Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein verboterner Kuss

Titel: Ein verboterner Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
Vom Netzwerk:
seine Meinung ja noch.“
    „Hm, vielleicht“, sagte Melly verschlafen.
    Grace wartete auf eine weitere Bemerkung, aber ihrem ruhigen, gleichmäßigen Atmen nach zu urteilen war ihre Freundin nun tatsächlich eingeschlafen.
    Grace fiel das wesentlich schwerer. Ihre Gedanken kreisten immer wieder um die Ereignisse des Tages, vor allem um die, die mit Lord D Acre zu tun gehabt hatten.
    Sie wusste nicht genau, was sie für ihn empfand; sie war völlig durcheinander. Wie konnte ein Kuss - nun ja, ein paar Küsse - plötzlich alles auf den Kopf stellen? Und doch fühlte es sich genau so an.
    Sie warf sich von einer Seite auf die andere und fand einfach keinen Schlaf. Bestimmt war der Käse schuld, sie hätte ihn nicht essen sollen. Und diese Pasteten waren zwar köstlich, aber auch ziemlich salzig gewesen. Ein Glas Wasser hätte ihr jetzt sicher geholfen, zur Ruhe zu kommen, aber sie hatte keins zur Hand. Sie hätte einen Krug mitnehmen sollen, bevor sie zu Bett gegangen waren. Doch Grace war es gewohnt, derartige Dinge den Bediensteten zu überlassen, und so hatte sie es schlichtweg vergessen. Je mehr sie an Wasser dachte, umso durstiger wurde sie.
    Schließlich gab sie auf. Sie stand auf, schlüpfte in ihre Hausschuhe und legte sich ein Schultertuch um. Ehe sie das Zimmer auf Zehenspitzen verließ, entzündete sie eine Kerze am Kaminfeuer.
    Im Haus war alles still und ruhig. Schatten tanzten an den  Wänden, als Grace die steinerne Treppe hinunter und in die Küche eilte. Während sie ein Glas kaltes Wasser trank, sah sie aus dem Fenster. Ein schwacher Lichtschein fiel aus dem Stall. Was hatte das um diese Uhrzeit zu bedeuten? Das Licht flackerte. Feuer? Grace ging nach draußen, um nachzusehen.
    Sie spähte in den Stall. Das Licht fiel aus einer der Boxen. Nein, ein Feuer war das nicht, aber vielleicht ein Einbrecher? Sie sah sich um und entdeckte eine Mistgabel. Vorsichtig griff sie danach und schlich mit klopfendem Herzen weiter.
    Die Tür zur Box stand offen. Ein Pferd lag darin, und eine dunkle, im Gegenlicht nicht zu erkennende Gestalt beugte sich darüber. Pferde legten sich nur ganz selten hin. Irgendetwas stimmte hier nicht.
    „Was machen Sie da?“, fragte sie so energisch wie möglich. „Stehen Sie auf, damit ich Sie sehen kann, und seien Sie gewarnt - ich bin bewaffnet! “
    „Und bezaubernd gefährlich.“ Lord D’Acre richtete sich auf und sah sie an.
    Grace hätte vor Erleichterung beinahe die Mistgabel fallen gelassen. „Ich dachte, Sie wären ein Einbrecher! Was tun Sie hier um diese Zeit?“
    „Die Stute bekommt ihr Fohlen. “
    Sofort legte Grace die Mistgabel hin und zog ihr Tuch fester um sich. „Geht es ihr gut?“
    „Ich hoffe es“, erwiderte er knapp. „Sie ist noch jung, und ich glaube, es ist ihr erstes Fohlen. Beim ersten Mal kann man das nie so genau wissen. Es könnte ... unangenehm werden. Wenn Sie sich den Anblick also ersparen wollen, sollten Sie jetzt lieber gehen.“
    Er beugte sich wieder über die Stute, und nun konnte Grace die ganze Box überblicken. Schlagartig vergaß sie Melly, Sir John, vergaß das Problem mit Lord DAcre und alles andere um sich herum. Sie hatte nur noch Augen für das, was sich vor ihr abspielte.
    Die Stute lag auf der Seite. Sie schien große Schmerzen zu haben, ihr silbergraues Fell war dunkel vor Schweiß. Lord DAcre kauerte neben ihr und beruhigte sie mit Worten und Berührungen. Ehe Grace etwas sagen konnte, ging ein Zittern durch den Pferdekörper, und der in ein Tuch gewickelte Schwanz des Tieres hob sich. Grace stockte der Atem. Sie konnte zwei winzige Hufe hervorlugen sehen.
    Angespannt verfolgte sie die Szene. Sie hatte noch nie eine Stute fohlen sehen. Ein neuerliches Zittern, dann folgten den Hufen ein kleines Maul und schließlich der ganze Kopf.
    Grace hielt den Atem an. Lass es leben. Lass Mutter und Kind leben, betete sie stumm.
    Dann ging alles plötzlich ganz schnell. Ein dunkles nasses Bündel, glitschig vor Blut und Schleim, glitt ins Stroh, das den Boden der Box bedeckte. „So ist es brav, meine Schöne“, murmelte Lord DAcre. Er beugte sich über das Fohlen, und Grace hielt wieder den Atem an. Lebte es?
    Er gab einen zufriedenen Laut von sich, und sie konnte sehen, wie nun einer der kleinen Hufe zuckte, erst zaghaft, dann deutlich energischer. Das Fohlen lebte! „Gut gemacht, meine Schöne. Du hast einen wunderhübschen kleinen Sohn.“ Lord DAcre richtete sich auf und verließ leise die Box, damit Mutter und Kind sich in

Weitere Kostenlose Bücher