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Ein verboterner Kuss

Titel: Ein verboterner Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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war, würde sie rettungslos verloren sein.
    Jetzt verstand sie, wie er es gemeint hatte mit seiner Bitte, sie möge seine Geliebte werden. Es war keine Beleidigung gewesen, keine Herabwürdigung - nein, so hatte er es sich nicht gedacht. Er hatte ihr sein Herz angeboten.
    Doch das war Grace nicht genug. Kinder, die Gesellschaft ihrer Freunde und Familie - war sie bereit, das alles für ihn aufzugeben? Nein. Sie würde es höchstens vielleicht in Betracht ziehen, wenn es gar keine andere Möglichkeit gab.
    Die Hochzeit mit Melly konnte immer noch verhindert werden. Er würde sie auch mit Sicherheit verhindern, wenn er tief im Herzen nicht weiterhin glauben würde, dass Liebe und Ehe unvereinbar waren.
    Aber das glaubte er nun einmal, und sie hatte keine Ahnung, wie sie ihm beweisen konnte, dass er sich irrte. Also musste sie fortgehen.
    Ägypten und die Pyramiden riefen. Ihr ältester und zuverlässigster Traum.
    Grace wurde wie jeden Morgen von dem Vogelgezwitscher in der frühen Morgendämmerung geweckt. Einen Moment lang blieb sie liegen, um es zu genießen. Die Vögel schienen hier süßer als anderswo zu zwitschern, fand sie. Sie schlüpfte aus dem Bett und zog sich so schnell und leise wie möglich an. Im fahlen Dämmerlicht konnte sie Mellys Umrisse auf deren Bett ausmachen. Grace war sich nicht ganz sicher, ob sie schlief oder nicht, nahm aber eher an, dass sie wach war. Da Melly aber nichts sagte, schwieg Grace ebenfalls.
    Plötzlich überkam sie eine tiefe Traurigkeit. Zwischen ihnen beiden hatte sich mittlerweile eine solche Kluft aufgetan. Vielleicht war sie ja eines Tages imstande, das alles zu verstehen, aber im Moment noch nicht. Dazu war sie viel zu zornig und zu unglücklich.
    Sie hatte sich schon am vergangenen Abend von Melly verabschiedet, als sie zu Bett gegangen waren. Sie hatten beide geweint - um ihre Freundschaft und um alles andere.
    Grace wollte nach London fahren zu ihrer Schwester Prudence. Sie liebte alle ihre Schwestern, aber jetzt brauchte sie am meisten Prudence, die Älteste. Fast ihr ganzes Leben lang war Prudence wie eine Mutter für sie gewesen. Inzwischen teilte sie sich diese Rolle mit Tante Gussie, aber immer wenn Grace Liebeskummer hatte oder krank, wütend und traurig war, wandte sie sich an Prudence. Und jetzt hatte Grace Liebeskummer und war wütend und traurig, deshalb brauchte sie dringend den Trost ihrer großen Schwester.
    Ihr Koffer befand sich bereits unten. Sie packte ihr Nachthemd und ein paar letzte Kleinigkeiten in eine Tasche. Mit Abdul hatte sie verabredet, sich eine der Kutschen auszuleihen, mit denen er gekommen war, dazu einen Kutscher und einen Stallburschen. Sie hatte ihn dafür bezahlen wollen, aber er hatte nur stolz abgewinkt.
    Von den meisten hatte sie sich ja schon am Vorabend verabschiedet, weil sie sich am liebsten still davonstehlen und ... niemanden sehen wollte.
    Auf Dominic war sie wütend, obwohl ihr klar war, dass es für ihn keinen anderen ehrbaren Ausweg gab. Er saß ebenfalls in der Falle.
    Grace hasste es, was diese Situation aus ihr machte - eine Furie. Sie war ja sogar auf Sir John wütend, und das war nun wirklich ungerecht. Der arme Mann sah dem Tod bereits ins Antlitz - und wollte nur verzweifelt die Zukunft seiner Tochter absichern.
    Sie wünschte, sie wäre niemals hierhergekommen. Es war so viel einfacher, von der Liebe zu träumen, als sich in ihren Schlingen zu verfangen. Die Liebe war die reinste Folter. Warum hatte ihr das niemand vorher gesagt?
    Sie schloss die Tür hinter sich und schlich auf Zehenspitzen die Treppe hinunter, törichterweise immer genau in die Mulden tretend, die seine Vorfahren auf den Stufen hinterlassen hatten. Folter.
    Zu ihrer Überraschung war Mrs Stokes bereits auf und hielt Grace’ Lieblingsfrühstück für sie bereit - eine Scheibe Speck und ein pochiertes Ei auf Toast, gefolgt von Kaffee und einem Toast mit Honig. „Dachten Sie etwa, Enid und ich würden Sie ohne ein gutes Frühstück auf diese lange Reise gehen lassen? So, und nun essen Sie, solange es noch heiß ist, Miss.“
    Grace starrte den Honigtopf an, und die Erinnerungen stürmten auf sie ein. Folter. „Haben Sie vielleicht etwas anderes für mich? Heute ist mir irgendwie nicht nach Honig“, sagte sie zu Mrs Stokes. Heute nicht. Wahrscheinlich nie wieder.
    „Es gibt auch Blaubeermarmelade, wenn Sie möchten, Miss, eine Spezialität von hier. Billy Finn hat die Blaubeeren gerade erst gestern in den Hügeln gesammelt, und die Marmelade

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