Ein verführerischer Pakt
war zwecklos.
Ein leises Klopfen an der Tür hinderte Guy daran, weiterzusprechen. Ungeduldig stand er auf, um nachzusehen, wer draußen war.
"Mr. Bradshaw erwartet Sie in der Bibliothek, Sir", verkündete Lockland.
Guy stieß einen Fluch aus. Er konnte sich keinen Reim darauf machen, was in Clive gefahren war, dass er ihm einen Besuch abstattete. Der Viscount drehte sich zu seiner Frau um. "Ruh dich aus, Lily. Ich werde dir eine leichte Mahlzeit bringen lassen und komme dann gleich wieder."
Lily bemerkte, wie seine Kiefermuskeln zuckten, und sah, dass seine Fäuste so fest geballt waren, dass die Fingerknöchel weiß hervortraten. Er sprühte vor Zorn, aber sie wusste, dass diese Wut nicht gegen sie gerichtet war. Sie hatte das Gefühl, dass es etwas mit Clive zu tun hatte. Doch ehe sie ihn fragen konnte, war Guy auch schon verschwunden.
Nun, eine bettlägerige Verrückte kann da ohnehin nichts ausrichten, dachte sie voller Selbstverachtung. Plötzlich wollte sie unbedingt wissen, ob sie wieder Kontrolle über ihren Körper hatte – und setzte sich auf. Ein leichtes Schwindelgefühl blieb, aber sie weigerte sich, weiterhin tatenlos im Bett liegen zu bleiben. Ihr Verstand war inzwischen wieder klar genug, sie konnte sich um sich selbst kümmern. Beau musste völlig durcheinander sein, nachdem er sie in diesem Zustand gesehen hatte.
Sie zerrte an dem Kleidungsstück, das ihr nicht vertraut war und das sich kratzig auf ihrer Haut anfühlte. Woher stammte es bloß? Und warum trug sie so etwas?
Mit Mordgelüsten, die sich in seinem Kopf rasant ausbreiteten, eilte Guy zur Bibliothek. Er hätte Clive mit bloßen Händen erwürgen können, seine Finger krümmten sich fast schon von allein bei diesem Gedanken. Aber was hätte das zur Folge gehabt? Man würde ihn einsperren, und er könnte nicht mehr auf Lily und Beau aufpassen. Und was würde aus seinem Vater werden? Ohne ihn waren alle drei in großer Gefahr. Also atmete er tief durch und ermahnte sich, an die Prioritäten zu denken, ehe er die Bibliothek betrat.
"Bradshaw", sagte er einigermaßen ruhig. "Was tun Sie denn hier?"
"Ich bin gekommen, um Ihnen alles zu erklären." Clive machte eine flehende Handbewegung. "Glauben Sie mir, ich fand es schrecklich, Lily nach Plympton bringen zu müssen. Ich wusste einfach keinen anderen Ausweg."
"Wahrscheinlich tut man Ihnen in Bedlam keinen Gefallen mehr, wie?" grollte Guy.
Clive schien verwirrt. "Sie meinen diese grässliche Anstalt? Nie im Leben! Außerdem wäre London viel zu weit entfernt gewesen, und sie brauchte dringend und umgehend jemanden, der sie beruhigte. Plympton ist ganz in der Nähe, und ich dachte, Sie könnten sie dort auch viel leichter besuchen."
"Sie besuchen?" polterte Guy. "Sie haben doch wohl nicht im Ernst geglaubt, ich würde sie dort lassen!" Am liebsten hätte er Clive gepackt und geschüttelt.
"Wahrscheinlich nicht, denn Sie haben Ihren Vater ja auch niemals einweisen lassen. Ich wollte Ihnen nur versichern, dass ich ausschließlich das Beste für Lily im Sinn hatte."
"Und deshalb haben Sie sie in ein Irrenhaus gesperrt?" Guy ging in bewusst bedrohlicher Haltung auf Clive zu.
Er wich zurück und sah fluchtbereit zur Tür. "Ich habe sie dorthin gebracht, weil sie Hilfe brauchte, Duquesne! Ich sage Ihnen, sie hatte vollkommen den Verstand verloren. Wir mussten sie mit Gewalt festhalten." Er legte die bebenden Finger um sein Handgelenk und rieb es nervös. "Ich fand es furchtbar, die Verantwortung übernehmen zu müssen, weil niemand wusste, wo Sie sich aufhielten. Mutter war in der Kutsche völlig außer sich, ja beinahe hysterisch!"
"Wobei mir auffällt, dass Sie die Baroness nicht haben einsperren lassen, und das ist nun ehrlich schade."
"Bitte, seien Sie doch vernünftig, Duquesne. Lily ist wirklich krank. Sie sehen doch, dass sie ständige Pflege braucht."
"Um die ich mich kümmern werde. Und nun verschwinden Sie", sagte Guy. "Ich will Sie hier nie wieder sehen. Oder ich benutze irgendwann doch das Messer, mit dem ich Sie schon einmal gewarnt habe, ohne Rücksicht auf die Konsequenzen!"
Verschreckt wand Clive sich an ihm vorbei, hastete zur Tür und verschwand. In London hätte Guy niemals eine Herausforderung geäußert, ohne sie auch in die Tat umzusetzen. Er war dafür bekannt, dass er stets Wort hielt. Hier musste er wohl mildernde Umstände für sich geltend machen; außerdem bezweifelte er, dass Bradshaw verbreiten würde, er sei seinem Zorn unbeschadet
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