Ein verboterner Kuss
herausgestellt hatte, dass die Bücher gefälscht und die Inventarlisten längst nicht mehr korrekt waren.
Er hatte seine Rache so sorgfältig geplant. Er hatte die schönen Dinge verkaufen, den Besitz auflösen und die einzelnen Teile davon ebenfalls verkaufen wollen. Er hatte vorgehabt, den Familiennamen Wolfe aussterben zu lassen, ein für allemal, und ihn dem Vergessen preiszugeben.
Doch das meiste davon hatte ihm sein Vater bereits abgenommen. Der alte Bastard hatte ihn ein letztes Mal beraubt -dieses Mal seiner Rache.
Als Dominic jetzt in die Gesichter der Leute blickte, die vor dem Schloss auf ihn warteten, konnte er nicht mehr einfach fortgehen. Das verbot ihm seine Selbstachtung.
Er ging auf sie zu und betrachtete sie, ungefähr ein Dutzend Menschen mit vorsichtiger Hoffnung im Blick, aber auch Furcht vor einer Enttäuschung. Er merkte ihnen an, dass sie sich alle Mühe gegeben hatten, möglichst gut auszusehen. Die Männer hatten das Haar mit Wasser glatt nach hinten gekämmt, die Frauen hatten ihres zu ordentlichen Knoten gesteckt. Ihre Kleidung war abgetragen, aber sauber, genau wie die Gesichter und Hände.
„Sie sind also hier, weil Sie Arbeit suchen“, sagte er.
Ein breitschultriger Mann ungefähr in seinem Alter trat vor. „Ja. Die Dame hat uns gesagt, wir sollten kommen.“
Dominic nickte. „Und Sie sind ...?“
„Tasker, Sir. Jake Tasker.“ Er hielt sich sehr aufrecht in einer seltsamen Mischung aus Verteidigungsbereitschaft und Stolz. Ohne mit der Wimper zu zucken hielt er Dominics Blick stand.
„Tasker“, wiederholte Dominic nachdenklich. Greystoke hatte die Taskers erwähnt, und der Name war ihm bekannt vorgekommen. Er war in den Geschäftsbüchern und der Korrespondenz des Verwalters aufgetaucht. „Gehen Sie bitte zur Seite.“ Er zeigte auf eine Bank, auf der bereits ein alter Mann saß. „Mit Ihnen spreche ich später. Die Nächsten?“ Dominic sah zwei junge Männer an, die etwa Anfang zwanzig sein mussten.
Eine brüchige Altmännerstimme ertönte von der Bank her. „Haben den Wolfes fast sechshundert Jahre lang gedient, die Taskers, jawohl.“
Jake Tasker drehte sich mit mühsam unterdrückter Ungeduld um. „Großvater, halt den Mund und komm mit mir nach Hause. Für Taskers gibt es hier keine Arbeit.“
Der alte Mann blieb ungerührt sitzen. „Sechshundert Jahre“, wiederholte er störrisch.
Dominic beachtete ihn nicht weiter. Für ihn spielte es keine Rolle, seit wann die Familie des Alten hier schon gearbeitet hatte. Sechshundert Jahre, sechzig oder nur sechs - das machte für ihn keinen Unterschied. Es war einfach nur eine Beschäftigung, Arbeit für Geld, mehr nicht.
„Außerdem hat uns die Dame gesagt, wir sollten kommen.“ Ein wirklich anstrengender alter Mann. Dominic warf ihm einen eisigen Blick zu.
Der Alter lachte, es klang wie ein fröhliches Meckern. „Seht euch das an! Kalt wie Raureif, diese Augen! Ah ja, Sie sind ein echter Wolfe, junger Herr. Das Blut von Hugh Lupus rinnt kalt und schnell in Ihren Adern!“
Dominic zuckte zusammen. An seinem eisigen Blick hatte er gearbeitet, seit er ein kleiner Junge war. Diese Waffe schien wohl langsam ihre Wirkung zu verlieren. Sie hatte nicht nur bei Miss Greystoke völlig versagt, jetzt brachte sie sogar einen alten Mann dazu, vor Vergnügen zu kichern und ihn dafür zu loben!
Er wollte auch nicht, dass dieser Blick etwas war, was über Generationen hinweg weitervererbt worden war - das war sein eisiger Blick, verdammt!
Jake Tasker sah seinen Großvater mit funkelnden Augen an, danach wandte er sich zum Gehen. Dominic runzelte die Stirn. Er musste unbedingt mit Tasker sprechen. Es gab Unregelmäßigkeiten in den Geschäftsbüchern des Besitzes, und Dominic hatte das Gefühl, dass dieser Mann ihm vielleicht helfen konnte zu verstehen, was genau hier vorgegangen war. Er mochte den unerschrockenen Blick seiner blauen Augen.
„Tasker, wo zum Teufel wollen Sie hin?“
„Ich gehe.“
„Kommen Sie zurück!“, befahl Dominic.
Der Mann zögerte. „Nein. Ich bleibe nicht hier, um mich beleidigen zu lassen. “
„Niemand hat Sie beleidigt! Aber ich will mit Ihnen reden, unter vier Augen“, teilte Dominic ihm mit fester Stimme mit.
Tasker schien über seine Worte nachzudenken, dann machte er widerstrebend kehrt und setzte sich neben den alten Mann auf die Bank.
Dominic wandte sich wieder den anderen Männern zu. Er schickte zwei von ihnen los, um den Küchengarten in Ordnung zu bringen, zwei
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