Ein verführerischer Akt
und er sah, wie es langsam weiter wurde und der Zipfel eines weißen Hemdes darunter hervorblitzte.
Ein Zittern durchlief seinen ganzen Körper und ließ seine übliche Gelassenheit bröckeln. Wollte sie etwa, dass er sie aufs Bett warf und nahm? Nein, das würde nicht passieren, denn es verstieß gegen seine eherne Regel, sich an Jungfrauen zu vergreifen. Und das war sie. Er hatte es ganz deutlich daran gespürt, wie angespannt sie auf seinem Knie gesessen hatte, als sei das fast ebenso intim, wie als Aktmodell zu posieren.
Sie hob den Saum ihres Kleides und fing an, es hochzuziehen. Seine Augen hingen wie gebannt an ihren schwarzen Stiefeln und an den schlanken Fesseln, die in schwarzen Strümpfen steckten. Das Kleid glitt immer höher, bis sie es endlich über ihren Kopf streifte und einen Moment lang ihr Gesicht nicht zu sehen war. Dann stand sie im Hemd da – es war schlicht und praktisch, doch darin steckte ihr Körper, und es schmiegte sich an die Rundungen, die auf dem Gemälde so vorteilhaft zur Geltung kamen. Ihr voller Busen spannte den Stoff, und er konnte sehen, wie sich die Spitzen erregt aufrichteten.
Sein Mund war völlig ausgetrocknet, und überrascht stellte er fest, dass er seine gesamte Selbstbeherrschung aufbieten musste, um nicht aufzuspringen und sich auf sie zu stürzen.
Rebecca konnte sich nicht erinnern, dass ihr jemals so heiß gewesen war. Sie wollte den Blick abwenden und betont gleichgültig tun, aber Julians silbrig graue Augen sorgten dafür, dass sie sich wie ein aufgespießter Schmetterling fühlte – flatterig und nicht in der Lage, sich vom Fleck zu bewegen. Und erregt, viel erregter, als gut für sie war.
Er hatte sie gereizt und verärgert, und das war nun das Ergebnis: Ihr Stolz ließ es nicht zu, einen Rückzieher zu machen, obwohl sie eigentlich hätte fliehen oder von ihm verlangen sollen, dass er sich aus dem Zimmer entfernte.
Trotzdem tat sie nichts dergleichen und stand jetzt ohne Kleid und nur mit einem Hemdchen bekleidet da. Zwar war der grobe Leinenstoff weniger durchsichtig als die feine Seide ihrer eigenen Unterwäsche, und dennoch fühlte sie sich fast nackt. Warum nur musste sie es darauf anlegen, ein für alle Mal zu beweisen, dass sie das Aktmodell gewesen war, dachte sie. Bestimmt gaben sich ihre Schwester und ihre Cousine ebenfalls große Mühe, den beiden anderen Männern vorzumachen, dass ihr Körper auf dem Porträt zu sehen sei. Rebecca konnte nur hoffen, dass sie im Gegensatz zu ihr nicht draufgängerisch bis zum Äußersten gingen und sich auszogen.
Würde sie es wirklich tun und sich ihm ganz unverhüllt zeigen? Und war es das, was er von ihr erwartete? Sie hatte ihn für konventionell, rechtschaffen und bedacht gehalten, aber sie war sich nicht mehr so sicher, seit er sie auf sein Knie gezogen und sie die ganze Zeit gestreichelt hatte? War das ein Ausdruck von Begehren gewesen, oder wollte er sie nur ablenken, um sie besser ausfragen zu können? Bezweckte er damit, sie aus dem Gleichgewicht zu bringen, damit sie die Wahrheit sagte? Sie wusste nicht, was sie von ihm halten sollte.
Jetzt jedenfalls sagte er kein Wort, sah sie nur mit begehrlichen Augen an, sodass ihr noch heißer wurde. Er schaute ihr nicht ins Gesicht, sondern wartete darauf, dass sie sich weiter enthüllte.
Sollte sie oder nicht? Konnte sie das überhaupt? Oder war dies für sie die Erfüllung eines Traumes, den sie seit langem hegte, nämlich das Verlangen eines Mannes zu wecken? Nach ihrer letzten Krankheit hatte sie die Angst gepackt, so etwas vielleicht nie zu erleben.
Nur noch ein bisschen weiter, sagte sie sich. Bloß um zu sehen, was er tun würde, und um ihm zu beweisen, dass er genauso ein Mensch war wie jeder andere.
Ihre Stiefel waren als Nächstes dran, und einen Moment lang verspürte sie die wilde Versuchung, ihre Füße neben ihn auf den Stuhl zu stellen, um sie auszuziehen. Aber das schien ihr dann arg verwegen, und sie setzte sich aufs Bett, um die Stiefel aufzuschnüren. Als sie sich vorbeugte, rutschte ihr Hemd am Ausschnitt weiter nach unten und erlaubte verlockende Einblicke. Sie senkte den Kopf, um es wenigstens einigermaßen zu verbergen.
Sie meinte einen erstickten Laut zu hören. Was hatte er gesehen?
Sie stellte die Stiefel ordentlich zur Seite, sah ihm dann in die Augen und zog ihr Hemd hoch, um das Strumpfband zu lösen, das sich unterhalb ihres Knies befand.
Sein Blick wanderte zwischen ihrem Gesicht und ihren Händen hin und her. Sie rollte
Weitere Kostenlose Bücher