Ein verführerischer Akt
hoch und bedachte sie mit einem wissenden Lächeln. Sie stieß ein leises Kreischen aus, ehe sie sich wieder abwandte und die Hände vor den Mund schlug. Ihre Schultern fingen an zu beben.
»Ist meine Nacktheit so belustigend?«, fragte er trocken.
Sie schüttelte den Kopf und sagte glucksend: »Ich hatte ja keine Ahnung, wie winzig die Wanne ist, bis …« Sie brach in Gelächter aus, und es dauerte eine volle Minute, ehe sie sich schließlich die Augen trocken wischte. »Tut mir leid.« Sie krabbelte unter die Decke und wandte ihm den Rücken zu.
Als er zum Bett kam, lachte sie nicht mehr. Sie rollte sich herum und schaute zu ihm auf. Es war keine zwei Stunden her, dass sie ein verführerisches Spiel miteinander getrieben hatten, bei dem sie den größten Teil ihrer Kleidung für ihn ablegte. Auch jetzt trug sie nur ein Unterkleid und er nichts als seine Unterhose.
Sie starrte seine nackte Brust an und zog die Decke hoch. »Ich glaube, dieses Bett ist größer als das letzte. Ich werde versuchen, mich nicht an Sie zu drücken, während ich schlafe.«
Er setzte sich auf die Bettkante. In einer Ecke des Raumes raschelte es.
»O mein Gott«, rief sie angewidert. »Nehmen Sie schnell die Füße vom Boden!«
Nun war es an Julian, in Lachen auszubrechen, als er sich neben sie legte. Das Bett bot wirklich mehr Platz, sodass er sogar die Arme hinter dem Kopf verschränken konnte.
»Gute Nacht, Rebecca.« Er roch an ihr, registrierte den Duft von Seife, der sich mit ihrem eigenen vermischte, wollte sie an sich ziehen und ihr die Lust zeigen, die er ihr zu schenken vermochte.
Er wollte es zu sehr.
Kapitel 13
Am nächsten Morgen wartete Mrs Lambes Diener pflichtbewusst im Schankraum, um gemeinsam mit seiner Herrin zu frühstücken.
»Und wie war Ihre Unterbringung im Stall, Tusser?«, fragte Rebecca.
»Sehr gut, Madam«, antwortete Julian und setzte sich auf den Stuhl ihr gegenüber. »Danke, dass Sie mir erlauben, dieses Mahl mit Ihnen zu teilen.«
Sie hätte fast losgekichert. Heute früh dagegen war ihr nicht nach Lachen zumute gewesen, als sie erwachte und feststellen müssen, dass sie sich im Schlaf wieder an Julian gekuschelt hatte. Und das, obwohl sie diesmal beide kaum etwas auf dem Leibe trugen und sie den sehnigen Oberkörper und die Hüften sowie die nackte Haut seiner Füße spüren konnte. Ihr Gesicht an seinen Rücken gepresst glaubte sie, den leichten Salzgeschmack seiner Haut noch auf der Zunge zu haben. Während sie recht verlegen war, wirkte er amüsiert und schien nichts dagegenzuhaben, weiter neben ihr zu liegen. Als er sich auf einen Ellbogen gestützt aufrichtete, um sich über sie zu beugen, war sie geflüchtet. Jetzt fand sie ihr Verhalten albern und peinlich.
Was stimmte mit ihr nicht?
Solange er den Diener spielte, war die Anspannung zwischen ihnen nicht ganz so groß, wenngleich noch da. Sie war sich seiner Präsenz nur allzu bewusst, seit sie die letzten beiden Nächte neben ihm geschlafen hatte, so nahe bei ihm, wie sie es nicht einmal mit ihrer Schwester tat, nicht mehr zumindest seit ihrer Kindheit. Und sie genoss es, wie sie mit einer gewissen Bestürzung feststellte.
Was war los mit ihr? Immerhin wollte sie sich nicht an einen Mann binden, nicht gleich, sondern erst einmal reisen, etwas erleben – und sie plante, ihrer Mutter reinen Wein einzuschenken, damit Lady Rose endlich aufhörte, voller Eifer nach einem Mann für sie zu suchen.
Aber diese Nähe, die sie im Moment erlebte, sprach sie in einer heimtückischen Weise an. Sie musste unbedingt auf mehr Distanz gehen, wenn sie sich nicht verlieren wollte. Das galt es zu bedenken, bevor sie sich entschieden, wie sie als Nächstes auftreten wollten. Sich als Ehepaar auszugeben mochte zwar ganz praktisch sein, weil sie auf diese Weise bei den Mitreisenden und Gastwirten weniger Verdacht erregten, doch es ließ sich sicher auch eine andere Tarnung finden, die ihnen ebenfalls einen größtmöglichen Freiraum verschaffte und sie weniger auf gefährliche Gedanken brachte.
Nach dem Frühstück befahl Julian ihr, im Zimmer zu bleiben, während er sich zu dem Gasthof aufmachte, wo die Fuhrwerke losfuhren, um für sie Plätze im nächsten Wagen zu reservieren. Sie war einverstanden, denn den Plan, den sie im Geheimen verfolgte, konnte sie auch ohne ihn in die Tat umsetzen. Selbst wenn sie sich dafür von einer der kostbaren Münzen trennen musste, die sie noch hatten, war es ihr die Sache wert. Der Aussicht auf ein neues Abenteuer
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