ja, um ehrlich zu sein, bin ich irgendwie erleichtert, dass sie nicht mehr da ist. Aber der Tod ihrer Mutter geht mir immer noch an die Nieren, selbst nach drei Jahren. Manchmal wünsche ich mir so sehr, sie zu sehen, dass es wie ein körperlicher Schmerz ist. Jetzt hätte ich sie gerne bei mir gehabt, damit sie mich stützte, denn mir war verdammt noch mal ziemlich schwindelig.
    Ich beobachtete, wie Vayl Liliana dabei beobachtete, wie sie auf uns zukam, und versagte völlig, als es darum ging, herauszufinden, wie er sich fühlte. Ich hingegen fühlte klar und deutlich, dass die Welt gerade die Richtung gewechselt hatte und sich nun andersherum drehte.
    »Deine … verstorbene … Frau ?«, zischte ich.
    Vayl nickte kaum merklich. »Sie ist gestorben. Und dann hat sie mich getötet. Ergo … meine verstorbene Frau.«
    In meinem Kopf begann dieses Lied zu spielen, von dessen Text ich mich nur noch an zwei Worte erinnerte, die im Moment aber perfekt passten: How bizarre. How bizarre.
    Vayls Stimme klang mechanisch, und seine Worte waren nur ein rhetorischer Schachzug, der keinerlei nützliche Details enthielt, als er sagte: »Was auch immer passiert,
Jasmine, nimm auf keinen Fall Cirilai ab.« Wen? Oh, ja, den Ring.
    Immer noch ziemlich ratlos verfiel ich auf das, was Großmama May immer meinen »Spinnensinn« genannt hatte. (Sie war ein großer Fan der Marvel Comics. Dave hat ihre Sammlung geerbt, der Glückspilz.) Damit hatte sie meine weibliche Intuition gemeint, und auch ohne meine neuen Sinne, die sie unterstützten, summte sie gerade wie ein straff gespanntes Netz. Das Summen verstärkte sich, als Vayl sagte: »Du solltest unter gar keinen Umständen deine Waffe ziehen.«
    Kummer, im Moment ein beruhigender Knubbel unter meiner Jacke, verfügte über ein paar von Bergman entwickelte Zusatzfunktionen, die bei Liliana wundervoll wirken würden. Und er wollte nicht, dass ich die Waffe zog? Völlig irre!
    »Vayl …«
    Sein Blick, fremdartig und kalt, ließ mich verstummen. Plötzlich fühlte ich mich unterlegen.
    »Dieser Sache hier können wir nicht durch Gewalt entkommen«, sagte er und taute ein wenig auf, als ich seinen Blick suchte.
    »Und wie wäre es mit der Androhung von Gewalt?«
    Seine Lippen zuckten. »Niemand, der dir begegnet, würde diese Drohung nicht spüren. Heute sollte es ausreichen, dass sie einfach nur wissen, dass du gefährlich bist.«
    Da war ich anderer Meinung. Es ging mir gegen den Strich, Vayls Loyalität mir oder der Agency gegenüber infrage zu stellen, aber er hatte da gerade eine ziemliche Bombe platzen lassen. Was hielt er noch alles verborgen? Musste ich, Gott verhüte es, seinen Namen neben Marthas auf die Verdächtigenliste setzen?
    Es war, als würde ich ein Porträt betrachten, als ich in
seine leeren Augen blickte. Ich hatte schon unzählige Male das Leben darin gesehen, aber jetzt kam ich mir dumm vor, dass ich angenommen hatte, sein Leben könnte mit meinem irgendetwas gemein haben. Er war kein Monster. Ich hatte schon genug gesehen, um den Unterschied zu erkennen. Aber er war auch kein Mensch. Konnte ich jemanden, der sich so sehr von mir und den meinen unterschied, jemals wirklich kennen , ihm jemals wirklich vertrauen?
    Vayl und ich starrten uns an und balancierten dabei an verschiedenen Enden einer fein austarierten Wippe. Sollte ich absteigen? Würde er es tun?
    »Was denkst du gerade?«, fragte er schließlich.
    »Dass du etwas im Schilde führst«, seufzte ich. »Ich kann nur hoffen, dass Großmama May Recht hatte.«
    »Womit?«
    »Mit dem Vertrauen in meinen … meine Intuition.«
    »Großmütter sind in solchen Sachen im Allgemeinen sehr weise.«
    Ja, aber meine ist nie einem Vampir begegnet.
    Liliana stolzierte heran, sichtbar ungehalten darüber, dass wir für ihren dramatischen Auftritt keinen roten Teppich entrollt hatten. Ich warf ihr einen Blick zu, der ausdruckslos sein sollte.
    »Dein Kätzchen ist wütend«, teilte Liliana Vayl mit.
    »Ich würde sie nicht reizen«, erwiderte er und stützte sich leicht auf seinen Stock. »Schon vor dir haben viele herausfinden müssen, dass sie eher ein Tiger als ein Kätzchen ist.«
    Was, bitte schön, ist aus »Hey, wie geht es dir?« geworden, oder aus »Lange nicht gesehen!«? Anscheinend muss man sich nicht an die Etikette halten, wenn man einen mörderischen Ehepartner wiedertrifft.

    »Wie

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