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Ein verfuehrerischer Tanz

Ein verfuehrerischer Tanz

Titel: Ein verfuehrerischer Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Dare
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der Familie. In ganz England werden Sie keinen besseren Hengst finden.« Er nahm das Halfter in die Hand und schickte den Burschen mit einem gebieterischen Kopfnicken weg.
    Ashworth inspizierte das Pferd.
    »Hatte mal einen Wallach aus der Darley-Linie. Ein Fuchs mit weißer Blesse. Schnell wie der Teufel, mit einem feurigen Temperament. Ich hab das Tier über sämtliche Moore in Devonshire gejagt. War das ideale Reitpferd für einen aufmüpfigen jungen Mann, der Langeweile hatte.«
    Spencer hätte es zwar nie zugegeben, aber auch er hatte in seiner Jugend mehr Zeit im Sattel verbracht als auf der Schulbank.
    »War?«
    »Ja. Er ist tot.«
    »In der Schlacht?«
    »Nein.«
    Ashworth entfernte sich ein paar Schritte, und Spencer merkte, dass er nicht näher auf das Thema eingehen wollte. Eigenartig, der Mann sprach offen über seine gefallenen Kriegskameraden und schwieg wie ein Grab, wenn es um seinen toten Fuchswallach ging.
    Vielleicht gab es auch nichts zu berichten.
    »Weshalb sind wir hier?«, begann Ashworth.
    »Das frag ich mich auch.« Bellamy stolzierte in den Hof, in einem kobaltblauen Anzug, der Samt so zerdrückt, als hätte er darin geschlafen. Morland hatte sich daran gewöhnt, dass seine Frisur immer so aussah, als hätte er sich nach dem Aufstehen nicht gekämmt. Wieso ein Mann solchen Wert darauf legte, ein schlampiges Aussehen zu kultivieren, war Spencer ein Rätsel. Ebenso wenig verstand er, warum jemand ein kostbares Reitpferd in einer Scheune unterstellte.
    »Wir sind hier, um zu diskutieren, wie wir am besten Harcliffes Mörder dingfest machen«, antwortete Spencer. »Aber lassen Sie mich erst einmal eins feststellen: Die Unterkunft des Hengstes grenzt an Tierquälerei.«
    »Was passt Ihnen nicht?«
    Morland zählte seine Kritikpunkte an den Fingern ab:
    »Schmutziges Wasser, verrottetes Heu, unfähige Stallburschen, schlechte Belüftung, viel zu kleine Boxen. Ganz zu schweigen von anständigem Trai …«
    »Sparen Sie sich Ihre Worte.« Bellamy winkte gönnerhaft ab. »Nach meinem Dafürhalten ist er nicht besser und nicht schlechter untergebracht als die meisten anderen Pferde in Mayfair.«
    »Osiris ist weder ein Kutsch- noch ein normales Reitpferd, sondern ein kostbares Rennpferd von ausgezeichneter Abstammung.« Spencer warf seinem Gegenüber einen schneidenden Blick zu. »Aber gut, ich darf sicher nicht erwarten, dass jemand wie Sie das versteht.«
    Eine ärgerliche Röte überzog Bellamys Wangen, wobei das Rot einen gelungenen Kontrast zu dem violettblau unterlaufenen Mal auf seiner linken Wange bildete. Der Mann war spielend leicht zu provozieren, wenn man seinen Schwachpunkt kannte, nämlich bitterer Neid.
    »Verstehe«, versetzte Bellamy hitzig. »Nur der blaublütige Mob kann ein Pferd exzellenter Abstammung erkennen, das meinten Sie doch damit, oder?«
    Spencer zuckte wegwerfend mit den Schultern. Seine Herkunft hatte nichts damit zu tun, dass er genau wusste, was das Beste für sein Pferd war.
    »Es ist nicht einfach, einen Hengst wie Osiris richtig zu behandeln. Er wurde für die schnellsten Rennen überhaupt trainiert. Als Champion wurde er mit Aufmerksamkeit überschüttet und verwöhnt. Hinzukommt, dass er nicht kastriert ist und deswegen einen starken natürlichen Fortpflanzungstrieb hat. Er ist eben ein stolzer, temperamentvoller Hengst, und als solcher langweilt er sich schnell. Ohne ansprechendes Training und die Möglichkeit, sich als Deckhengst zu vergnügen, verliert sich diese überschäumende Energie. Dann wird er launisch, unberechenbar und eigensinnig.«
    Ashworth blickte Bellamy fragend an.
    »Empfinde ich das bloß so, oder wird dieses Gespräch unangenehm persönlich?«
    Spencer schäumte vor Wut.
    »Ich meinte damit nicht mich, Sie Idiot.«
    Ashworth schaute ihn gespielt unschuldig an.
    »Aber natürlich nicht, Mylord«, und fügte spitz hinzu: »Aber es würde ein paar Dinge erklären.«
    »In der Tat«, betonte Bellamy. Er tippte mit dem Finger auf seine blutunterlaufene Wange.
    »Ich dachte da mehr an die Blitzheirat Seiner Lordschaft«, wandte Ashworth ein. »Wenn ich einmal logisch folgern darf, sollte sich Morlands Laune bis morgen Vormittag dramatisch gebessert haben.«
    »Es reicht jetzt.« Spencer kämpfte mit seiner Beherrschung. »Ihnen wird das Lachen noch vergehen, wenn Osiris vorzeitig stirbt.«
    Darauf wurden die beiden Männer hellhörig.
    Bellamy pfiff leise durch die Zähne.
    »Sie sind ein ganz Brutaler, was?«
    »Verdammt, das war keine

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