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Ein verführerischer Schuft

Ein verführerischer Schuft

Titel: Ein verführerischer Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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bestimmt sein würde. Als die Uhr zwei schlug, legte er die Papiere beiseite und machte sich auf den Weg in den Green Park.
    David, Harry und Matthew waren entzückt, ihn zu sehen. Alicias Reaktion war verhaltener; sie begrüßte ihn mit einem höflichen Lächeln und einem argwöhnischen Blick. Es wehte ein kräftiger Wind, perfekt fürs Drachensteigen; gemeinsam mit den Jungen verbrachte er eine durch und durch befriedigende Stunde damit, ihren Drachen höher steigen zu lassen als alle anderen.
    »Gleich verheddert sich die Schnur in den Baumkronen«, prophezeite Alicia schwarzseherisch.
    »Unsinn.«
    Er stellte sich vor sie und sah ihr in die Augen. Und bekämpfte den Drang, herauszufinden, was sie tun würde, wenn er sie gleich hier küsste, mitten im Park, unter den Augen all der Kindermädchen und Maggs. Er zwang sich, den Kopf zu drehen und zu den Jungen zu schauen. Alle drei umklammerten die Leine, schrien und quietschten vor Freude, während der Drachen, der wegen Tonys Hilfe nun über den Baumkronen im Wind flatterte, mal in die eine, mal in die andere Richtung stieß.
    »Ich versichere dir, ich kann den Drachen besser lenken, als dass das passieren würde.«
    Es entstand eine kleine Pause, dann antwortete sie:
    »Du vielleicht. Sie aber nicht.«
    Sie hatte recht, aber bevor der Drachen in den blattlosen Zweigen zu Schaden kommen konnte, griff er ein und übernahm wieder die Drachenschnur und brachte das Kunstwerk aus Holz und Papier mit dem langen Schwanz sicher zurück auf den Boden.
    Die Jungen waren hellauf begeistert, ihre Augen glänzten und ihre Wangen waren vor Freude gerötet. Alicia kam zu ihnen und musterte den Mann, um den ihre Brüder herumhüpften; egal, welchen Verdacht sie selbst auch hegte, sie konnte nicht ernstlich daran zweifeln, dass auch er das Spiel genossen hatte. Seine schwarzen Augen glitzerten, während er mit ihren Brüdern sprach, seine Lippen waren zu einem Lächeln verzogen und die sonst eher gestrengen Züge seines Gesichts entspannt.
    Wie gewöhnlich war er mit höchster Eleganz gekleidet, trug einen tadellos sitzenden dunkelblauen Rock über einem weißen Hemd, seine langen Beine steckten in engen Wildlederhosen über schimmernden schwarzen Stulpenstiefeln. Der Wind zauste seine schwarzen Locken, während er ihren Brüdern half, den langen Schwanz des Drachens zusammenzulegen.
    Er war welterfahren und gebildet - ein Gentleman der guten Gesellschaft, doch in Augenblicken wie diesen konnte sie beinahe glauben, dass sie den Jungen sehen konnte, der er einmal gewesen war, die jungenhafte Seele, die unter seinem erwachsenen Äußeren noch schlummerte.
    Als sie bei dem Grüppchen stehen blieb, schaute er auf und grinste, immer noch ganz Lausbub. Sie lächelte unwillkürlich zurück.
    »Tee?«
    Die Jungen begannen sogleich, ihn lautstark zu bitten zuzusagen, aber er nahm den Blick nicht von Alicia. Sein Grinsen machte einem verheerend charmanten Lächeln Platz.
    »Danke, sehr gerne.«
    Inmitten der Jungs und gefolgt von Maggs, dem die Ehre zuteilgeworden war, den Drachen zu tragen, machten sie sich auf den Weg zur Waverton Street.
    Der Tee verlief in gewohnt entspannter, gemütlicher Atmosphäre. Maggs brachte das Tablett. Die Jungen bestürmten Tony mit Fragen zu ihrem neu erwachten Interesse - Pferden, Karriolen und Phaetons sowie den Rennen damit, während sie die übliche Menge an Gebäck mit Marmelade verschlangen.
    Alicia wechselte einen lächelnden Blick mit Adriana und lehnte sich zurück, zufrieden, Tony - Torrington! - damit fertig werden zu lassen. Obwohl seine Kenntnis solch männlicher Themen offenkundig breit war, vertraute sie zudem inzwischen darauf, dass er wusste, was er ihren Brüdern sagen konnte - und was besser nicht.
    Schließlich hatte er nicht vor, sie zu verführen. Er war klug genug zu erkennen, dass er da bei ihr viel bessere Chancen hatte …
    Sie brach den Gedanken ab und blickte zu Adriana. Sie war wie meistens mit Zeichnungen von Kleidern, Hüten und anderen Modekleinigkeiten befasst, aber irgendwie ruhiger als sonst. Sie schien nachzudenken, abzuwägen … worüber, das konnte sich Alicia mühelos vorstellen.
    Sie beugte sich vor; unter dem Schutz der lauten Unterhaltung über hochrädrige Phaetons und die Gefahr, sie umzuwerfen, sagte sie halblaut:
    »Mr. King hat geantwortet. Er wird die Informationen zusammentragen und übermorgen mit uns essen.«
    Adriana schaute sie an, erwiderte ihren Blick einen Moment, dann nickte sie.
    »Gut.«
    Nach einer

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