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Ein verführerischer Pakt

Ein verführerischer Pakt

Titel: Ein verführerischer Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyn Stone
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dieser Frau zur Kenntnis zu nehmen.
    Andolou lebte sehr zurückgezogen. Zwar suchten die Dorfbewohner sie auf, um Mixturen und Kräuter bei ihr zu kaufen, dennoch gab es nur wenige Menschen, die mit ihr befreundet waren. Es hatte ihn überrascht, dass Lily sie überhaupt kannte, auch wenn die Kate von Sylvana Hall nur so weit entfernt lag wie von Edgefield Manor.
    Guy vermutete, dass sein Vater tiefere Einblicke in Andolous Wesen hatte als jeder andere aus der Gegend – und zwar im biblischen Sinn des Wortes. Warum sonst hatte man ihr ein Haus auf den Ländereien von Edgefield überlassen, wenn sie nicht die Geliebte des Earls gewesen war? Nun, das hatte damals nichts zur Sache getan, es sollte ihn auch jetzt nicht weiter interessieren.
    Vor der Kate angekommen, saß Guy ab, ging über die flachen Trittsteine zur Haustür und klopfte. "Madam Andolou? Ich bin es, Duquesne." Er wartete eine Weile und klopfte dann lauter. "Kommen Sie heraus, ich möchte mit Ihnen sprechen!" Er drückte die Klinke herunter und stellte fest, dass die Tür nicht abgeschlossen war.
    Vielleicht hörte sie schlecht. Oder sie war krank und nicht in der Lage zu antworten. Er wusste, dass er Ausreden erfand, um unaufgefordert ihr Haus betreten zu können. Er war zu verzweifelt und zu sehr in Eile, um auf eventuelle Sensibilitäten Rücksicht nehmen zu können. Er stieß die Tür auf und trat ein.
    In der kleinen Kate war es fast dunkel, nur im Kamin glommen ein paar Holzscheite und durch die angelehnten Fensterläden fielen vereinzelte Lichtstrahlen. Guy ging hinüber zu einem großen Tisch, auf dem er einen Mörser, Stößel und ein längeres, schmales Stück Marmor entdeckte. Im Regal darüber bemerkte er eine Reihe von Glaskrügen und Flaschen, manche mit hellem, manche mit dunklem Inhalt, die alle sorgfältig beschriftet waren. Neben einer Öllampe auf dem Tisch befand sich eine Blechdose mit Schwefelhölzern, rasch zündete er den Docht an.
    Eine kunstvoll geschnitzte kleine Holzkiste mit geschlossenem Deckel stand ebenfalls auf dem Arbeitstisch. Guy öffnete sie und roch an dem Inhalt. Es schienen ganz normale Teeblätter zu sein. Enthielten sie bereits die Substanz, die so sehr das Wesen seines Vaters und wahrscheinlich auch das von Lily verändert hatte? Er klappte den Deckel wieder zu und schob die Kiste zur Seite. Dabei streifte er mit der Hand ein kleines Glasgefäß, das ein graubraunes Pulver enthielt. Dieses Behältnis war nicht beschriftet. Auch daran roch er, aber er konnte den modrigen Geruch nicht einordnen. Der Inhalt der kleinen Kiste und des Glasgefäßes waren die einzigen Zutaten, die auf dem Tisch zu sehen waren. Alle anderen lagerten in den Regalen.
    Guy hob die Lampe hoch und sah sich etwas genauer um. Mehrere Kleidungsstücke hingen auf einer Wäscheleine, Schränke gab es hier nicht. Der Raum wirkte sehr sauber und gepflegt. In einer Ecke stand ein großes Bett mit einem teuer aussehenden Damastüberwurf und weichen Kissen. An der ihm zugewandten Seite des Bettes befand sich ein kleiner Tisch mit einer Waschschüssel und einem Wasserkrug aus Porzellan. Etwas weiter weg an der Wand fiel ihm ein ähnliches Möbelstück auf. Auf diesem lagen Bürste, Kamm und Handspiegel, alles aus Silber. Handelte es sich dabei um Geschenke seines Vaters? Oder hatte sie sich die Gegenstände von ihren eigenen Einnahmen gekauft? Es gab auch noch einen weich gepolsterten Sessel mit dazugehöriger Fußbank, der genau so aussah wie jene, die in der Bibliothek von Edgefield Manor standen. An der Herkunft dieser Möbelstücke bestand jedenfalls kein Zweifel.
    Guy bemerkte die duftenden Kräuter und getrockneten Blumen, die von den massiven Dachsparren herabhingen. Ein flauschiger Orientteppich nahm dem Steinfußboden die Kälte. In der Nähe des Kamins hing ein Sammelsurium blitzblank polierter Kupfertöpfe.
    Duquesne verließ die Kate durch die Hintertür und sah sich suchend in dem gepflegten Garten um. "Andolou?" rief er.
    Dann entdeckte er sie. Ein scharlachrotes Bündel am Fuße einer Eberesche, gleich hinter den Kräuterbeeten. Obwohl er ihr Gesicht nicht erkennen konnte, wusste er, dass sie es war, wegen der auffälligen Farbe ihres Kleides. Niemand von den Einheimischen würde je ein so intensives Rot tragen.
    Guy rannte auf kürzestem Weg zu ihr, ohne darauf zu achten, wie viele Pflanzen er dabei niedertrat. Er ließ sich neben ihr auf die Knie fallen und presste die Finger an ihren Hals, um den Puls zu prüfen. Wenn sie tot war,

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