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Ein verführerischer Schuft

Ein verführerischer Schuft

Titel: Ein verführerischer Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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sie bebend zurückließ.

    Sie war sein. Für immer. Er würde nicht zulassen, dass sie ihm je genommen wurde.
    Als er sich auf das Bett zurückfallen ließ, matt und erschöpft, bis in die Tiefen seiner Seele befriedigt, sie mit sich zog und sich rasch seiner Hosen entledigte, die Decke über sie beide zog, war das das Einzige, woran Tony dachte.
    Das war das Einzige, was zählte.

16
    In der Dunkelheit unmittelbar vor der Morgendämmerung rührte Alicia sich.
    Allmählich wurde sie sich ihrer Umgebung bewusst. Ihr Körper fühlte sich auf eine befriedigende Weise matt an; ihr Haar war zerzaust, umspann sie beide wie ein feines Netz, bedeckte auch den muskulösen Arm, der besitzergreifend um sie geschlungen war. Mit geschlossenen Augen lag sie ruhig da, sicher und warm. Durch die Nacht und die Stille von allem Einengenden befreit ließ sie die Gedanken schweifen. Sie dachte darüber nach, welch seltsame Wende ihr Leben genommen hatte - das Täuschungsmanöver, das sie nie so weit hatte treiben wollen, das sich aber irgendwie verselbständigt hatte.
    Die Rolle, die sie sich selbst geschaffen hatte, verfolgte sie nun.
    Nicht in ihren wildesten Träumen hätte sie erwartet, zu solch gesellschaftlichem Ansehen zu gelangen, derart hoch aufzusteigen und so viele einflussreiche Menschen Freunde zu nennen. Doch in Zeiten der Not für sie und ihre Familie waren sie ihr zu Hilfe gekommen - wie konnte sie sich jetzt von ihnen zurückziehen, aus dem Schutz, den sie ihr so großzügig gewährten?
    Wegen A.C. und seines jüngsten Versuchs, mehr als den Schatten eines Verdachtes auf sie zu werfen, konnte sie nicht einfach untertauchen, sich still und heimlich aufs Land zurückziehen, sondern musste hier in der Stadt bleiben, sich hocherhobenen Hauptes allen Gerüchten stellen - wenigstens die nächsten paar Wochen lang.
    Sie musste weiterhin die Witwe spielen, die sie nun einmal einfach nicht war, während sie sich in den höchsten Gesellschaftskreisen bewegte, das Thema des letzten on-dit , die Hauptrolle der aufregendsten und aufmerksam verfolgten Geschichte.
    Die Vorstellung, dass jemand - wie Ruskin - aus der kleinen abgelegenen Ecke des Landes, aus der sie stammten, plötzlich hier aufkreuzen und sie wiedererkennen könnte, hatte die Ausmaße eines ausgewachsenen Albtraumes angenommen. Kein Versuch, sich zu versichern, wie verschwindend gering die Wahrscheinlichkeit eines solchen Zufalles wäre, oder sich immer wieder zu sagen, wie wenig Familien mit Zutritt zur guten Gesellschaft es in der Nähe von Little Compton gab, die sie zudem gar nicht kannten, half. Wie eine dunkle Wolke hing die Angst über ihr; zwar regnete sie derzeit nicht, aber sie war stets da, und in ihrer Vorstellung wurde sie immer schwerer und dunkler.
    Was, wenn sie einmal wirklich aufging und die Wahrheit niedergeregnet kam?
    Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen; sie holte zitternd Luft, spürte die Sorge wie ein Eisenband, das sich um ihre Brust zusammenzog.
    Tony hatte sich so öffentlich an sie gebunden, sich zu ihrem Beschützer aufgeschwungen und mit sich so viele seiner Freunde und Bekannten, seine Beziehungen … Wenn je die Wahrheit über ihren Familienstand herauskam, welches Licht würde das auf ihn werfen?
    Kein gutes, so viel stand fest. Sie hatte sich inzwischen genug in der Gesellschaft bewegt, um das zu wissen. Eine solche Enthüllung würde sie zu einer Ausgestoßenen machen, ihn jedoch vor allem lächerlich. Oder, was noch schlimmer wäre, es so aussehen lassen, als ob er wissentlich die gute Gesellschaft getäuscht hätte.
    Sie würden ihm niemals verzeihen.
    Und gleichgültig, wie oft und wie heftig er das abstreiten würde, tief in seinem Herzen würde er ihr das nie vergeben können. Indem sie ihn zum Mitwisser ihres Täuschungsmanövers gemacht hatte, hatte sie ihm jegliche Chance gestohlen, die Stellung einzunehmen, für die er geboren war - und die innezuhaben er, so vermutete sie, nie infrage gestellt hatte, so sehr war sie Teil seines Selbstverständnisses.
    Sie wollte sich im Bett herumwälzen, aber er lag schlafend neben ihr. Sie zwang sich, ruhig zu liegen unter seinem schweren Arm um ihre Mitte. Der Morgen graute und überzog die Dächer mit der ersten Vorahnung des Tageslichts, als sie sich schließlich damit abfand, dass sie nichts daran ändern konnte - alles, was ihr übrig blieb, war Himmel und Erde in Bewegung zu setzen, dass niemand je die Wahrheit entdeckte.
    Sie schaute in sein Gesicht auf dem Kissen neben ihrem.

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