Ein verfuehrerischer Handel
als nur ein paar Mal gesehen hat. Seine Mutter war die Tochter eines der örtlichen Junker. Sie ist mit irgendeinem Baron vom Kontinent durchgebrannt, als Justin noch ein kleiner Junge war. Seine Großmutter hat ihn ein paar Jahre lang beherbergt, bis er dann ins Internat geschickt wurde.«
In Ariels Ohren klang das wie ein entsetzliches Leben, beinahe so schmerzlich wie ihr eigenes. »Vielleicht ist das der Grund, dass er so hart und lieblos erscheint.«
»Sucht nicht nach Entschuldigungen für ihn, Ariel. Er ist es nicht wert.«
»Lord Greville war äußerst großzügig. Ich bin ihm sehr viel schuldig.«
Sein Mund spannte sich an. »Eine Schuld, die er zweifellos einfordern wird! Justin Ross tut nichts, wenn nicht ein Gewinn für ihn dabei herausspringt.«
Sie dachte an den Handel, den sie abgeschlossen hatte, und unterdrückte ein Frösteln.
»Als wir im College waren, gab es eine Frau«, fuhr Phillip fort. »Ein Mädchen in einem Gasthaus, sie hieß Molly McCarthy und arbeitete im Dorf. Eines Nachts habe ich die beiden durch Zufall getroffen. Justin war wütend über etwas, das die arme Molly angestellt hatte. Er hat sie fürchterlich geschlagen. Ich weiß nicht, was geschehen wäre, wenn ich ihn nicht gezwungen hätte, damit aufzuhören.«
Ariel biss sich auf die Innenseite ihrer Wange und kämpfte gegen das brutale Bild an. Die schreckliche Szene im Schlafzimmer des Grafen stieg wieder vor ihren Augen auf.
Wenn sie seinem Befehl nicht gehorcht hätte, hätte er sie dann auch tätlich angegriffen? Sie versuchte, sich vorzustellen, wie er diese harten, dunklen Fäuste gegen sie erhob -aber irgendwie gelang ihr das nicht.
»Ich muss gehen«, sagte sie und fühlte sich plötzlich ganz schwach, als sie aufstand. »Wenn ich nicht bald zurückkomme, wird man nach mir suchen.«
»Wann werde ich Euch Wiedersehen?«
»Seid Ihr sicher, dass Ihr das überhaupt wollt?«
Er nahm ihr Kinn in seine Hand und strich mit einem Finger über ihre Wange. »Wie könnt Ihr nur daran zweifeln?«
»Ich weiß, wo Ihr wohnt. An dem Tag, an dem wir die Fahrt in Eurer Kutsche gemacht haben, seid Ihr mit mir an Eurem Stadthaus vorbeigefahren. Ich werde Euch eine Nachricht schicken, sobald ich es schaffe, sie hinauszuschmuggeln.«
Er sah in ihr Gesicht und zog ihre Hand an seine Lippen. »Ihr wisst, wie ich fühle. Lasst mich nicht zu lange warten.«
Ariel antwortete nicht. Sie hatte keine Ahnung, wie ihre Zukunft aussah - gab es denn noch eine solche für sie? Vielleicht hätte sie Phillip die Wahrheit über ihre Lage erzählen und ihn gleich bitten sollen, ihr zu helfen.
Beim nächsten Mal würde sie das tun, schwor sie sich. Wenn er sich wirklich so viel aus ihr machte, wie es den Anschein hatte, dann würde er sie bei der Suche nach einer Möglichkeit, dem Grafen das Geld zurückzuzahlen, unterstützen.
Justin durchmaß unruhig sein Arbeitszimmer, mit einem Ohr horchte er auf Geräusche aus der Eingangshalle. Wo, zum Teufel, steckte sie? War sie mit ihrem Geliebten davongelaufen? Lag sie vielleicht sogar in diesem Augenblick in seinem Bett und hatte ihre schlanken Arme um seinen Hals geschlungen, während sie sich nackt unter ihm wand? Unschuld und Reinheit, pah! Er wusste es besser. Unglaublich, dass er ein solcher Dummkopf gewesen war!
Er hörte etwas, und hielt inne, lauschte auf den Klang der Schritte in der Halle; aha, Ariel kehrte zurück. Der Hausherr ging ihr entgegen.
In einem Kleid aus hellblauem Musselin, ihr Gesicht sanft gerötet von der frischen Luft, hob sie ihre Röcke und wollte gerade die Stufen hinaufsteigen.
»Also ... Ihr habt Euch entschieden, uns wieder mit Eurer Anwesenheit zu beehren!« Seine tiefe Stimme ließ sie auf der Hälfte der Treppe innehalten.
Langsam wandte sie sich zu ihm um. »Mylord?«
»Ich würde gern mit Euch reden, bitte - in meinem Arbeitszimmer.«
Ein wenig der Röte wich aus ihren Wangen. Ihre Schultern reckten sich, als sie entschlossen die Treppe wieder herunterkam. Justin führte sie durch den Flur und betrat nach ihr den Raum.
Er bedachte sie mit einem eisigen Blick. »Ich warte schon eine Zeit lang auf Euch. Wo seid Ihr gewesen?« Zwar gab er sich Mühe, seine Stimme ausdruckslos klingen zu lassen -doch es war ihm unmöglich, den Ärger aus seiner Stimme zu verbannen.
Ariel hob das Kinn. Ihre Blicke trafen einander, und sie wich nicht aus. »Ich bin in den Park gegangen, wie an jedem Morgen seit meiner Ankunft. Es hat keinen Zweck zu lügen, Mylord. Wenn wir eine
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