Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein verfuehrerischer Tanz

Ein verfuehrerischer Tanz

Titel: Ein verfuehrerischer Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Dare
Vom Netzwerk:
die Tat ansprach, und flüchtete auf eine Terrasse? Oder steckte er eher den Hinterbliebenen des Opfers eine hohe Geldsumme zu, heiratete die Einzige, die Zeugin seines verräterischen Verhaltens geworden war, und verließ mit ihr Knall auf Fall die Stadt?
    Sie schlug die Hände vors Gesicht. Was hatte sie nur getan?
    Sie schnellte vom Bett hoch. Vielleicht war es noch nicht zu spät. Die Ehe war noch nicht vollzogen. Sie konnte sich in Laurents Haus flüchten und eine Annullierung beantragen. Sie stand auf, warf sich ein Tuch um die Schultern und öffnete das Fenster. Für eine Frühsommernacht war es empfindlich kühl. Wenn sie es schaffte, den Angestellten zu entwischen, eine Droschke zu finden …
    Nein, eine Flucht war viel zu gefährlich, und Amelia war schließlich nicht auf den Kopf gefallen. Ganz gleich, was Morland getan hatte, er war bestimmt keine Gefahr für ihr Leben. Das konnte sie von den dubiosen Gestalten, die nachts die dunklen Londoner Straßen unsicher machten, nicht behaupten.
    Und wenn sie Laurent heimlich eine Notiz schickte, dass er sie mit seinem Landauer abholen sollte? Ja, das war eine fabelhafte Idee. Sie würde einen Diener bestechen, damit er die Nachricht abgab, ohne dass Seine Hoheit davon erfuhr. Wenn das nicht klappte, konnte sie Übelkeit vortäuschen und darum bitten, einen Arzt kommen zu lassen. Es war noch nicht zu spät. Es war erst – sie spähte zu der Uhr, die auf dem Kaminsims stand …
    Zwölf.
    Eine Tür knarrte, und Amelia fuhr zusammen.
    Der Herzog kam durch die Verbindungstür, die zu seinen Gemächern führte, und Amelia presste eine Faust auf ihren Mund, um einen nervösen Lachanfall zu unterdrücken. Warum war sie nicht gleich darauf gekommen? Logisch, dass er um Mitternacht kam und keine Minute früher.
    Immerhin war er der Duke of Midnight.
    Wie romantisch. Er stand im Türrahmen, lediglich mit einem Hemd und einer weiten Hose bekleidet, und musterte sie durchdringend. Offenbar hatte er gerade gebadet, denn seine Haare waren noch feucht. Seine dunklen, ungebändigten Locken glänzten im warmen Schein des Kaminfeuers. Amelias Blick glitt von einem Körperteil zum nächsten – von seinem muskulösen Bizeps über den Streifen Brusthaar, das sich in seinem offenen Hemdkragen kräuselte, zu seinen nackten Füßen. Er war unbeschreiblich attraktiv.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er und zog skeptisch eine Braue hoch. Er hatte vermutlich nicht damit gerechnet, dass seine junge Frau am offenen Fenster stehen würde, eine Hand vor ihren Mund gepresst, als hätte sie sich gerade übergeben.
    Amelia überlegte fieberhaft. Sollte sie so tun, als wäre ihr übel geworden? Sich den Bauch halten, stöhnend zu Boden sinken und sich in Krämpfen winden, bis ein Arzt oder ihr Bruder zur Rettung eilte? Seufzend entschied sie sich dagegen. Sie war noch nie eine gute Lügnerin gewesen.
    »Mit mir ist alles in Ordnung«, antwortete sie langsam. »Mich plagten bloß ein paar verwirrende Gedanken. Und die Vögel stören mich.«
    »Die Vögel?« Er spähte aus dem Fenster.
    »Die Stickerei auf dem Baldachin«, klärte sie ihn auf.
    Er warf sich aufs Bett und legte sich auf den Rücken. Die Matratze protestierte laut quietschend.
    »Ja, ich seh’s«, murmelte er. Er verschränkte die Hände hinter dem Kopf und starrte an den Betthimmel. »Wirklich störend, die Viecher. Sollen das etwa Raubvögel sein?«
    »Nein, wohl eher Kraniche.«
    »Kraniche?« Er drehte den Kopf halb zur Seite, um die Stickereien aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.
    Verlegen senkte Amelia die Lider. Es kam ihr irgendwie unschicklich vor, ihn dauernd anzustarren, während er sich auf dem Bett fläzte, maskulin und muskelbepackt. Zumindest weckte sein Anblick unschickliche Gedanken bei ihr.
    »Wie dem auch sei«, meinte er, »wenn wir das nächste Mal hier sind, sind die Dinger weg. Darauf kannst du Gift nehmen. Ich finde so was beleidigend in deinem Schlafzimmer.«
    »Ich weiß nicht, ob ich es als Beleidigung auffasse. Es ist wohl eher eine Beleidigung für jeden Kranich.«
    »Nein, es ist eine Beleidigung für jeden, der Augen im Kopf hat. Und ganz besonders für dich.«
    »Wieso für mich?«
    »Weil du fantastisch mit Nadel und Faden umgehen kannst, oder?«
    »Ich denke schon.« Verwundert faltete Amelia die Hände vor dem Bauch. Sie war stolz auf ihre feinen Stickereien, aber woher wusste er das?
    Ach ja, richtig. Das Taschentuch. Sie fragte sich im Stillen, ob er es noch hatte. Was ist eigentlich los

Weitere Kostenlose Bücher