Ein verfuehrerischer Handel
Mylord.«
Hoffnung! Das war ein Wort, das für ihn keine Bedeutung besaß. So kalt wie das gefühllose Herz in seiner Brust ... »Was ich gesagt habe, ist mein Ernst. Ich möchte nicht, dass Ihr Euch noch einmal in Marlins Nähe begebt. Ich verbiete es Euch, ihn je wiederzusehen.«
Etwas blitzte in ihren blauen Augen auf, doch dann war es schon wieder verschwunden. Der schwache Hoffnungsschimmer in ihrem Gesicht schien erloschen. »Wie Ihr wünscht, Mylord!«
Er fragte sich, ob er ihr vertrauen konnte.
Dann fragte er sich, ob sie ihm vertraute ...
Drei Tage später saß Justin an seinem großen Mahagonischreibtisch in seinem Arbeitszimmer, das Jackett hatte er ausgezogen, die Ärmel aufgerollt. Unbewusst rieb er sich über seine schmerzenden Augen, dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf die Geschäftsbücher, die er soeben prüfte; doch seine Gedanken waren nicht bei Gewinnquoten oder Darlehen. Sie kreisten um das Mädchen oben, um Ariel Summers, die Frau, die er zu seiner Geliebten machen wollte.
Bilder ihres hellhäutigen, schlanken Körpers unter dem dünnen Hemd kamen ihm wieder in den Sinn, und in seinen Lenden regte es sich. Er konnte noch immer ihre sanften Lippen spüren, als er sie geküsst, als er die Süße ihres Mundes gekostet hatte. Nur eine andere Frau in seinem Leben hatte seine Sinne so gequält, wie Ariel es tat - Margaret Simmons, die Herumtreiberin.
Es klopfte leise an der Tür, noch mal, dann ein drittes Mal, und er schob seine schmerzlichen Erinnerungen beiseite. Der silberne Türknauf drehte sich. Er lächelte, als sein bester Freund, Clayton Harcourt, über die Schwelle trat. Clay, ein Freund aus seiner Schulzeit, war der illegitime Sohn des Herzogs von Rathmore. Ihr Schicksal, Bastarde zu sein, hatte sie zueinander geführt. Am Anfang war das ihre Hauptgemeinsamkeit.
»Ich habe mir gedacht, dass ich dich hier finden würde«, meinte Clay, »über den Büchern. Machst du eigentlich auch einmal etwas anderes als zu arbeiten, alter Mann?« Er war beinahe genauso groß wie Justin, ein wenig schwerer, mit breiterem Oberkörper und Schultern, hatte dunkelbraunes Haar und braune Augen. Wo Justin sich zurückhielt und oft grübelte, war Clay offen, lässig arrogant und, wenn es um Frauen ging, ein vollkommen gewissenloser Schürzenjäger.
»Eigentlich habe ich nicht sehr viel geschafft - zumindest nicht in den letzten Tagen.« Justin erhob sich von seinem Stuhl und kam auf Clay zu, die beiden schüttelten einander die Hände.
»Na ja, ich sollte dankbar sein für einen so engagierten Kerl - wenn ich an das Geld denke, dass du für mich über die Jahre hinweg angehäuft hast.« In den Tagen ihrer Abschlussexamen hatte Clay in weiser Voraussicht Justin mit der Verwaltung seines kleinen Erbes betraut, das von seiner Mutter stammte, und auch mit den Summen, die der Herzog ihm zukommen ließ - zusätzlich zu dem, was er selbst zusammenkratzen konnte. Wie von Clay erhofft, war ihm durch Justins Geschick für Geldanlagen ein nettes kleines Vermögen zugewachsen, von dem außer den beiden niemand etwas wusste.
»Also ... soll ich fragen, was dich von deiner Arbeit ablenkt?«, erkundigte Clay sich. »Sie ist wirklich angekommen, nicht wahr?«
Sein Freund wusste von Ariel, von ihren Briefen und auch von dem Handel, den sie mit seinem Vater abgeschlossen hatte. »Jawohl! Während wir hier reden, schläft sie oben tief und fest.«
»Nicht in deinem Bett, nehme ich an.«
Sein Mund verzog sich ein wenig. In dem Fall wäre er wohl kaum hier unten. »Leider nicht.«
»Ist da etwa Bedauern, das ich in deiner Stimme vernehme? Du hattest doch gar kein Interesse daran, dieses Mädchen zu deiner Geliebten zu machen.«
Justin antwortete nicht. Nun, er hatte das wirklich nicht vorgehabt, jedenfalls nicht am Anfang. Doch mittlerweile war ein Teil seiner ursprünglichen Meinung von ihr wieder an die Oberfläche gedrungen - nach ihrer letzten Unterhaltung aufgrund der offenen Art, wie sie mit ihm gesprochen hatte. Es verlangte ihn nach Ariel, mehr als je zuvor. Aber er wollte sie willig in seinem Bett haben.
»Warum soll ich lügen? Ich will sie haben, Clay. Und das will ich tatsächlich, seit dem Augenblick, als ich sie zum ersten Mal erblickte.« Er berichtete seinem Freund alles, was seit ihrer Ankunft geschehen war, einschließlich Ariels Kontakt mit Phillip Marlin.
»Marlin - wie hat dieser Bastard es denn geschafft, sich so schnell bei ihr einzuschmeicheln?«
»Durch Zufall, nehme ich an.
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