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Ein verführerischer Akt

Ein verführerischer Akt

Titel: Ein verführerischer Akt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Callen
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seinen Söhnen die Pferde und Schweine fütterte, molk sie zusammen mit Mrs Stubbes und den Töchtern die Kühe.
    Sie hatte den skeptischen Ausdruck gesehen, der kurz über Julians Gesicht gehuscht war, als sie erklärte, sie könne melken, aber tatsächlich lernte sie auch in dieser Hinsicht rasch. Anschließend wurden sie eingeladen, zusammen mit der Familie, Eltern und sieben Kindern, das Frühstück einzunehmen.
    Aufmerksam beobachtete sie Julians Reaktion auf die Kinder und fühlte sich in ihrer Überzeugung bestätigt, dass er sich, was in den letzten Tagen mehrfach angeklungen war, angesichts einer großen Kinderschar unbehaglich fühlte. Vermutlich ein Hinweis darauf, dass seine vielen Geschwister nicht gerade nach seinem Geschmack gewesen waren.
    Als die Männer und Jungen nach draußen gingen, um Gerste auf den gepflügten Feldern zu säen, blieb Rebecca bei Mrs Stubbes zurück. Durchs Fenster schaute sie den anderen nach, sah in der Ferne Schafe, die am Fluss weideten, und provisorische Pferche, in die die Tiere wohl demnächst getrieben werden sollten. Es war eine friedliche Szene, in vielfacher Weise unkompliziert, in anderer Hinsicht jedoch voller Gefahren, denn man wusste nie, was das Wetter brachte. Allerdings schien es ihr ein guter Ort zu sein, um Kinder großzuziehen.
    Rebecca war den ganzen Tag beschäftigt. Sie half der freundlichen, gesprächigen Bäuerin, wusch Geschirr ab und erledigte ein paar Flickarbeiten, während die Frau Wolle spann, die Hühner versorgte und sich um ihre vielen Kinder kümmerte, mit ihnen Lesen, Schreiben und Rechnen übte, denn in der Nähe gab es keine Schule.
    Überhaupt waren der Bauer und seine Frau völlig aufeinander angewiesen. Rebecca fand, dass solch eine Ehe große Einschränkungen mit sich brachte. Doch war das nicht überall so? Zwar durften die einfachen Frauen sich vielleicht freier bewegen als die Damen der Gesellschaft, aber letztlich nur aus dem Grund, weil sie zum Unterhalt der Familie beitragen mussten.
    So ähnlich verhielt es sich auch bei den Bauersleuten. Und obwohl das Leben sicher hart war, sah sie in den Augen der Frau eine große Güte, wenn sie etwa ihre Kinder beaufsichtigte, und eine erwartungsvolle Freude, wenn ihr Mann von seiner Arbeit nach Hause zum Essen kam.
    Als Rebecca und Julian an diesem Abend alleine auf dem Heuboden waren, sah sie ihn einen Seufzer ausstoßen, als er sich auf ihrem provisorischen Bett niederließ, um seine Stiefel auszuziehen.
    »Müde?«, fragte sie.
    Er lächelte. »Es ist schon lange Jahre her, dass ich diese Art von Arbeit verrichtet habe. Aber es ist ein gutes Gefühl, so müde zu sein, und ich bin froh, dass ich helfen konnte.«
    »Ich weiß, was du meinst«, sagte sie, während sie an dem offenen Fenster lehnte. Eine Kerze nach der anderen erlosch im Haupthaus, und Dunkelheit schien sich über alles zu breiten.
    »Du hast hart gearbeitet. Woher wusstest du, wie man eine Kuh melkt?«
    Sie lachte. »Du bist nicht der Einzige, der Dienstboten etwas abgeschaut hat. Mit zwölf wollte ich unbedingt wissen, wie Kühe so sind, und dann hat ein Milchmädchen mir alles Wissenswerte erklärt. Sie ließ mich sogar beim Melken mitmachen, und meine Hände haben hinterher so wehgetan, dass ich richtig Respekt davor bekam, wie hart unsere Dienstboten arbeiteten.«
    »Hoffentlich war deine Mutter nicht sehr aufgebracht.«
    »Ich habe es ihr nie erzählt, sondern behauptete einfach, die wunden Finger kämen vom zu langen Sticken.«
    Er lachte.
    Sie ging auf Julian zu und genoss seinen bewundernden Blick auf ihren Körper. »Du sagtest, du bist sehr müde«, murmelte sie, kniete sich hinter ihn und rieb mit den Händen über die festen Muskeln seiner Schultern.
    Er drehte sich um und warf sich auf sie, sodass sie sich rücklings im Heu wiederfand.
    »So müde nun auch wieder nicht«, sagte er und küsste sie.
    Viel später schlief sie nackt, befriedigt und von einer trägen Zufriedenheit erfüllt in seinen Armen ein.
    Mehrere Stunden vergingen, und sie erwachte zitternd aus den Tiefen des Schlafes. Als sie sich aufsetzen wollte, stützte Julian sich mit dem Ellbogen neben ihr ab.
    »Stimmt irgendetwas nicht?«, fragte er.
    »Es zieht vom Fenster her«, murmelte sie. »Ich werde den Laden schließen.«
    »Bleib liegen«, sagte er.
    Sie wusste, wie über die Maßen fürsorglich er gerne war, und nahm es schläfrig hin. Alleine unter den Decken spürte sie die Kälte stärker als zuvor und wartete sehnlichst auf seine

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