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Ein verführerischer Akt

Ein verführerischer Akt

Titel: Ein verführerischer Akt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Callen
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konnten. Vielleicht wusste sie ja wirklich nichts, weil mein Vater alle Probleme von ihr fernhielt.«
    »Aber was hätte deine Mutter tun sollen, damit sie nicht so viele Kinder bekam? Deinem Vater die ehelichen Rechte verweigern? Und was ihn betraf, so war es ihm vermutlich peinlich, ihr und der Welt gegenüber einzugestehen, dass er fast keinen Penny mehr besaß.«
    Er seufzte. »Ich weiß. Und ich begreife jetzt auch, dass dies an seinem übermächtigen Beschützerinstinkt lag. Und Schwangerschaften zu verhindern, diese Möglichkeit hat er offenbar nicht in Betracht gezogen.«
    Was gibt es denn da, hätte sie ihn am liebsten gefragt, aber sie war sich nicht sicher, ob ihn eine solche Frage verletzte. Schließlich könnte das ja eventuell darauf hindeuten, dass sie plante, sich irgendwann einen weiteren Liebhaber zuzulegen. Was natürlich Unsinn war, denn der bloße Gedanke schreckte sie ab, mit einem anderen Mann in dieser Weise zusammen zu sein.
    Bedeutete das etwa, dass sie dabei war, sich in ihn zu verlieben?
    Der Gedanke verblüffte sie, und sie wollte sich nicht eingestehen, dass er wahr sein könnte. Und vor allem nicht darüber nachdenken, was für Folgen das für ihre Zukunft haben könnte.
    »Julian, siehst du denn nicht, dass du dein Leben nach wie vor auf die Vergangenheit ausrichtest, obwohl du an dem Geschehenen nichts ändern kannst? Ich versuche zumindest, immer in die Zukunft zu schauen.«
    »Du bist nicht der Meinung, dass deine Sehnsucht nach Abenteuern durch deine Kindheit genährt wurde?«
    »Doch, natürlich. Unsere Vergangenheit hat uns zu dem gemacht, was wir sind. Aber ich will mein Leben nicht mit Bitterkeit und nachträglicher Trauer verbringen, weil mir dieses und jenes versagt blieb. Und ich werde auch ganz bestimmt niemals bedauern, was wir zusammen erlebt haben. Du vielleicht? Ach nein, warte, du bereust ja nie eine Entscheidung, die du einmal gefällt hast.«
    Sie rechnete damit, dass er unwirsch reagierte, aber er lachte nur und zog sie enger an sich.
    Sie schlief ein, nur für kurze Zeit allerdings, denn ein schrecklicher Alptraum suchte sie heim, der durch die Krankheit des Jungen ausgelöst worden war. Bloß dass es um Julian ging. Irgendwie hatte er sich mit der Krankheit des Jungen angesteckt, hustete ganz fürchterlich und bekam kaum noch Luft. Keine Arznei half. Sein Körper erschlaffte, er hörte auf zu atmen, und sie fing an zu schreien.
    Rebecca erwachte keuchend und merkte, dass ihr Tränen über das Gesicht strömten. Sie atmete zu schnell, und obwohl sie sich sagte, dass es lediglich ein böser Traum gewesen war, konnte sie das Entsetzen, das sie erfasst hatte, nicht abschütteln.
    Julian murmelte ihren Namen und zog sie fester an sich. Zum Glück fühlte sich seine Haut kühl an, seine Atemzüge gingen gleichmäßig, und sie beruhigte sich ein wenig. Trotzdem wollte das Gefühl der Angst nicht mehr von ihr weichen.
    Er stützte sich auf und strich ihr sanft das Haar aus der feuchten Stirn. »Was ist? Du hast dich gedreht und gewendet.«
    »Der kleine Junge hätte sterben können«, brachte sie endlich flüsternd hervor. »Ich habe mir nie überlegt, wie Eltern sich in so einem Moment völliger Hilflosigkeit und Angst fühlen. Und wenn nun du derjenige gewesen wärst?«
    Er küsste sie auf die Stirn. »Jetzt fängst du schon an, mich als dein Kind zu sehen?«
    »Mach dich nicht lustig über mich! Seit ich erwachsen bin, will ich so leben, wie es mir in meiner Kindheit verwehrt war. Aber es ging dabei nicht nur um mich, und das habe ich nie gesehen. Welchen Kummer meine Krankheiten meiner Familie bereitet haben müssen – das Ausmaß von Furcht und Seelenqualen, all das konnte ich damals nicht begreifen. Ich sah mich stattdessen als die Heldin aus einem meiner Bücher, fehlerlos, geschunden und aus der Asche wieder aufsteigend. Erst als ich heute Nacht in Mrs Stubbes Gesicht schaute, habe ich meine Mutter gesehen und zum ersten Mal begriffen, welche Angst sie hat ausstehen müssen. Na, wie ichbezogen ist das?«
    »Alle Kinder sind egozentrisch«, raunte er und strich ihr übers Haar. »Du hast es eben nur von deiner Seite aus gesehen, so wie das alle tun. Erst später lernt man dazu.«
    Sie nickte und versuchte sich zu beruhigen, aber der Traum beschäftigte sie noch immer. Und Julian. Wenn sie an die Angst und das Entsetzen ihres Traumes dachte, fragte sie sich, ob sie es überhaupt noch fertigbrachte, sich von ihm zu trennen. Wollte sie das überhaupt?
    Welche Fragen

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