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Ein verführerischer Schuft

Ein verführerischer Schuft

Titel: Ein verführerischer Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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Miene schüttelte er jedem Jungen die Hand.
    Sie grinsten und überhäuften ihn mit Informationen über die Schiffe. Er hörte ihnen nur mit halbem Ohr zu und prägte sich wichtige Einzelheiten ein; der Hauptteil seines Verstandes jedoch war damit beschäftigt, weiterzudenken, abzuwägen und mögliche Szenarien zu entwerfen.
    Als der Hagel aus Anmerkungen und Mitteilungen nachließ und dann ganz versiegte, erhob Alicia sich mit der offenkundigen Absicht, sie nach oben zu schicken. Er hielt sie mit hochgehobener Hand auf.
    »Einen Moment noch.«
    Ein Blick in Geoffreys und Adrianas Gesichter versicherte ihm, dass keiner von beiden ihn ohne vernünftige Erklärung gehen lassen würde, was hier vor sich ging; sie warteten nur einen günstigen Zeitpunkt ab. Seine Erfahrung riet ihm zur Geheimhaltung - Information war nur an diejenigen weiterzugeben, für die sie unverzichtbar war -, aber hier schien es ihm immer ratsamer, sein Wissen mit allen zu teilen. Es war klüger und sicherer, diesen Weg einzuschlagen.
    Sein Blick blieb an Alicias Brüdern hängen, an den drei zerzausten seidig braunen Köpfen, die sich im Moment dicht zusammendrängten, während sie erneut die Liste betrachteten.
    Wenn er in dieser Sache auf der »anderen Seite« wäre …
    Sie hatten sich Alicia bereits zum Ziel genommen, und das nicht nur einmal, sondern bereits zweimal. Sie wussten, wo sie wohnte. Jeder, der sie und das Haus beobachten ließ, würde rasch erkennen, wo sie am verletzlichsten war, was ihre größte Schwäche war. Es wäre entsetzlich einfach auszunutzen, denn ihre Reaktion wäre zu hundert Prozent vorhersagbar.
    Er hob den Blick zu ihrem Gesicht, bedeutete ihr, sich wieder zu setzen. Verwundert gehorchte sie. Er sah zu Geoffrey und Adriana, dann wieder zu ihr zurück.
    »Der gesamte Haushalt - Adriana und Geoffrey und auch die Jungen, Jenkins, Maggs und alle anderen Dienstboten - muss die grundlegenden Fakten kennen, was hier vor sich geht.«
    Sorge trat in Alicias Augen. Sie runzelte die Stirn. Ehe sie widersprechen konnte, schaute er ihre Brüder an. Alle drei hatten bei seinen Worten aufgehorcht und sahen ihn nun erwartungsvoll an.
    Er lächelte leicht und schaute wieder zu Alicia.
    »Es ist der beste Weg, alle zu schützen. Sie müssen es alle wissen.«
    Geoffrey und Adriana stimmten sogleich zu.
    Alicia blickte zu ihnen, dann zu den Jungs. Ein Moment verstrich, dann nickte sie.
    »Ja. Du hast recht. Die grundlegenden Tatsachen, damit sie begreifen, warum sie vorsichtig sein müssen.«
    Er sah sie fragend an.
    »Rufst du bitte alle her?«
    Sie erhob sich wieder. Er schaute zu, gestand sich sein wichtigstes - sein vordringlichstes - Ziel ein: sie vor Schaden zu bewahren. Die Sicherheit ihrer Brüder war ein Teil davon, aber sie war es, die in der Schusslinie stand. Ihren Haushalt zur Verteidigung mit ins Boot zu holen lag eindeutig im Interesse aller. Jeder bedurfte ihrer auf seine Weise.
    Innerhalb von wenigen Minuten war der gesamte Haushalt versammelt. Er hatte bislang die Köchin und Fitchett, das ergraute Kindermädchen der Familie, noch nicht kennengelernt. Beide Frauen knicksten ehrfürchtig, dann nahmen sie auf den hochlehnigen Stühlen Platz, die Maggs und Jenkins ihnen geholt hatten. Maggs hatte ihn ja schon gewarnt, dass die Dienerschaft nur wenige Köpfe zählte, sodass er nicht wirklich überrascht war; bedachte er, was er über die Finanzen der Familie wusste, ergab es sogar Sinn.
    Als Ruhe eingekehrt war, die Jungen im Halbkreis vor seinem Stuhl saßen, trotz der späten Stunde wach und voller Eifer mehr über seine Ermittlungen zu hören, teilte er ihnen sachlich und präzise mit, was sie wissen mussten.

11
    Er begann damit, von dem Fund von Ruskins Leiche zu berichten, wobei er unerwähnt ließ, dass Alicia dabei gewesen war. Ihre Blicke trafen sich, verfingen sich, während er weitersprach, erklärte, wer Ruskin gewesen war und worin er seiner Meinung nach verstrickt gewesen war - Informationen über die Routen von Schiffen zu verkaufen, was bei mindestens sechzehn Schiffen dazu geführt hatte, dass sie vom Feind gekapert wurden.
    Die Jungen tauschten beredte - aufgeregte - Blicke. Tony bemerkte es; er notierte sich im Geiste ihre Reaktion, während er eingestand, ein Agent der Regierung zu sein und dabei herausstrich, dass er für die Ermittlungen verantwortlich war, gleichgültig, was die Stadtwache oder Bow Street sich einbildeten. Die Jungen waren erwartungsgemäß noch beeindruckter; in ihren Augen

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