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Ein verführerischer Schuft

Ein verführerischer Schuft

Titel: Ein verführerischer Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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erwehren konnte, von ihr für etwas verantwortlich gemacht zu werden.
    »Wenn die Leute zu dem Schluss gekommen sind, dass ich die fragliche Witwe bin, was ist dann …? Himmel! Adriana! «
    Sie wirbelte herum und lief zur Tür, aber er erreichte sie vor ihr, legte seine Hand auf die Klinke.
    »Keine Sorge, es ist alles in Ordnung. Ganz ruhig.« Er sah ihr in die Augen, während sie ungeduldig vor ihm stand.
    »Manningham ist bei ihr.«
    Ihre Augen blitzten wieder.
    »Das habt ihr beide geplant.«
    Er versuchte sie durch finster zusammengezogene Brauen einzuschüchtern.
    »Ich musste mit dir reden.«
    »Das ist ja alles gut und schön, aber was ist dort draußen« - sie deutete mit der Hand in Richtung Ballsaal - »vor sich gegangen, während wir beide hier geredet haben?«
    »Nichts. Die meisten werden abwarten, sich fragen, wo du steckst. Sie hoffen darauf, dich irgendwo zu erspähen, werden sich aber angesichts des Gedränges im Saal nicht weiter wundern, dass sie bislang damit keinen Erfolg hatten.« Er musterte sie, sah die großen Augen, die Spannung, die sie nun gefangen hielt.
    »Es gibt keinen Grund, in Panik zu verfallen. Sie wissen ja nicht, dass du es wirklich bist, und sie werden es überhaupt nur erfahren, wenn du dich so verhältst, als wäre es wahr. Als ob du Angst hättest oder auf der Hut wärest, bereit, davonzulaufen.«
    Alicia erwiderte seinen Blick offen. Zu ihrer eigenen Überraschung half er ihr, sich zu fassen. Sie atmete einmal tief durch.
    »Also muss ich es hoch erhobenen Hauptes und mit einer gewissen Arroganz tragen.«
    »Exakt. Du kannst es dir nicht leisten, dass die Hyänen deine Furcht wahrnehmen.«
    Trotz allem zuckte es um ihre Lippen. Hyänen? Seine harten Lippen entspannten sich; sie erkannte, dass er ihr absichtlich ein Lächeln hatte entlocken wollen.
    Dann sah er ihr in die Augen.
    Er senkte den Kopf - ganz langsam; sie schnappte unwillkürlich nach Luft.
    Und hielt sie an, als sich ihre Augen schlossen und seine Lippen ihre berührten - nicht als neckend leichte Liebkosung, aber auch nicht mit dem unersättlichen Hunger von vorhin.
    Ein Versprechen, das war der Kuss - ganz einfach.
    Langsam hob er den Kopf wieder; ihre Lippen hingen noch einen Moment aneinander, dann lösten sie sich ganz.
    Sie schlug die Augen wieder auf und sah ihn an.
    Er schaute ihr forschend ins Gesicht, dann schloss er auf, drückte die Klinke und öffnete die Tür.
    »Komm. Lass uns dem ton die Stirn bieten.«

    Sie kehrte an seinem Arm in den Ballsaal zurück, ruhig und mit ihrer gewohnt gelassenen Haltung. Es war natürlich alles nur gespielt, aber darin war sie nun Expertin, in der Kunst, der guten Gesellschaft etwas vorzumachen.
    Eine Sache, die er gesagt hatte, haftete ihr besonders im Gedächtnis: Sie dürfe nicht so wirken, als sei sie ständig auf der Hut. Sie musste sich davon abhalten, sich dauernd umzusehen und nach Anzeichen Ausschau zu halten, dass jemand sie verdächtigte. Sie musste völlig ahnungslos erscheinen; das war die schwerste Rolle, die sie je hatte spielen müssen.
    Aber er half ihr. An seinem Arm schlenderte sie durch den Saal; er war aufmerksam, charmant und plauderte mit ihr, wie es von ihnen erwartet wurde. Er war ein reicher Adeliger, sie eine wohlhabende Witwe von guter Abstammung. Ihre Freundschaft brauchten sie nicht zu verstecken.
    Sie gingen weiter durch den Raum; sie lächelte, lachte leichthin und ließ ihren Blick über die Tänzer wandern, schaute aber sonst niemanden an. Er lenkte sie ab, wann immer die Versuchung, sich diejenigen genauer anzusehen, die sie beobachteten, zu groß wurde.
    Einmal verzog er die Lippen zu einem verwegenen Lächeln; er beugte sich zu ihr herab und flüsterte:
    »Sie sind völlig verwirrt.«
    Sie schaute ihn an, als er sich wieder aufrichtete.
    »Weswegen?«
    »Weil sie sich nicht entscheiden können, welches Gerücht sie weiterverbreiten sollen.«
    Er konnte ihr ansehen, dass sie nicht verstand, was er meinte, und erklärte mit einem selbstironischen Zucken der Lippen:
    »Das über dich und Ruskin oder das über dich und mich.«
    Sie blinzelte einmal.
    »Oh.«
    »In der Tat. Daher müssen wir einfach nur so weitermachen wie bisher, und ihre Verwirrung wird vollkommen sein.«
    Was genau er mit »weitermachen wie bisher« meinte, entdeckte sie eine Minute später.
    Sie hatte damit gerechnet, dass er sie zu Adriana bringen würde; ihre Schwester war nicht auf der Tanzfläche, was sie überraschte und mit leichter Sorge erfüllte - sie

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