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Ein verführerischer Akt

Ein verführerischer Akt

Titel: Ein verführerischer Akt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Callen
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übermannt«, stellte er mit weicher Stimme fest.
    Sie senkte den Blick, sodass ihre Wimpern sich dunkel von den Wangen abhoben. Wurde sie etwa rot? Hatte sie sich vor allem dem Künstler nackt zeigen wollen? Unkontrollierte Eifersucht stieg in ihm hoch und hüllte sein Denken ein.
    »Es überrascht mich, dass er mehr als einmal fragen musste«, meinte Julian, »wenn man bedenkt, wie sehr Sie sich danach sehnen, gesellschaftlichen Zwängen zu entkommen.«
    »Sie lehnen das ab«, meinte sie langsam und musterte ihn abschätzig. »Aber natürlich … Sie sind ja prüde wie eine alte Jungfer.«
    Er und prüde? Die Unterstellung amüsierte ihn, und gleichzeitig war er überrascht, dass sie ihn so falsch einschätzte. »Da irren Sie sich, Rebecca. Sie sind nicht die junge Lady aus besten Kreisen, die Sie nach außen verkörpern, und das fasziniert mich.«
    Sie sahen einander mit lodernden Blicken an, bis es leise an der Tür klopfte.
    »Mrs Lambe?«, rief eine Frauenstimme. »Ich bringe Ihr Bad.«
    Schnell wandte Rebecca den Blick ab und sprang auf. »Einen Moment, bitte!«
    Dann verschränkte sie die Arme vor der Brust und sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Er überlegte, sich unter dem Bett zu verstecken, doch angesichts des Schmutzes, der überall zu sehen war, schien das unklug. Folglich ging er zum Fenster zurück und stemmte sich hoch.
    Rebecca war ihm gefolgt, und ihre Miene verriet Besorgnis. »Was machen Sie denn da?«
    »Ich sorge dafür, dass Ihr Ruf keinen Schaden nimmt. Schließen Sie die Fensterläden, wenn ich draußen bin.« Er griff nach dem äußeren Sims und hängte sich daran, die Füße auf einen schmalen Vorsprung gestützt. Es war nur ein Stück bis zum Boden, und er würde sich nicht einmal ein Bein brechen, wenn er fiel.
    Trotzdem beugte sich Rebecca erschrocken nach draußen.
    Er sah zu ihr auf. »Ich würde es zu schätzen wissen, wenn Sie sich beeilen.«
    Schnell zog sie sich zurück und schloss die Läden. Er verharrte bewegungslos draußen und hoffte, dass er im schwachen Mondlicht vor der dunklen Hauswand von niemandem bemerkt wurde. Zum Glück waren nur wenige Gäste im Haus, und die Stallungen hinter ihm sahen aus, als würden sie nicht mehr benutzt.
    Er bekam kaum etwas von dem mit, was in Rebeccas Zimmer vor sich ging. Wenn er Glück hatte, würden mehrere Dienstboten gleichzeitig die Wanne mit Wasser füllen, sodass es schneller ging. Doch die Zeit schlich dahin, und seine Schultern und Hände fingen an zu schmerzen. Endlich gingen die Fensterläden auf.
    »Sie können hereinkommen«, rief sie.
    Als er wieder ins Zimmer geschlüpft war, rieb er sich die Finger. Dann sah er die Badewanne. Sie war nicht so groß, dass Rebecca völlig würde untertauchen und ihren Körper vor ihm verbergen können. Kalter Schweiß brach ihm aus. Sie ist noch Jungfrau, rief er sich zur Ordnung.
    War sie das wirklich?
    Sie stand da, ohne etwas von seinen unschicklichen Gedanken zu ahnen, und betrachtete die Wanne mit einem sehnsüchtigen Verlangen, das fast schon etwas Sexuelles an sich hatte. Er hätte am liebsten gestöhnt.
    »Ich muss ein Bad nehmen«, sagte sie, und ihre Augen blitzten, als sie ihn anschaute.
    Begriff sie überhaupt, was für eine Wirkung sie auf Männer hatte? Er beschloss, sie zu testen, zu provozieren. Mit leiser, heiserer Stimme sagte er: »Wenn Sie so stolz darauf sind, als Aktmodell posiert zu haben, sollte es für Sie ja kein Problem darstellen, sich vor mir auszuziehen – schließlich habe ich schon alles gesehen.« Dann setzte er sich auf den einzigen Stuhl und verschränkte mit Blick auf den Badezuber die Arme vor der Brust.
    Sie sah ihn leicht verwirrt an, und eine zarte Röte breitete sich auf ihrem Gesicht aus, aber sie antwortete nicht. Seine dreiste Herausforderung stand zwischen ihnen wie das Rauschen eines aufkommenden Unwetters.
    Er erkannte den Moment, in dem sie ihre Entscheidung traf – sah, wie ihre braunen Augen zu glitzern anfingen und sich ein trotzig herausfordernder Zug um ihre Lippen legte. In seinem Innern verkrampfte sich alles, und er hatte das Gefühl, bewegungslos in einem Schraubstock zu stecken. Überdies schien sein Verstand die Arbeit einzustellen, dachte er und ließ es zu, dass seine Lenden den Sieg davontrugen.
    Sie hob die Hände ans Haar und begann die Nadeln herauszuziehen. Braune Locken fielen eine nach der anderen auf ihre Schultern, und Julian ballte seine schweißnassen Hände zu Fäusten.
    Sie zog an den Schnüren ihres Mieders,

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