Ein verfuehrerischer Handel
Mit noch einem Trumpf in der Hand gelang Justin ein schwieriger Zug, und er gewann das Spiel mit nur drei Punkten Vorsprung; sie grienten, als die letzte Karte aufgedeckt wurde.
Ariel lehnte sich behaglich zurück; sie freute sich, als sie sah, dass ihr Mann lächelte. Unwillkürlich berührte sie den wunderschönen Ehering mit den Saphiren und dachte voller Staunen an diese perfekte Wahl. Und wie jedes Mal, so fragte sie sich auch jetzt, wie Clay Harcourt nur einen Ring hatte auswählen können, der genau zu ihr passte.
Sie betrachtete die Kostbarkeit in der schwachen Wintersonne, die durch die Fenster fiel, bewunderte das herrliche blaue Feuer der Saphire, das kristallklare Leuchten der Diamanten.
»Du lächelst«, sagte er leise. »Gefällt er dir wirklich so sehr?«
»Er ist wunderschön, Justin. Wenn ich in London einen Ring hätte auswählen können, dann hätte ich genau diesen genommen. Merkwürdig, dass Clay Harcourt so genau wusste, was mir gefällt.«
Justin nahm ihre Hand und blickte auf die funkelnden Steine. »Clay hat den Ring nicht ausgesucht... das war ich!«
»Du? Aber du hattest doch gar keine Zeit, hast vor der Hochzeit Greville Hall doch gar nicht mehr verlassen. Wann hättest du denn ...«
»Ich hatte den Ring schon einige Zeit vorher gekauft.«
Sie runzelte die Stirn. »Einige Zeit vorher?«
»Nach unserer Rückkehr aus Tunbridge Wells. Damals wollte ich dich bitten, mich zu heiraten, aber ...«
»Du wolltest mir einen Heiratsantrag machen?«, fragte sie äußerst erstaunt.
»Ich hatte es vor ... ja.« Sein Gesicht wurde plötzlich wieder ausdruckslos. »Dann habe ich dich an jenem Abend in den Stall gehen sehen, und Phillip Marlin auch.«
In Ariels Kopf drehte sich alles, so sehr machten seine Worte sie betroffen. »Oh, mein Gott!« Tränen traten in ihre Augen. Zum ersten Mal begriff sie das Ausmaß dessen, was geschehen war. Justin blickte weg, seine wunderschönen grauen Augen waren ganz dunkel geworden bei der Erinnerung. »Du wolltest mich heiraten. Und stattdessen dachtest du ... hast du geglaubt, ich hätte dich betrogen. Oh, Justin!«
Im nächsten Augenblick lag sie in seinen Armen, klammerte sich an ihn, Tränen rannen über ihre Wangen.
Ich liebe dich, dachte sie. Ich liebe dich so sehr. Aber sie sprach diese Worte nicht aus. Sie befürchtete, er würde nicht wissen, was er darauf antworten sollte.
Er hielt sie ganz fest, sein Gesicht hatte er an ihres gepresst. »Weine nicht! Ich wollte dich doch nicht zum Weinen bringen!«
Sie holte tief Luft und schluckte die Tränen hinunter, ein dicker Kloß saß in ihrem Hals. Mit zitternder Hand wischte sie sich die Wangen trocken, und es gelang ihr sogar, zu lächeln. »Es sind Glückstränen, Justin. Du hättest mich geheiratet, noch ehe das alles passiert war - noch vor dem Skandal.«
»Wenn du mich hättest haben wollen ... Der Himmel allein weiß, dass ich nicht der beste Ehemann bin, den du dir hättest aussuchen können; aber ich schwöre dir, Ariel, es soll dir niemals Leid tun, dass du mich geheiratet hast. Du sollst es niemals bereuen!«
Aber wie sehr sie ihn auch liebte, war Ariel sich dessen gar nicht so sicher. Sie wollte, dass auch er sie liebte, sie musste wissen, dass ihm an ihr genauso viel lag. Ohne diese Gewissheit könnte sie niemals vollkommen glücklich sein.
Deshalb beschwerten ihr Herz etliche Zweifel.
25
»Wir sind da, Mylord.« Etwas mitgenommen hielt ihnen der Lakai den Wagenschlag auf. Es war ein langer Tag gewesen; die letzten vier Stunden hatten sich endlos hingezogen, weil sie mit einem der Räder in ein Loch gefahren waren und dabei eine Speiche brach. Doch schließlich hatten sie das Rad reparieren können und standen nun in der Dunkelheit vor dem Haus von Justins Großmutter - alle zitterten vor Kälte.
»Danke, Timms.« Justin sprang aus der Kutsche. »Die Küche erreicht ihr von hinten. Es wird für euch alle dort etwas zu essen geben und auch einen Platz, wo ihr euch aufwärmen könnt.« Er reckte die Arme und half Ariel heraus, dann zog er ihr den Umhang fester um die Schultern. Eine Hand legte er um ihre Taille und führte sie die Treppe hinauf zu dem geschwungenen Eingang.
Das alte Haus sah noch genauso aus, wie er es in Erinnerung hatte; die Fensterläden waren allerdings ein wenig verwitterter, die Büsche ein wenig verwilderter. Das Gebäude besaß zwei Etagen und Giebeldächer mit einem halben Dutzend Kaminen. Licht erhellte die Fenster des Speisesaals, und man konnte das
Weitere Kostenlose Bücher