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Ein verführerischer Akt

Ein verführerischer Akt

Titel: Ein verführerischer Akt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Callen
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zuzulächeln, und merkte zunächst gar nicht, dass die Kutsche viel dunkler war als sonst, die Fenster geschlossen, die Vorhänge trotz des schönen, sonnigen Tages zugezogen. Es war so finster, dass sie kaum etwas erkennen konnte.
    Als sie die Hand ausstreckte, um Licht und Luft hereinzulassen, packte plötzlich jemand ihr Handgelenk. Und ehe sie einen Schrei ausstoßen konnte, legte sich eine Hand auf ihren Mund und drückte sie auf den Sitz zurück. Vor ihr stand ein Mann.
    Als Erstes bemerkte sie den Geruch schmutziger Kleidung, eines ungewaschenen Körpers, und Entsetzen packte sie, ließ sie am ganzen Körper zittern. Ihr wurde übel, und sie glaubte sich übergeben zu müssen.
    »Stillhalten«, sagte der Mann barsch und presste sie fester in die Sitze, um ihre Gegenwehr zu ersticken. »Ihnen passiert nix, wenn Sie tun, was ich Ihnen sag.«
    Sie nickte schwach, doch das Zittern ließ sich nicht unterdrücken.
    »Ich nehm die Hand von Ihrem Mund, wenn Sie versprechen, nich zu schreien. Ein Schrei, und ich bring Sie ein für alle Mal zum Schweigen.«
    Sie erstarrte, obwohl sie am liebsten laut geschrien oder zu fliehen versucht hätte, aber ihre Angst war zu groß. Besser schien es ihr, ihn hinzuhalten. Bis Madingley House war es nicht weit, und dort würde der Kutscher ihr zur Hilfe kommen, wenn er den Schlag öffnete. Als er seine Hand von ihrem Mund nahm, holte sie keuchend Luft.
    »Ganz ruhig«, sagte er. So redete man auch mit einem Pferd, das gerade zugeritten wurde, dachte sie. Der Mann setzte sich neben sie auf die Bank und hielt sie an beiden Handgelenken fest.
    Langsam gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit. Der Ganove trug einen Hut mit einer weichen Krempe, den er tief in das bärtige Gesicht gezogen hatte. Keine Maske, was darauf hindeutete, dass er sich keine Sorgen machte, später der Polizei gegenüber beschrieben zu werden.
    Als hätte er gar nicht vor, sie überhaupt wieder laufen zu lassen.
    Rebecca fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen und zwang sich zu sprechen. »Was wollen Sie von mir? Ich trage nur wenig Schmuck und habe nur ein paar Münzen dabei …«
    »Genau, Schmuck will ich, Lady, aber ich seh ihn nich an Ihrem Hals. Der Herr will die Kette, die von dem Ball vor ein paar Tagen, die von dem Gemälde.«
    Einen Moment lang versuchte sie, Ordnung in ihre verwirrten Gedanken zu bringen. Wer außer Parkhurst und seinen beiden Freunden brachte sie mit dem Gemälde in Verbindung? War das einfach nur ein dreister Versuch, sie einzuschüchtern, damit sie die Wahrheit sagte? Das wäre allerdings ein ganz übler Scherz und eines Mannes von Rang unwürdig.
    »Das Gemälde?«, flüsterte sie. »Das einzige Bild von mir befindet sich in Cambridgeshire, im Haus meiner Eltern …«
    »Halten Sie mich nich zum Narren.«
    Er zog an ihren Handgelenken, bis sie halb auf seinem Schoß lag. Ein stechender Geruch hüllte sie ein.
    »Sie wissen, von welchem Gemälde ich sprech. Ich hab’s nich gesehn, aber der Herr sagt, dass Sie da so gemalt sind, wie der liebe Gott Sie geschaffen hat.«
    Sie zitterte, und ein Stöhnen kam über ihre Lippen. Er packte beide Handgelenke mit einer Hand, schob die andere unter ihren Umhang und drückte ihren Busen so fest, dass sie sich auf die Lippe beißen musste, um nicht zu schreien.
    Nein, es konnte keine Verbindung zwischen diesem Verbrecher und Parkhurst geben. Sie schloss die Augen und kämpfte gegen Schwindel und Übelkeit an, während Zweifel auf sie einstürmten. Was wusste sie im Grunde über den Earl? Das Böse konnte ebenso gut in den eleganten Vierteln der Upper Class lauern wie in den Elendsquartieren im East End.
    Und der Diamantanhänger, den sie beim Ball getragen hatte? Julian Delane hatte ihn ihr gegenüber nicht einmal erwähnt, und außerdem handelte es sich bei dem Schmuckstück bloß um Strass – sie hatte sich einen Spaß erlaubt, als sie ihn zum Ball angelegt und ihn damit quasi als echt ausgegeben hatte. Was also steckte dahinter, denn ganz offensichtlich arbeitete dieser widerliche Kerl für jemanden, der diesen Schmuck haben wollte, weil er ihn für wertvoll hielt. Was würde er tun, um ihn in die Finger zu bekommen?
    »Ich … ich weiß nicht, was Sie meinen«, sagte sie und versuchte ihn zu besänftigen. »Bitte, tun Sie mir nicht mehr weh – dann mache ich auch, was Sie wollen.«
    Sie glaubte kaum, dass ihre Worte wirkten, aber er hörte auf, sie weiter zu betasten, und ließ eines ihrer Handgelenke los, sodass sie von

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