Ein verfuehrerischer Handel
Sie hatten sich zweimal in dieser Nacht geliebt und dann noch einmal kurz vor der Morgendämmerung. Danach hatte er sie schlafend in ihr Zimmer getragen, um ihr die Verlegenheit zu ersparen, wenn die Diener am Morgen kamen.
Gewärmt von den Ereignissen der Nacht ging er die
Treppe hinunter und entdeckte Knowles, der sofort anrückte. Der knochendürre Butler verbeugte sich vor ihm. »Guten Morgen, Mylord.«
»Guten Morgen, Knowles.«
»Eure Kutsche wartet, um Euch nach Cadamon zu bringen, Mylord - ganz, wie Ihr es gestern angeordnet habt.«
»Ja, also, da liegt jetzt eine Änderung in meinen Plänen vor.«
»Mylord?«
»Ich werde nach Tunbridge Wells reisen und nicht nach Cadamon - Miss Summers begleitet mich.«
Wenn Knowles überrascht war, so zeigte er es nicht. »Jawohl, Mylord.«
»Sorgt dafür, dass die Zofe von Miss Summers den Koffer für sie packt. Sie wird ein paar Abendkleider brauchen, zusätzlich zu ihren Tageskostümen. Und einer der Lakaien soll meine Reisetasche nach unten bringen. Sie ist fertig und steht am Fuß meines Bettes.« Er hatte keinen Kammerdiener, weil er sich nicht daran gewöhnen konnte, dass ein anderer Mann diese persönlichen Dinge für ihn erledigte.
»Ganz wie Ihr wünscht, Mylord.« Knowles eilte davon auf seinen dünnen Storchenbeinen - zwar war er nicht der attraktivste Butler, aber ganz sicher einer der fähigsten. Justin nahm sich vor, dem Mann seinen Lohn zu erhöhen, wenn er von Tunbridge Wells zurückkam.
Mit dem Gedanken bei der bevorstehenden Reise ging er in das Frühstückszimmer, setzte sich an seinen üblichen Platz am Tisch und winkte einem der Lakaien, ihm eine Tasse Kaffee einzugießen. Er konnte es kaum erwarten zu erfahren, was Ariel von seinen Plänen hielt. Nach dem, was in der letzten Nacht zwischen ihnen geschehen war, kam ihm eine Abreise aus London wie eine Erleuchtung der Götter vor. Justin wollte mehr Zeit mit ihr verbringen - er wollte die Möglichkeit haben, sie an seine Liebe zu gewöhnen, damit sie die Zukunft akzeptierte, die ihm für sie vorschwebte.
Tunbridge Wells schien genau der richtige Ort zu sein, um damit zu beginnen. Es lag in der Nähe der Hauptstadt, dennoch weit genug weg, damit sie unbehelligt blieben, und es gab dort eine ganze Anzahl unterhaltsamer Dinge, die sie unternehmen konnten. In Tunbridge Wells waren viele feine Restaurants, Geschäfte und Theater versammelt; man konnte dort auch wunderschöne abgelegene Landhäuser mieten. In dieser Jahreszeit sollte es nicht schwer sein, eines zu finden.
Der Gedanke, ganz allein mit Ariel zu sein, sie ohne die Zurückhaltung lieben zu können, die er in der vergangenen Nacht geübt hatte, erregte ihn sofort. Gütiger Himmel, sie dreimal zu besitzen, hatte nicht genügt, um seine Lust nach ihr zu befriedigen. Er wollte sie auf hundert verschiedene Weisen lieben, und vielleicht fiel ihm dann sogar noch mehr ein.
Er wünschte, er könnte ganz einfach hinaufgehen und zu ihr ins Bett steigen; resigniert seufzend gab er sich zufrieden mit der Erinnerung an die Leidenschaft, die sie in Tunbridge Wells fortsetzen würden.
Ariel reckte sich genüsslich unter den Laken; sie zuckte ein wenig zusammen, als sie fühlte, wie verkrampft ihre Muskeln waren und auch über den Schmerz an Stellen, an denen sie noch nie Schmerzen gefühlt hatte - dann riss sie die Augen auf. Verwirrt sah sie sich in ihrem Schlafzimmer um, entspannte sich aber gleich, als sie feststellte, dass sie in ihrem eigenen Zimmer und Justin nirgendwo zu sehen war.
Justin! Jemine, es war beinahe unvorstellbar, dass sie wirklich in der vergangenen Nacht zu ihm gegangen war, um sich ihm hinzugeben. Nur zögernd dachte sie an die intimen Dinge, die sie sich erlaubt hatten. Und dennoch war sie froh über ihre Initiative. Sie mochte diese Stunden in seinen Armen, in seinem Bett, um nichts auf der Welt missen.
Nicht einmal, wenn es bedeutete, dass es das Ende ihrer Träume war.
Der Gedanke machte sie unsicher. Sie schob ihn weit von sich, hinter die süßen Erinnerungen an Justin. Später würde sie an die Zukunft denken. Nicht heute.
Sie reckte sich noch einmal, legte die Hand vor den Mund, um ein Gähnen zu unterdrücken. Dann warf sie einen Blick auf die Kaminuhr und stellte fest, dass es beinahe elf Uhr morgens war. Schnell schwang sie die Beine aus dem Bett und kniff sie nur leicht zusammen. Silvie klopfte an die Tür, bevor sie eintrat. Dabei hoffte Ariel, dass ihre kleine Zofe nicht die von seinen Küssen geschwollenen
Weitere Kostenlose Bücher