Ein verfuehrerischer Tanz
Gefahrenzone. Zurück blieb ein rotgesichtiger, stammelnder und sehr selbstzufriedener Mr. Twither.
Hörbar schnappte sie nach Luft, angeblich wegen der Hitze und der Enge in dem überfüllten Saal, nahm zwei Gläser Kräuterlikör von einem Tablett, die die Diener herumreichten, und zog Spencer beiseite.
»Dahinten sind wir ein wenig für uns«, raunte sie ihm zu. Sie reichte ihm ein Glas und zeigte auf einen Paravent.
Er nahm ihr das Likörglas aus der Hand.
»Nach dir.«
Während die Musiker die ersten Akkorde einer Quadrille anstimmten, nutzten Spencer und Amelia die Gunst des Augenblicks und verschwanden hinter der Abtrennung. Es war eng, denn den meisten Platz beanspruchte eine einsame Palme.
Nachdem Spencer sein Glas in einem Zug geleert hatte, verzog er angewidert das Gesicht und wischte sich über den Mund.
»Und …?«, fragte sie und sah ihn forschend an. Wie fühlte er sich wohl? Würde er noch länger durchhalten?
»Dieser Schnaps schmeckt scheußlich.« Er schüttelte sich demonstrativ und stellte das Glas auf die Fensterbank. »Und die Musiker sind keinen Deut besser.«
»Ja, aber wie geht es dir? Ich hatte schon Sorge wegen Mr. Twither. Er ist ein herzensguter Mensch, aber er beißt sich fest wie ein Hund an einem Knochen. Oh, und diese grässlichen Wexler-Zwillinge!« Sie schüttelte den Kopf. »Die beiden kennen keine Scham. Hat Flora dir etwa in den Allerwertesten gekniffen oder ihn bloß anstößig angestiert?«
Statt einer Antwort grinste er sie auf diese umwerfend charmante und provokante Art an, bei der Amelia schwach wurde. Ob von diesem Lächeln oder dem Likör, jedenfalls kribbelte es angenehm in ihrem Bauch, und ihr wurde warm.
»Und, amüsierst du dich gut?«, wollte er wissen.
»Oh ja.« Sie nippte an ihrem Likör. »Ich weiß, du bist kein Freund solcher Veranstaltungen, und dieser Abend ist für dich wahrscheinlich kaum zu ertragen, aber …«
»Na, das würde ich nicht unbedingt sagen.«
Irgendjemand stieß auf der anderen Seite gegen den Paravent, und sie fuhr zusammen. Instinktiv zog Spencer Amelia an sich, und sie wirbelte zu ihm herum. Seine Hand glitt nach oben, und er streichelte zärtlich ihren Nacken. Nervös wie ein Schulmädchen heftete sie den Blick auf seine Krawatte.
»Das heißt, es gefällt dir?«, bohrte sie weiter.
»Es gefällt mir hier mit dir.«
»Du bist …« Sei still, du dumme Nuss. Er ist nur deinetwegen mitgekommen. Und dieser Abend läuft viel besser als erwartet. Ruiniere nicht wieder alles.
»Was?«, hakte er prompt nach und streichelte ihr gedankenverloren über den Rücken.
Sie zwang sich, seinem Blick standzuhalten, und schluckte. Der Kräuterlikör hatte sie wohl mutig gemacht.
»Du schaust mich den ganzen Abend so merkwürdig an. Ich habe Angst, dass du irgendwie enttäuscht bist, von mir.«
Sein Lächeln gefror.
Und die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus. Dumme, sinnlose, unangenehm wahre Worte.
»Du bist so attraktiv, weißt du. Umwerfend attraktiv. Du bist der bestaussehende Mann, den ich kenne, und ich sehe schlichtweg nicht aus wie eine Herzogin. Ich weiß, von Gefühlen war nie die Rede in unserer Abmachung und dass es dir egal ist, wie andere über dich denken. Aber mir ist nicht egal, was sie denken. Tut mir leid, aber ich kann nichts dafür. Und es ist mir auch sehr wichtig, was du denkst, also …«
»Pssst.« Er legte einen Finger auf ihre Lippen.
Dann schwieg er.
Wusste er nicht, was er ihr darauf antworten sollte? Oh, hätte sie doch nichts gesagt. Wie konnte sie bloß so dämlich sein!
Lüg mich an. Ja, bitte, schwindle mir etwas vor und sag mir, dass ich bezaubernd bin. Ich will dir so gern glauben, und dann vergessen wir das Ganze.
Seine Lippen formten stumm: »Hör mal.«
»Ja, ja.« Ein matronenhaftes Lachen drang durch den Paravent. »Lady Grantham macht einen Mordswirbel um die beiden. Es ist ihr erster öffentlicher Auftritt seit der Hochzeit, wenn ich das richtig verstanden habe.«
»Gott sei Dank«, antwortete der Begleiter der unsichtbaren Lady barsch. »Jetzt brauchst du wenigstens nicht mehr über die wahren Motive dieser Heirat zu spekulieren.«
»Stimmt. Ganz offensichtlich eine Liebesheirat. Daran habe ich auch nie gezweifelt.«
Ein lautes, vielsagendes Hüsteln.
»Nein, ich auch nicht!«, protestierte sie. »Amelia war immer ein nettes Mädchen, und die Ehe steht ihr gut. Seine Hoheit ist wie ausgewechselt. Er weicht nicht von ihrer Seite.«
Hinter dem Paravent musste Amelia sich
Weitere Kostenlose Bücher